Wolfsburg. Bei der 2:4-Niederlage gegen den FC Bayern München lässt der VfL Wolfsburg gute Chancen aus – und lässt sich in 19 Minuten abkochen.

Wenn der FC Bayern München in einer Ergebniskrise steckte, ist er immer gerne zum VfL Wolfsburg gekommen. So war es schon in der Saison 2018/19, als der Rekordmeister vier Pflichtspiele hintereinander nicht gewinnen konnte und mit einem 3:1 in der VW-Stadt zurück in die Erfolgsspur fand – mit dem heutigen VfL-Coach Niko Kovac als Trainer. Oder in der Spielzeit 2016/17. Damals zogen sich die Münchner mit einem 6:0-Kantersieg beim VfL aus einer fünf Partien anhaltenden Sieglos-Misere. Und auch in der laufenden Bundesliga-Punktrunde waren die Wölfe gerngesehener Aufbaugegner der Bayern. Seit dem Jahreswechsel gelang der Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann kein Liga-Sieg – bis zum Sonntag.

Aus Wolfsburger Sicht bedeutete die 2:4 (1:3)-Pleite dagegen die dritte Pflichtspielniederlage in Serie. Die wenigen Chancen, die sich gegen die Bayern bieten, müssen genutzt werden. Das gelang dem VfL im ersten Durchgang nicht wirklich. Nur einmal folgten sie diesem Grundsatz, um genau zu sein. Da spielten sie sich auf der linken Außenbahn sehenswert durch. Paulo Otavio, Mattias Svanberg und Jakub Kaminski waren daran beteiligt. Letzterer schob am Ende der Kombinationskette ins lange Eck der Bayern ein. Zuvor waren schon Svanberg und Patrick Wimmer denkbar knapp an flachen Hereingaben vorbeigerauscht. Einmal hielt noch Bayern-Keeper Yann Sommer per Flugeinlage.

Kingsley Coman und Thomas Müller bestrafen den VfL Wolfsburg

Als Kaminski kurz vor dem Pausenpfiff endlich eine der Chancen nutzen konnte, hatten die Münchner die Weichen längst auf Sieg gestellt. Zwei Mal Kingsley Coman und ein Mal Thomas Müller hatten den Rekordmeister nach 19. Minuten schon mit 3:0 in Front gebracht. Die Wolfsburger mussten teilweise Lehrgeld zahlen. Die Bayern nutzten ihren Platz im Mittelfeld, spielten sich die Hausherren zurecht – und nutzten ihrerseits ihre Chancen besser.

Mehr zum VfL Wolfsburg:

Kaminski übrigens war gar kein Teil der grün-weißen Startformation. Der Pole kam erst in der 30. Minute ins Spiel – für einen sichtlich angefressenen Maxence Lacroix. Der Franzose war nach seiner Auswechselung sofort in den Kabinentrakt geeilt. Josuha Guilavogui sprang von der Reservebank auf und folgte ihm. Der Routinier wollte wohl die Wogen glätten. Lacroix war nämlich einer Korrektur von Trainer Niko Kovac zum Opfer gefallen. Der hatte zunächst eine Dreierkette ins Rennen geschickt. Die aber war gegen die Bayern-Angriffe ein ums andere Mal hintendran. Der Coach stellte den Defensivverbund um – und brachte mit Kaminski einen weiteren Offensiven.

Wolfsburger Chancenwucher

Nachdem Svanberg wenige Minuten nach dem Wiederanpfiff die nächste dicke Chance hatte liegen lassen, bot sich für den VfL eine unerwartete Möglichkeit. Plötzliche nämlich waren die Wölfe in Überzahl. Joshua Kimmich hatte in der 54. Minute einen Konter unterbunden – und war im ersten Durchgang bereits verwarnt worden. Schiedsrichter Harm Osmers stellte den Nationalspieler vom Platz. Ging da also doch noch etwas für die Wölfe?

Die Kovac-Truppe hatte fortan naturgemäß etwas mehr vom Spiel. Der Chancenwucher ging aber weiter. So köpfte Ridle Baku Keeper Sommer den Ball aus fünf Metern in die Arme (61.).

Mattias Svanbergs Anschluss kommt zu spät

Und so wird’s eben nichts gegen die großen Bayern. Die machten stattdessen endgültig den Deckel drauf – in Person von Jamal Musiala. In der 73. Minute nutzte der Shootingstar ein erneutes Nickerchen der Wolfsburger – und lief Slalom um beinahe die gesamte VfL-Hintermannschaft, bevor er zum zwischenzeitlichen 1:4 vollendete. Zwar kam der VfL durch Svanberg (81.) noch einmal etwas näher heran, doch es half nichts mehr. Und das, obwohl der eingewechselte Yannick Gerhardt sogar noch den dritten Treffer der Grün-Weißen erzielte – dachten zumindest alle. Wegen eines Offensivfouls im Vorfeld erkannte der Schiedsrichter das Tor aber wieder ab.

So gut war der VfL nach der WM-Pause in die Restrunde gestartet. Die internationalen Ränge waren zum Greifen nah. Nach den klaren 6:0- und 5:0-Siegen gegen den SC Freiburg und Hertha BSC herrschte Aufbruchstimmung. Die ist nach den Niederlagen gegen Werder Bremen und Union Berlin und dem Bayern-Spiel sicher nicht gänzlich verflogen. Dennoch warten die Wölfe nun seit drei Pflichtspielen auf einen Sieg. Platz 6 – und damit der erste Europacup-Platz – ist wieder fünf Zähler entfernt. Noch ist das kein Grund zur Sorge. Aber die Kovac-Truppe muss nun wieder aufpassen, den Anschluss nicht zu verlieren.