Wolfsburg. Die Wolfsburgerinnen bekommen es mit einer HSG Osnabrück zu tun, die mit nur vier Feldspielerinnen anreist. Teilweise wird Zwei-gegen-Zwei gespielt.

Ein Schützenfest zum Saisonstart: Besser hätte der Oberliga-Auftakt für die Handballerinnen des VfL Wolfsburg kaum laufen können. Könnte man meinen. Doch der 52:24 (25:10)-Kantersieg gegen die HSG Osnabrück hat einen Beigeschmack. Das neuformierte „Hurricanes“-Team sah sich einem Gegner gegenüber, der am Spielende mit nur noch drei Feldspielerinnen auf dem Platz stand.

Die Aussagekraft der Tabelle zu diesem Zeitpunkt der Saison ist sehr eingeschränkt. Allein aus den Ergebnissen des ersten Spieltags lässt sich noch kaum etwas ableiten. Doch vollkommen übergehen sollte man die Oberliga-Momentaufnahme nicht. Einige Resultate sind bemerkenswert. So musste sich die TV Hannover-Badenstedt II, Vizemeister der vergangenen Spielzeit, dem SV Altencelle, Drittliga-Absteiger, geschlagen geben. Altencelle setzte mit dem Sieg im Spitzenspiel ein Zeichen. Aufhorchen ließ aber auch der VfL Wolfsburg. Den „Hurricanes“ gelang der mit Abstand höchste Sieg des Wochenendes.

Was die Tabelle aber eben verschweigt, ist, wie der deutliche Heimerfolg des VfL zustandegekommen war. Die Zuschauer verfolgten eine Begegnung, die über weite Strecken an ein Trainingsspiel erinnerte. „Wir haben die gesamte zweite Halbzeit ein Drei-gegen-Drei gespielt“, berichtete VfL-Coach Christoph Geis. Hintergrund der dezimierten Formationen war nicht etwa, dass es Zeitstrafen gehagelt hatte. Die Erklärung lag in der Personalnot, die die HSG Osnabrück – offenbar kurzfristig – erfasst hatte.

Verlegungsantrag kommt zu spät

Eine Anfrage der Westniedersachsen auf Spielverlegung lehnten die Wolfsburger Verantwortlichen ab. „Der Antrag kam sehr spät. Wir hätten keinen passenden Ausweichtermin mehr gefunden“, erklärte Geis. „Wir wissen, dass die Osnabrücker eine Reserve und mehrere Jugendteams haben. Wir sind davon ausgegangen, dass sie ihre Mannschaft auffüllen.“ Geis war mit seinem Team fast an jedem Wochenende der vergangenen Oberliga-Rückrunde in der Situation gewesen, Spielerinnen aus der „Zweiten“ oder A-Jugend ins Aufgebot der „Ersten“ zu ziehen. „Für mich ist es nicht nachvollziehbar, mit nur fünf Spielerinnen anzutreten.“

Vorwürfe gegen den VfL, nach denen Wolfsburg darauf aus gewesen sei, von der Personallage in Osnabrück zu profitieren, wies Geis entschieden zurück. „Das lasse ich nicht gelten. Wir hatten in der vergangenen Saison monatelang mit Problemen dieser Art zu kämpfen.“ Eine Spielverlegung sei zudem kaum terminierbar gewesen. „Das Spiel hätte dann unter der Woche stattfinden müssen. Die lange Anreise war die HSG aber werktags nicht bereit zu machen.“

So fand die Begegnung wie geplant statt. Osnabrück reiste mit nur vier Feldspielerinnen und einer Torfrau an. Wolfsburg empfing die Gäste mit voller Bank. „Das war uns fast schon unangenehm“, sagte VfL-Mannschaftssprecherin Fabienne Kohn. „Die Situation war sehr merkwürdig. Wenn wir gewusst hätten, dass Osnabrück mit nur fünf Spielerinnen kommt, hätten wir verlegt.“ Und es kam noch schlimmer für die Gäste. Im Laufe der ersten Hälfte verletzte sich eine HSG-Akteurin. Es blieben drei einsatzbereite Feldspielerinnen. Der VfL hatte sich zu dem Zeitpunkt bereits weit abgesetzt und entschied, eine weitgehende Chancengleichheit herzustellen. „Wir haben in der zweiten Hälfte auch nur noch zu dritt gespielt“, erklärte Kohn. „Wenn es Zeitstrafen gab, standen wir uns im Zwei-gegen-Zwei gegenüber. Das war sehr seltsam.“

Die Räume geschickt genutzt

Auch wenn eine numerische Ausgeglichenheit herrschte, waren die Gastgeberinnen noch immer im Vorteil. „Wir konnten munter wechseln“, sagte Geis. „Ich konnte stets frische Spielerinnen bringen.“ Der VfL dominierte die Partie nach Belieben. „Das Drei-gegen-drei üben wir im Training oft genug. Dass wir damit klarkommen würden, kam nicht überraschend“, erklärte Geis. Seine Mannschaft nutzte die sich bietenden Räume geschickt und tat einiges fürs Torverhältnis.

Doch in Feierlaune war weder Trainer Geis noch sein Team. „Wir haben uns nach der Begegnung noch mit den HSG-Spielerinnen unterhalten und uns entschuldigt. Das war ein Saisonauftakt, den wir uns alle anders vorgestellt hatten“, sagte Kohn. Die Wolfsburgerinnen hätten die zwei Punkte lieber gegen einen besser aufgestellten Gegner geholt. Geis’ Bilanz: „Das war ein emotional schwieriger Saisonstart.“

VfL: Walczak – Schmidt, Kruck (5), Kohn (13), Rühling (3), Behrens (6), Mudrow (6), Köllner (2), Paul (4), Märsch (5), Tauker (2), Klauenberg (3), Meyer, Pleiß (3).