Wolfsburg. Die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg haben nach dem klaren 6:0 gegen Meister Bayern München vier Punkte Vorsprung vor den letzten drei Spielen.

Jaaaaa! Das ist die Vorentscheidung im Bundesliga-Titelkampf – und zwar nach einer Machtdemonstration des VfL Wolfsburg! Die VfL-Fußballerinnen machten mit dem personell angeschlagenen Verfolger und Meister Bayern München am Sonntagnachmittag vor mehr als 3000 Zuschauern im AOK-Stadion kurzen Prozess, feierten einen auch in der Höhe verdienten 6:0 (3:0)-Erfolg. Drei Spieltage vor dem Ende hat die Mannschaft von Trainer Tommy Stroot vier Punkte Vorsprung auf die Münchnerinnen. In den verbleibenden Partien in Essen (20. April), bei Schlusslicht Jena (8. Mai, 16 Uhr) und gegen Leverkusen (15. Mai, 14 Uhr) kann eigentlich gar nichts mehr schiefgehen.

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Auf der Tribüne tummelte sich reichlich Frauenfußball-Prominenz: Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg war wie am Donnerstag beim 2:0 in der Champions League gegen den FC Arsenal wieder da. Auch Ex-Wolfsburgerinnen Sara Doorsoun (jetzt Eintracht Frankfurt) oder Lara Dickenmann (jetzt General Manager in Zürich) ließen sich den wohl vorentscheidenden Liga-Hit nicht entgehen.

Per Traumtor zur Führung im Spitzenspiel: Svenja Huth (rechts) erzielte das frühe 1:0 gegen Meister Bayern München.
Per Traumtor zur Führung im Spitzenspiel: Svenja Huth (rechts) erzielte das frühe 1:0 gegen Meister Bayern München. © regios24 | Darius Simka

Svenja Huth eröffnet Topspiel mit Traumtor

Stroot ließ fast die gleiche Aufstellung wie am Donnerstag von der Kette, tauschte hinten rechts zurück von Lynn Wilms zu Joelle Wedemeyer und im defensiven Mittelfeld, wo es für Lena Lattwein (muskuläre Probleme) offenbar nicht für den Kader gereicht hat. Alexandra Popp übernahm. Bei den Münchnerinnen entspannte sich die Corona-Lage, die unter der Woche gewütet hatte, leicht. Die Bank bekam Trainer Jens Scheuer aber wieder nicht voll, mit Sydney Lohmann hat es zumindest eine Spielerin neu erwischt.

Die Wolfsburgerinnen startete, wie man es gegen einen mutmaßlich müden Gegner machen muss, der knapp vier Tage zuvor mit ähnlichem Personal in Paris über 120 Minuten gehen musste. Die Gastgeberinnen hielten Tempo und Druck von der ersten Minute an hoch. Und dann schlug es auch noch früh ein – mit einem absoluten Traumtor: Svenja Huth kam über die rechte Seite, zog dann nach innen, verlud Guilia Gwinn und schloss mit einem Schuss in den Knick ab (8. Minute). Fast hätte der VfL gleich nachgelegt, Tabea Waßmuth warf sich in einen Befreiungsschlag von Keeperin Janina Leitzig, doch der Ball prallte knapp neben statt ins Tor ab.

Das Spitzenspiel bot viele rassige Duelle, so wie hier zwischen Sveindis Josndottir (rechts) und Bayerns Hanna Glas.
Das Spitzenspiel bot viele rassige Duelle, so wie hier zwischen Sveindis Josndottir (rechts) und Bayerns Hanna Glas. © regios24 | Darius Simka

Tabea Waßmuths Treffer wird zurückgepfiffen

Die Bayern blieben bei ihrer Qualität brandgefährlich. Saki Kumagai verlängerte eine Flanke auf Jovanna Damnjanovic, die völlig frei zum Kopfball vor Almuth Schult kam – aber der Versuch war zu zentral auf die Wolfsburger Torhüterin.

München versuchte es viel mit langen Bällen, doch die waren sichere Beute für die VfL-Defensive. Alexandra Popp prüfte ihre Keeperin mit einem Kopfball aufs eigene Tor. Im Anschluss konterten die Wolfsburgerinnen. Sveindis Jonsdottir machte auf der rechten Seite alles richtig – bis zur Vorlage für die mitgelaufene Felicitas Rauch, die Klara Bühl noch abfing. Und als Huth auf den zweiten Pfosten flankte und Waßmuth ins Netz köpfte, wurde abgepfiffen. Der Ball war der Wolfsburger Topstürmerin vom Kopf noch an den Arm gesprungen.

Wedemeyer und Waßmuth besorgen die Entscheidung zur Halbzeit

Doch dann legte der VfL nach: Jonsdottir zeigte auf der linken Seite, dass sie nicht nur furchtbar schnell ist, sondern auch richtig weit einwerfen kann. Popp verlängerte per Kopf, Wedemeyer köpfte aus kurzer Distanz ein. Und die Wolfsburgerinnen hatten noch nicht genug: Lena Oberdorf fing einen Abschlag von Glodis Viggosdottir im Mittelfeld ab, leitete direkt zu Waßmuth weiter, die völlig frei am Sechzehner lauern konnte und aus 18 Metern mit einem traumhaften Schlenzer zum 3:0 abschloss. Jonsdottir hatte sogar das vierte VfL-Tor in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit auf dem Fuß, wurde aber noch gestört.

Popp und Oberdorf machten Bayern-Demontage komplett

Die Gäste wechselten drei Mal zur Pause, unter anderem auch die Keeperin. Und sie machten etwas mehr Druck, während der VfL auf Konter setzte. Die beste FCB-Chance vergab Klara Bühl aus 18 Metern per Freistoß, ihr Abschluss geriet zu zentral, Schult riss rechtzeitig den Arm nach oben (65.).

Die Gäste wehrten sich nach Kräften, Damnjanovis Schuss strich knapp am langen Pfosten vorbei (73.). Doch der VfL war es, der nachlegen konnte. Flanke der eingewechselten Rebecka Blomqvist, Kopfball Popp – 4:0 (78.). Und die Wolfsburgerinnen hatten noch immer nicht genug. Nach einer Ecke traf Oberdorf im zweiten Versuch – 5:0 (81.). Ewa Pajor besorgte in der Nachspielzeit sogar das sechste Tor, es war ihr erstes Tor nach langer Verletzungspause.

So verrückt es klingen mag: Die Wolfsburgerinnen hätten sogar noch nachlegen können, doch auch so war es für die Bayern ein ganz schlimmer Nachmittag – und für den VfL der wohl entscheidende Schritt zur Meisterschaft.

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Bei den Frauen steht nun erst mal die Länderspielpause an. Am Ostersonntag (17. April, 12.30 Uhr) kommt es im DFB-Pokal-Halbfinale zum Auswärtsspiel bei den Bayern. Am Mittwoch, 20. April, um 19.15 Uhr wartet das drittletzte Liga-Spiel bei der SGS Essen, ehe es in der Champions League zum Halbfinal-Hinspiel zum FC Barcelona ins Camp Nou geht (23. oder 24. April).

Spiel kompakt:

VfL Wolfsburg: Schult – Wedemeyer, Hendrich, Janssen, Rauch – Popp, Oberdorf (86. Starke) – Huth (86. Knaak), Roord (75. Blomqvist), Jonsdottir (75. Wilms) – Waßmuth (59. Pajor).

Bayern München: Leitzig (46. Runarsdottir) – Glas, Kumagai, Viggosdottir, Gwinn (46. Beerensteyn) – Magull (46. Vilhjamsdottir), Zadrazil – Bühl, Simon (85. Landenberger), Schüller (66. Asseyi) – Damnjanovic.

Tore: 1:0 Huth (8.), 2:0 Wedemeyer (33.), 3:0 Waßmuth (39.), 4:0 Popp (78.), 5:0 Oberdorf (81.), 6:0 Pajor (90.+2)

Gelbe Karten: Rauch, Oberdorf / –.

Schiedsrichterin: Franziska Wildfeuer (Lübeck).

Zuschauer: 3037 im AOK-Stadion.