Wolfsburg. Der Trainer des VfL Wolfsburg sagt: „Wenn man oben mitspielen will, muss man mehr Geld in die Hand nehmen“. Das neue Ziel heißt Platz 7.

Niko Kovac will hoch hinaus. Kleine Brötchen zu backen, liegt dem Kroaten fern. Auch in Wolfsburg ist das eigentlich so. Das wurde schon im vergangenen Sommer deutlich, als der 51-Jährige als neuer VfL-Trainer vorgestellt wurde. Von Titeln hatte Kovac damals gesprochen. Klar, der ehemalige Profi kennt es nicht anders. Als Spieler holte er mit Bayern München und RB Salzburg ein Mal die deutsche und zwei Mal die österreichische Meisterschaft. Mit dem Rekordmeister wurde er überdies zwei Mal Weltpokal- und ein Mal DFB-Pokal-Sieger. Als Trainer stehen ein Meistertitel und zwei weitere Pokal-Erfolge in seiner Vita. Das sind schon ziemlich viele Titel für einen Briefkopf. Mit den Wölfen ist Kovac weit davon entfernt, eine Trophäe in die Vitrine stellen zu können. Aus dem Pokal-Wettbewerb sind die Grün-Weißen ausgeschieden. Und die Meisterschaft? Die ist ohnehin gar kein Thema.

Der VfL Wolfsburg hat seine Philosophie geändert

Aktuell rangiert der VfL auf Platz 7 der Fußball-Bundesliga. Seit fünf Pflichtspielen gab’s keinen Sieg mehr. „Man sieht schon, dass die sechs Mannschaften vor uns auch die sind, die es unter sich ausspielen werden“, sagt Kovac – und meint damit den Titel und die internationalen Ränge. Für diese Sphären „sind wir noch nicht so weit“. Obwohl – auch Rang 7 kann ja für Europa reichen. Und zwar dann, wenn der DFB-Pokal-Sieger schon über die Liga für das internationale Geschäft qualifiziert ist. Deshalb wollen die Grün-Weißen diese Position jetzt „verteidigen“, wie Kovac sagt.

Künftig sollen die Ambitionen aber gerne wieder steigen. „Wir wollen Spieler entwickeln, müssen aber auch versuchen, in den Wechselperioden Qualität nach Wolfsburg zu holen“, erklärt der Coach. Und dazu braucht es auch Geld. Von der Marschroute, Spieler mit allzu üppigen Offerten an den Mittellandkanal zu locken, ist der Klub vor einigen Jahren abgerückt. Vorbei sind die Zeiten, als die VW-Tochter noch Ablösesummen jenseits der 30- oder sogar 40-Millionen-Euro-Marke für Akteure wie Julian Draxler oder André Schürrle gezahlt hat. Die Transferpolitik ist zurückhaltender, gesünder geworden, als Jörg Schmadtke und Marcel Schäfer im Jahr 2018 das Ruder übernommen haben.

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Niko Kovac: Top-Mannschaften „investieren viel Geld“

Der VfL ist dazu übergegangen, junge Profis zu entwickeln. In der laufenden Spielzeit stellt er den zweitjüngsten Kader der Liga. Ganz ohne Spieler mit Erfahrung, die ihre Qualität bereits auf höchstem Niveau nachgewiesen haben, wird’s aber nicht einfach, höhere Ziele zu erreichen. Dessen ist sich auch Kovac bewusst: „Die Mannschaften, die in der Bundesliga konstant oben mitspielen, investieren viel Geld.“ Das aber liegt bekanntlich nicht auf der Straße. „Wir müssen das auch verdienen.“

Heißt: Die Wolfsburger müssen ihre Talente zu Geld machen – um in Qualität investieren zu können. „Wir werden im Sommer sicherlich Abgänge, aber sicher auch Zugänge haben“, sagt Kovac und fügt an: „Es ist schwierig, auf dem Markt die ganzen Diamanten zu finden, sie für fünf Millionen zu kaufen und für 50 Millionen zu verkaufen. Wenn man oben mitspielen will, muss man mehr Geld in die Hand nehmen.“

Platz 7 ist das Ziel

Im Sommer 2021 wäre eine Chance dagewesen, einen solchen „Diamanten“ mit üppigem Gewinn zu veräußern: Maxence Lacroix. Die Wölfe entschieden sich aber dagegen. Nach seiner starken Debüt-Saison in der Bundesliga wollte RB Leipzig mehr als 20 Millionen Euro für den Innenverteidiger auf den Tisch legen. Der VfL lehnte ab. Seither konnte der Franzose nicht mehr an sein Leistungs-Hoch anknüpfen. Dass heute ein Klub noch einmal eine solche Summe für Lacroix bietet, ist höchst unwahrscheinlich.

Im Sommer also hätte Kovac gerne noch etwas mehr fußballerische Qualität in der VW-Stadt. Bis dahin ist noch eine Saison zu Ende zu spielen. Und auch wenn sich der VfL-Trainer von den ganz großen Zielen verabschiedet hat, bleibt ja dennoch eine Karotte, die noch vor der Nase hängt. Klar, die Europa Conference League ist sicher nicht die schmackhafteste – aber dennoch eine, die es zu jagen lohnt. 13 Spiele stehen noch aus. Das nächste am Samstag beim 1. FC Köln (15.30 Uhr) – in dieser Spielzeit Teilnehmer des drittklassigen europäischen Wettbewerbs. „Wir müssen jetzt erstmal zusehen, dass wir Siebter werden“, sagt Kovac. Ein bisschen kleiner sind die Brötchen dann eben doch geworden. Die Realität will es so ...