Wolfenbüttel. Die Hallenturnier-Stadtmeisterschaft in Wolfenbüttel am Samstag endet mit einem Eklat. Einen Sieger gibt es nicht. Das ist passiert.

Fassungslosigkeit herrschte am Samstag in der Sporthalle an der Ravensberger Straße. Die 34. Auflage der inoffiziellen Wolfenbütteler Stadtmeisterschaft im Hallen-Fußball, sie endete vorzeitig und für alle Spieler und Zuschauer mit einem Schock. Nach einem Angriff auf den Schiedsrichter beim zweiten Halbfinale zwischen dem MTV Wolfenbüttel und dem SV Wendessen wurde das Turnier abgebrochen.

Es war das erste Mal, dass dieses Traditionsturnier auf diese Weise endete. Finalist Arminia Adersheim und der MTV einigten sich nach einer längeren Lagebesprechung darauf, sich den Pokal zu teilen.

Die Meesche-Kicker führten mit 3:0 gegen Wendessen, hatten aber gerade einen Gegentreffer kassiert. Nach einer Diskussion zwischen einem Wendesser und dem Schiri sprach der Unparteiische eine Zeitstrafe aus. In dem Moment sprang ein verletzter Spieler der ersten Wendesser Herren-Mannschaft (der Name ist der Redaktion bekannt), der als Zuschauer dort war, über die Balustrade und prügelte auf den Schiri ein. Das Spiel wurde sofort unterbrochen, der Übeltäter aus der Halle geführt.

Lage-Besprechung nach Schiri-Angriff in Wolfenbüttel – Turnier abgebrochen

Minutenlang war unklar, wie es weitergeht. Die Organisatoren des BV Germania Wolfenbüttel und weitere Führungspersonen des Vereins und der anderen Vereine hielten eine Lagebesprechung auf dem Hallenparkett ab. Dann griff Hallensprecher Rüdiger Reiche zum Mikro und verkündete die bittere Realität: Die Hallenmeisterschaft ist abgebrochen, es wird keine sportliche Entscheidung fallen. Die beiden Finalisten MTV und Adersheim einigten sich darauf, sich den Titel zu teilen.

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Der BV Germania ließ in einem Statement verlauten, es sei „durch diesen Vorfall leider nicht möglich gewesen“, die Hallenmeisterschaft sportlich zu beenden. Sämtliche Statistiken, wie etwa der Torschützenkönig, die Fairplay-Wertung oder auch die Bierwertungen, werden mit Stichpunkt nach der Vorrunde der Endrunde als beendet erklärt.

„Somit findet die 34. Stadtmeisterschaft ein unrühmliches Ende nachdem das Turnier auf dem Feld als eine der fairsten Stadtmeisterschaften in die Geschichte eingeht. An dieser Stelle möchten wir uns bei den Schiedsrichtern und den beteiligten Mannschaften für Ihre klare Kommunikation, Kooperation und das Verständnis bedanken“, heißt es in der Mitteilung des BVG.

SV Wendessen suspendiert den Übeltäter

Auch der SV Wendessen reagierte noch vor Ort und auf der Stelle. „Es ist bitter. Wir sind fassungslos“, sagte Fußball-Abteilungsleiter Lennart Meinberg und bat um Entschuldigung, betonte aber auch, dass der Übeltäter als Privatperson da war. „Er ist sofort suspendiert, sein Spielerpass entwertet“, erklärte Meinberg das Ergebnis einer Ad-hoc-Besprechung der Vereinsfunktionäre des SVW.

Auch der BV Germania betonte in seinem Statement: „Die beteiligten Vereine trifft hierbei keinerlei Schuld am Handeln eines einzelnen Zuschauers.“ Ähnlich äußerte sich der MTV in den Sozialen Netzwerken: „Wir verurteilen nicht den Verein SV Wendesse, sondern lediglich den Einzeltäter“, wird Teammanager Lars Pape darin zitiert.

MTV Wolfenbüttel und Arminia Adersheim hätten es gern auf dem Parkett ausgetragen

Sportliche Entscheidungen fanden somit nicht mehr statt. Die beiden Turniergewinner ließen sich aber die Stimmung nicht vermiesen und feierten trotzdem. Insbesondere die Adersheimer ließen sich von ihren Fans bejubeln. Arminia hatte 2020 bei der letzten Auflage des Turniers das Finale gegen den MTV verloren. „Nach unserem starken Auftritt im Halbfinale waren wir diesmal davon überzeugt, auch den MTV besiegen zu können. So hängen wir jetzt ein bisschen in der Luft“, sagte René Marktl, Torjäger der Arminia.

„Wir hätten natürlich gerne sportlich gewonnen, haben bis dahin ein perfektes Turnier gespielt. Die Entscheidung abzubrechen, war aber absolut richtig“, sagte Deniz Dogan, Coach des MTV. Für ihn sei klar: „Wir müssen den Schiedsrichtern den Rücken stärken.“

Auch Ivica Lukanic hatte sich seinen ersten Auftritt als Wolfenbüttels Bürgermeister bei der Stadtmeisterschaft wohl anders vorgestellt. Bevor er den Pokal an die beiden Finalisten überreichte, sagte er kurz nach dem Abbruch: „Ich bin erschüttert. Bis dahin war es ein großartiges Turnier. Es abzubrechen, war auf jeden Fall die richtige Entscheidung.“

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