Wolfsburg. Die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg stehen in der Schlussphase gegen Bayern München mächtig unter Druck, halten aber Stand.

Alexandra Popp thronte mit Megafon auf dem Zaun vor der Nordkurve, die Spielerinnen des VfL Wolfsburg ließen sich feiern, machten die Welle mit den Fans – es herrschte am Sonntagnachmittag eine ausgelassene Stimmung in der Volkswagen-Arena. Das war in den 90 Minuten zuvor im Spitzenspiel gegen den FC Bayern München bei weitem nicht so. Nach verdienter 2:0-Führung ließen die Grün-Weißen den ärgsten nationalen Rivalen in der Schlussphase noch einmal herankommen, mussten mächtig zittern, dass sie nicht noch den Ausgleich kassieren. Doch vor der Wolfsburger Bundesliga-Rekordkulisse von 21.286 Fans hielt der VfL dem Bayern-Druck Stand, rettete den 2:1 (1:0)-Sieg über die Zeit.

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Die Wolfsburgerinnen konnten sich in der Schlussphase vielleicht auf zwei Dinge verlassen: Immer, wenn die Frauen in der VW-Arena spielen, dann gewinnen sie auch. Zuvor war das vier Mal in der Champions League gegen Arsenal (2 Mal), Potsdam und den FC Barcelona bereits der Fall gewesen. Da überrascht es dann auch nicht, wenn Jovana Damnjanovic den Ball eben an den Pfosten und nicht ins Tor köpfte (85.) oder dass Emilyne Laurent knapp vorbei zielte, statt noch auf 2:2 zu stellen (87.). In der Arena sind die VfLerinnen einfach unbesiegbar.

Umkämpftes Topduell: Alexandra Popp (rechts) gegen Bayerns Tainara.
Umkämpftes Topduell: Alexandra Popp (rechts) gegen Bayerns Tainara. © regios24 | Darius Simka

VfL hat seit 2008 nicht mehr zu Hause gegen die Bayern verloren

Und sie konnten sich darauf verlassen, dass die Bayern in Wolfsburg generell einfach nicht gewinnen können. Die letzte Niederlage gab’s im Herbst 2008, als der VfL noch keine Bundesliga-Spitzenmannschaft stellte.

Lange Zeit hatte es aber auch gar nicht so ausgesehen, als würden die Münchnerinnen dem Spitzenreiter wirklich gefährlich werden können. Bis auf eine gute Gelegenheit von Linda Dallmann in der 5. Minute hatten die Gäste wenig anzubieten. Der VfL diktierte in diesem Duell, in dem 15 aktuelle oder ehemalige Nationalspielerinnen im Laufe der Partie auf dem Platz standen, das Geschehen. Er fand sowohl über außen als auch mit richtig gut getimten langen Bällen von Innenverteidigerin Dominique Janssen immer wieder den Weg vors Tor.

Pajor trifft schon wieder gegen die Bayern

Gleichwohl war der Führungstreffer einer aus dem Kuriositätenkabinett. Ewa Pajor tankte sich über links in den Strafraum, wurde aber noch von Sarah Zadrazil gestört. Der Klärungsversuch der Münchnerin mündete in einem Pressschlag mit Pajor, welcher zur Bogenlampe wurde und sich hinter Bayern-Keeperin Maria Grohs ins Tor senkte – 1:0 für den VfL (41.).

Natürlich war es Pajor, der der Treffer gutgeschrieben wurde. In zwölf Spielen gegen die Bayern war es ihr zwölftes Tor gegen den Lieblingsgegner. Trainer Tommy Stroot sagte über seine polnische Topstürmerin: „Ewa hat eine wahnsinnige Mentalität und Qualität, das geht in jeder Trainingseinheit los, wenn man sie beobachtet und sieht, wie sie arbeitet.“ Große Spielerinnen, so der Trainer, bräuchten diese großen Spiele. Wenige Prozentpunkte, so Stroot, machten da den Unterschied aus – und sei es, beim Pressschlag nicht zurückzuziehen.

Stroot: Die letzten zehn Minuten waren sehr spannend

Svenja Huths Klasse war es dann nach knapp einer Stunde zu verdanken, dass die Wolfsburgerinnen nachlegten. Sie nahm einen zu kurz geratenen Klärungsversuch nach einer Ecke volley – 2:0 (58.). „Das ist ein sehr schönes Gefühl, vor allem, wenn das Stadion so laut wird“, sagte sie hinterher.

Da schien alles auf ein VfL-Fußballfest in diesem durchaus hart geführten Match hinauszulaufen. Doch weil die Wolfsburgerinnen einmal nicht aufpassten, war Nationalspielerin Klara Bühl komplett frei – nur noch 2:1. Es begannen bange Minuten, in denen die Gastgeberinnen ordentlich ins Schlingern gerieten – aber eben nicht fielen, sondern den Sieg über die Zeit brachten. Stroot sagte: „Die letzten zehn Minuten waren sehr spannend. Es war wichtig, dass wir solche Momente überstehen.“

Huth mahnt: Saison ist noch sehr lang

Und so durften sich die VfLerinnen feiern lassen vor einer richtig tollen Kulisse, die sie zum 2:1 in diesem Spitzenspiel trug. Und ganz nebenbei hat der VfL nach fünf Spielen bereits fünf Punkte Vorsprung auf den ärgsten Verfolger. Doch, so Huth: „Der Sieg war sehr wichtig, auch mit Blick auf die Tabelle. Aber die Saison ist noch sehr lang, wir müssen so konzentriert und fokussiert weitermachen.“

So sah’s auch Bayerns Bühl: „Wir haben den fünften Spieltag – wir machen uns da noch nicht so viele Gedanken drüber.“ Mit Blick auf einen möglichen Wolfsburg-Fluch sagte sie: „Es sind hier immer spannende Spiele, wenn der Ball statt an den Pfosten reingeht, ist der Fluch zu Ende.“ War er aber eben nicht. Und so half auch die gute Drangphase am Ende nicht, damit der VfL in diesem engen Spitzenspiel in der VW-Arena strauchelt.

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