Eindhoven. Am Samstag um 16 Uhr trifft der VfL Wolfsburg im Endspiel um die Frauenfußball-Königsklasse auf den FC Barcelona. Alles Wichtige in Kürze.

In wenigen Stunden ist es soweit: Die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg gehen auf die Jagd nach ihrem dritten Titel in der Champions League nach 2013 und 2014. Am Samstagnachmittag trifft die Mannschaft von Trainer Tommy Stroot im Stadion der PSV Eindhoven auf den spanischen Meister FC Barcelona. Im Vorfeld des wichtigsten Klubspiels auf europäischer Ebene beantworten wir die wichtigsten Fragen...

Mehr zu den Fußballerinnen des VfL Wolfsburg:

Wie stehen Wolfsburgs Chancen?

Der VfL sieht sich selbst als Außenseiter, schiebt die Favoritenrolle offenbar ganz gerne zum Gegner. Abgesehen von Olympique Lyon hat zwar keine Mannschaft die Champions League in der vergangenen Dekade so sehr geprägt wie die Wolfsburger. Aber Barcelona steht in den vergangenen fünf Jahren bereits zum vierten Mal im Finale. Der einzige Sieg gelang den Katalaninnen 2021. Auch wenn manches für Barca sprechen mag: In einem Spiel kann der VfL das Star-Ensemble knacken.

Wie liefen die bisherigen Vergleiche?

2013/14 setzte sich der VfL relativ locker im Viertelfinale durch (3:0, 2:0), im Halbfinale des Finalturniers 2020 hatten die Grün-Weißen schon Dusel, als sie durch Fridolina Rolfös Tor mit 1:0 gewannen. Im Vorjahres-Halbfinale schied Wolfsburg erstmals gegen Barca aus, verlor das Hinspiel vor der Frauen-Weltrekord-Kulisse von 91.648 Fans im Camp Nou mit 1:5, das 2:0 im Rückspiel reichte nicht mehr.

Wo kann ich die Partie verfolgen?

Streaminganbieter Dazn ist TV-Partner der Uefa, überträgt seit der Einführung der Gruppenphase 2021 alle Spiele, und das inklusive dieser Saison auch komplett kostenlos via Youtube-Kanal. Das Endspiel wird aber auch im ZDF zu sehen sein. Los geht’s hier um 15.45 Uhr, kommentieren wird Claudia Neumann. Dazn startet mit seiner Vorberichterstattung um 15.30 Uhr, als Expertinnen sind die Ex-VfLerinnen Almuth Schult und Turid Knaak dabei. Christina Rann kommentiert.

Die Aufmerksamkeit für Wolfsburgs Alexandra Popp ist im Zuge der EM in England 2022 noch einmal um ein Vielfaches gestiegen.
Die Aufmerksamkeit für Wolfsburgs Alexandra Popp ist im Zuge der EM in England 2022 noch einmal um ein Vielfaches gestiegen. © dpa | Martin Meissner

Wer sind die Stars der Finalisten?

Bei beiden kann nahezu jede Spielerin dieses Duell mit einer Aktion entscheiden. Alexandra Popp hat für den Frauenfußball in Deutschland mit der starken Europameisterschaft eine noch prägendere Rolle eingenommen, sie heimst das ganze Jahr über schon persönliche Auszeichnungen für ihre Leistung und Art auf und neben dem Platz ein. Sie wurde in der Bundesliga Torschützenkönigin (16 Treffer). Ewa Pajor führt diese Rangliste in der Königsklasse in dieser Saison mit acht Toren an.

Beim spanischen Meister sticht die zweifache Weltfußballerin Alexia Putellas heraus, die nach einem Kreuzbandriss aber erst seit gut einem Monat wieder spielt. Ebenfalls bärenstark: Die frühere VfLerin Caroline Hansen, die in ihrer norwegischen Heimat Superstar-Status hat.

Mit Fridolina Rolfö und Ingrid Engen spielen zudem zwei weitere frühere Wolfsburgerinnen inzwischen beim spanischen Abomeister. Der VfL hat keine Spielerin mit Barca-Vergangenheit im Kader – aber einen großen Barcelona-Fan: Jill Roord, die im vergangenen Jahr fast dorthin gewechselt wäre und ihre Zuneigung auch nicht versteckt. Stroot reagierte am Freitag ganz gelassen auf eine Frage in diese Richtung, sagte: „Das ist für uns keine Neuigkeit, dieses Ziel hatte sie schon, als wir beide bei Twente Enschede waren. Barcelona hat insofern ein Problem, als dass Jill bei uns spielt.“ Die niederländische Offensivspielerin traf in beiden Vorjahres-Halbfinals.

Wie viele Fans sind am Samstag im Stadion?

Kontinentalverband Uefa meldete zweieinhalb Wochen vor dem Finale ausverkauft – es ist das erste Mal, dass dieses europäische Endspiel vor komplett vollem Haus stattfindet. Die 34.200 Zuschauer am Samstag bedeuten zudem einen Fan-Rekord in den Niederlanden. Rund 5000 Fans aus Wolfsburg werden dabei sein – so viele wie wohl noch nie bei einem VfL-Frauen-Spiel im Ausland. Laut Barca begleiten rund 8000 Fans die Blaugrana, der katalanische Klub rekrutiert seine Fans allerdings aus der ganzen Welt.

Der FC Barcelona beim Abschlusstraining am Freitag. Rund 8000 Fans begleiten den spanischen Meister, 5000 werden aus Wolfsburg dabei sein.
Der FC Barcelona beim Abschlusstraining am Freitag. Rund 8000 Fans begleiten den spanischen Meister, 5000 werden aus Wolfsburg dabei sein. © dpa | Martin Meissner

Für wen sind die niederländischen Zuschauer?

Schwer zu sagen. Der VfL hat mit Dominique Janssen, Jill Roord und Lynn Wilms drei niederländische Spielerinnen im Kader, Trainer Stroot hat fünf Jahre Twente Enschede gecoacht, war auch schon Experte im niederländischen TV. Aber: Gerade Barcelona ist in den Niederlanden seit Johan Cruyffs Tagen sehr beliebt. „Viele Leute werden für Barcelona sein, aber es werden auch viele für uns sein. Ich freue mich sehr darauf und hoffe, es wird ein tolles Spiel werden“, sagt Janssen, eine von drei VfL-Kapitäninnen. Sie ist ganz in der Nähe von Eindhoven aufgewachsen, erinnert sich: „Ich habe mein allererstes Spiel in diesem Stadion gesehen. Früher sind wir in der Freizeit in den Zug gestiegen und waren eine halbe Stunde später in Eindhoven.“

Wer pfeift die Partie?

Schiedsrichterin ist Cheryl Foster aus Wales. Die 42-Jährige hat bereits Spiele mit VfL-Beteiligung gepfiffen. In der laufenden Saison das 1:1 im Viertelfinal-Rückspiel gegen Paris St. Germain, inklusive (korrektem) VAR-Entscheid gegen Paris wegen einer knappen Abseitssituation beim Stand von 0:0. Auch das 2:0 Wolfsburgs gegen Barcelona vor gut einem Jahr pfiff die Waliserin, das reichte allerdings bekanntlich aus VfL-Sicht nicht zum Weiterkommen. Für Foster ist es das erste Endspiel. Auch der Video Assistant Referee (VAR) kommt in Person von Massimiliano Irrati (Italien) wie in der gesamten K.o.-Runde zum Einsatz.

Im vergangenen Jahr kamen die VfL-Fußballerinnen und Coach Tommy Stroot als nationaler Doublesieger zum Wolfsburger Rathaus. Bringen sie in diesem Jahr neben dem DFB-Pokal auch die Champions-League-Trophäe mit?
Im vergangenen Jahr kamen die VfL-Fußballerinnen und Coach Tommy Stroot als nationaler Doublesieger zum Wolfsburger Rathaus. Bringen sie in diesem Jahr neben dem DFB-Pokal auch die Champions-League-Trophäe mit? © regios24 | Darius Simka

Was passiert nach der VfL-Rückkehr?

Unabhängig vom Ergebnis am Samstag steigt am Sonntag (ab 15.30 Uhr) vor dem Wolfsburger Rathaus eine Saisonabschlussparty mit DJ und buntem Rahmenprogramm. Klar: Die Stimmung wird besser, wenn die VfLerinnen, die gegen 17 Uhr erwartet werden, den Henkelpott im Schlepptau haben. Den DFB-Pokal-Erfolg können sie aber jeden Fall feiern, es war der insgesamt zehnte für den VfL, der neunte in Serie. Um 17.30 Uhr trägt die Mannschaft sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Diese Feier hat schon Tradition, könnte angesichts des Booms im Frauenfußball an diesem Sonntag in neue Dimensionen vorstoßen.

Danach geht’s für die Spielerinnen erst mal in den Urlaub. Ab dem 20. Juni werden die meisten Spielerinnen bei ihren Nationalteams erwartet, mit denen sie in die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland starten. Zum vorläufigen Kader des DFB gehören zehn Wolfsburger Spielerinnen.

Mehr aus dem Wolfsburger Sport: