Wolfsburg. Der 23-Jährige kann nach einem Jahr in Wolfsburg endlich sein, was er eigentlich ist. „Ich bin schon immer der Spaßvogel.“

. Im Dezember reist erstmals die Verantwortliche nach Wolfsburg, die William zum Fußballprofi gemacht hat: seine Oma. Der 23 Jahre alte Außenverteidiger wuchs mit seinen sieben Geschwistern bei ihr auf. „Sie weiß mehr über Fußball als jeder andere Mensch, den ich kenne“, sagt der Brasilianer. „Sie liebt den Fußball.“ Und seine Oma wird wie die meisten Beobachter des Bundesligisten festgestellt haben, dass ihr Enkel mittlerweile ein ganz fester Teil des VfL geworden ist – mit einem Jahr Wartezeit: Prinz William ist angekommen.

William kam im Sommer 2017 nach Wolfsburg, in einer Zeit, als der VfL nach der überstandenen Relegation gegen Braunschweig den Neuaufbau anging, daran aber scheiterte, weil ein stabiles Fundament fehlte. Halt-, hilf- und führungslos taumelte die Mannschaft von einer Verlegenheit in die nächste. Und mittendrin William, der nicht verstand, was in der VW-Stadt abging. Im Training sah er, was das Team eigentlich kann. Auf dem Rasen aber war es, als verdrehten sich die Beine vor Angst und Unsicherheit. Andries Jonker musste gehen, Martin Schmidt ging von sich aus. Beide Trainer hatten für William keinen echten Platz im Team gefunden. „Es war sehr schwer für mich, die Spiele von der Bank aus zu beobachten. Das kannte ich vorher nicht. Ich will agieren, gestalten, helfen“, sagt er. Erst Bruno Labbadia fand einen echten Zugang zu dem jungen Brasilianer. Der wurde schnell unverzichtbar für den neuen Trainer. Zwar auf der linken und nicht wie sonst auf der rechten Abwehrseite. „Aber ich war froh, dass ich überhaupt auflaufen durfte. Ich hätte auf jeder Position gespielt.“ So erarbeitete sich William das Vertrauen Labbadias. Und er wuchs daran. Dieser Zuspruch des Trainers bestätigte die Einstellung den Brasilianers. Wird er gefragt, woran es liegt, dass er nun ein ganz fester Teil des VfL ist, begründet er das mit „trabajo mucho“, viel Arbeit. Und was hat sich verändert? „Alles. Ich fühle mich anders. Ich spiele mehr. Der Trainer gibt mir viel Vertrauen, die Mitspieler auch. Meine Familie und ich fühlen uns zudem sehr wohl in Wolfsburg, wir haben uns an das Leben in Deutschland gewöhnt.“ Der Lohn: Keine Minute hat er in dieser Saison bisher verpasst. „Ich habe viel gearbeitet, um mir diese 90 Minuten zu verdienen. Es ist das Größte für mich zu spielen. Ich ruhe mich nicht aus. Schon in der Vorbereitung habe ich alles gegeben, damit ich bereit bin, jedes Spiel über 90 Minuten machen zu können. Ich würde am liebsten die ganze Saison durchspielen“, sagt er mit der breiten Brust eines unangefochtenen Stammspielers.