Wolfsburg. In der Nacht zu Samstag steht der 33-Jährige zum letzten Mal als Profi auf dem Platz. Dann kehrt er zum VfL zurück.

. Marcel Schäfer überlässt dem Zufall nur ungern die Macht über seine nächsten Schritte. Daher überlegt er seine Zukunftsfragen ganz genau, plant kleinteilig und gewissenhaft. Das kann zwar auch mal dazu führen, dass er die Dinge zerdenkt. Aber die intensive Beschäftigung mit einem Thema bringt ihm zumindest die Gewissheit, dass er nicht überhastet agiert, sondern wohlüberlegt. Und daher kann er guten Gewissens sagen: „Ich freue mich riesig auf das, was kommt.“

Klar, der Spieler mit den meisten Bundesliga-Partien in der Geschichte des VfL Wolfsburg, kehrt am 1. Juli – und damit ein Jahr früher als zunächst geplant – in der Funktion des Sportdirektors zum Fußball-Bundesligisten zurück und wird an der Seite des neuen Geschäftsführers Jörg Schmadtke den Umbau des VfL vorantreiben. Zuvor allerdings steht ein Abschied an – der vom Fußballplatz. Denn am Freitagabend US-amerikanischer Zeit (1.30 Uhr MESZ) steigt das letzte Profispiel des 34-Jährigen. „Nervös“, sagt er, „bin ich nicht. Aber es ist schon ein komisches Gefühl, weil ich den Fußball so sehr liebe.“ Dieser Liebe muss er nun Lebewohl sagen. Seine Tampa Bay Rowdies, bei denen er seit März 2017 in der 2. Liga der USA kickt, empfangen im idyllischen nur einen Einwurf vom Meer entfernten Al-Lang-Stadium den Ligakonkurrenten Penn FC. Schäfer ist nach seinem Platzverweis aus der Partie gegen Atlanta United 2 wieder spielberechtigt und verspricht: „Ich werde spielen wie immer: mit Herz und Leidenschaft, werde Vollgas geben und alles raushauen.“ Wenn der Schiedsrichter die Partie dann nach 90 Minuten abpfeift, war’s das für den Linksfuß, dann endet sein 501. Pflichtspiel nach 16 Saisons. 312-mal spielte er für den VfL, 2-mal für dessen U23, 96-mal für 1860 München, 34-mal für die zweite Mannschaft der Löwen. Dazu kommen neun Länderspiele für den DFB sowie zwei Partien fürs „Team 2006“. Und in Florida bestreitet Schäfer am Freitag sein 46. Spiel für die Rowdies; sein 501. – und sein letztes.

Im Anschluss daran lädt der 34-Jährige seine Teamkollegen ins Hofbräuhaus, das nur wenige Minuten vom Stadion entfernt liegt, ein. „Außerdem habe ich noch etwas für die Jungs vorbereitet“, sagt Schäfer. Es gibt eine Auswahl deutscher Spezialitäten für die Rowdies, die dem Linksfuß nur positive Wünsche mit auf den Weg gegeben haben, als dieser ihnen seinen vorzeitigen Abschied offenbarte. „Das hat mich sehr gefreut. Ich denke, ich habe hier einen guten Eindruck sowohl auf dem Platz als auch außerhalb davon hinterlassen. Das gibt mir schon ein gutes Gefühl. Ich bin allen wirklich sehr dankbar dafür.“ Am Wochenende macht sich die Familie dann auf den Rückweg nach Wolfsburg. „Ich gehe“, sagt der 34-Jährige eindeutig, „mit einem guten Gefühl. Es war der perfekte Schritt.“

Beim Zweitliga-Team hatte Schäfer auf dem Rasen sofort eine Hauptrolle inne, erzielte viele Tore, legte regelmäßig Treffer seine Kollegen vor und kreierte unzählige Chancen. „Es war unglaublich schön, wieder wichtig zu sein“, sagt er. Aber er nimmt nicht nur sportliche Erfahrungen mit, sondern auch solche, die er außerhalb des Platzes gesammelt hat. Schäfer konnte sich an vielen Stellen des Klubs einbringen: in der Organisation, den sportlichen Planungen. Er blickte zudem bei Eishockey-, Football-, Baseball- und Basketballvereinen hinter die Kulissen. „Ich habe unglaublich viel aufgenommen, viele Gespräche geführt und Ideen gesammelt“, sagt er. Von diesen Erfahrungen soll vom 1. Juli an der VfL profitieren. Diesen Schritt macht Schäfer wohlüberlegt – wie immer.