Wolfsburg. Wir sind die Fans des VfL Wolfsburg: Die 29-Jährige Göteborgerin war bisher bei fünf Partien live vor Ort dabei. Der VfL gewann alle fünf.

Der eine kannte den VfL Wolfsburg schon, als noch am Elsterweg vor 1000 Zuschauern gespielt wurde, der andere entdeckte den Klub erst später für sich. Der eine begleitet ihn zu jedem Spiel, der andere drückt lieber aus der Heimat die Daumen. Aber sie alle eint die Liebe zu ihrem Verein. In einer Serie stellen wir Fans der Grün-Weißen vor, die ihr Leben in besonderem Maße mit dem VfL verknüpfen. In diesem Teil geht es um Behnors Ohady.

Ziemlich genau 855 Kilometer liegen zwischen Wolfsburg und Göteborg. In der schwedischen Hafenstadt hat der VfL eine leidenschaftliche Unterstützerin. Die große Entfernung spielt für Behnors Ohady keine Rolle. Sie unterstützt die Wolfsburger seit mehr als zehn Jahren. Und ist manchmal ein wenig genervt von den Reaktionen der Schweden, die sie fragen: Warum? Wie ist das passiert? Ihre Antwort: „Ich finde, das Warum sollte gar keine große Rolle spielen. Andererseits verstehe ich die Nachfragen auch, weil es sehr ungewöhnlich ist, die Grün-Weißen hier in Schweden zu unterstützen. Aber ich war schon immer ein wenig anders und unangepasst. Daher macht das Sinn für mich.“

Aber die Zuneigung zum VfL entstand nicht nur aus einer kleinen Rebellion heraus. Sondern sie kam auch auf, weil sie einen Fallschirm suchte. „Ich entdeckte Wolfsburg in einer Zeit, in der es mir mental gar nicht gut ging“, sagt sie ganz offen. Das war vor etwa zwölf Jahren. Da fiel ihr bei der Europameisterschaft Diego Benaglio im Tor der Schweizer Nationalmannschaft auf. Sie machte sich schlau über ihn und stieß auf den VfL, bei dem Benaglio damals im Kasten stand. „Damit fing ich langsam an, den Klub zu verfolgen.“ Zunächst nur ein wenig, aber nach und nach wurde die Verbindung immer intensiver. „Seit 2009 habe ich fast jedes Spiel gesehen und bin bis heute dabei geblieben“, sagt Behnors Ohady.

Was zunächst lange Jahre eine virtuelle Fernbeziehung blieb, veränderte sich 2019. Die Göteborgerin reiste mit einer Freundin nach Berlin, wo sie einen VfL-Sieg bei der Hertha sah. Am 34. Spieltag der vorigen Saison war sie dann erstmals in der VW-Arena und jubelte über den historischen 8:1-Sieg gegen den FC Augsburg. Den höchsten Bundesliga-Erfolg der Vereinsgeschichte, der die Wolfsburger in die Europa League beförderte. „Ich hätte mir meinen ersten Besuch in Wolfsburg nicht schöner vorstellen können.“ Der Grund, warum Behnors Ohady so lange auf einen Deutschland-Besuch warten musste: Sie hat Flugangst. Weil die Anziehung des VfL ungeachtet dessen immer stärker wurde, suchte sie nach Alternativen. „Mit der Bahn ist die Reise in Ordnung“, sagt sie. „Obwohl die Fahrten je knapp zwölf Stunden dauern, ist es den Aufwand jedes Mal wieder wert.“ Auch in diesem Jahr war sie bereits bei einer Partie dabei. „An meinem 29. Geburtstag war ich in Paderborn und habe den VfL dort mit 4:2 gewinnen sehen.“ Immer wenn sie da ist, gewinnen die Grün-Weißen. Behnors Ohady ist die VfL-Glücksbringerin aus Schweden.

Ihre Fähigkeit als Glücksbringerin hat sie auch in ihrer Heimat bereits unter Beweis gestellt. Denn zwei VfL-Partien in Schweden gab es in den vergangenen Jahren. Und Behnors Ohady war natürlich beide Male live dabei. „Ich habe Freudentränen vergossen, als ich hörte, dass mein Team zu mir kommt“, sagt sie. Erst traten die Grün-Weißen im Sommer 2016 zu einem Testspiel gegen Malmö FF an, das sie mit 1:0 gewannen. „Das war mein allererstes Fußballspiel im Stadion überhaupt“, sagt sie. Und dann kam die Europa-League-Zwischenrunde in dieser Spielzeit, in der sich der VfL mit einem 2:1 in Wolfsburg und dann mit einem 3:0 in Malmö durchsetzte. „Das war ein großartiger Tag“, sagt die 29-Jährige. „Endlich konnte ich hautnah dabei sein und dem Team applaudieren. Schweden wird für Wolfsburg somit in guter Erinnerung bleiben, hoffe ich.“

Fünf Spiele, fünf Siege – Behnors Ohady darf sich getrost als Glücksbringerin bezeichnen. Die einzige VfL-Anhängerin in Schwedin ist sie aber nicht. „Es gibt ein paar, aber nicht viele“, sagt sie. Leistet sie Überzeugungsarbeit? Nicht bewusst und aktiv, sagt sie. Doch ihren Onkels hat sie Wolfsburger Kaffeetassen geschenkt, ihre Nichte bekam ein paar Kindersachen vom VfL. „Vielleicht versuche ich doch, sie heimlich zu Wolfsburg-Fans zu erziehen“, sagt sie. Noch mehr Glücksbringer aus Schweden können schließlich nicht schaden.