Ankara. Die Billard-Spieler Marvin Heinrich und Dennis Lendeckel kommen bei der Europameisterschaft nicht über das Viertelfinale hinaus.

Eine bittere Niederlage mit Beigeschmack bleibt die größte Erinnerung für Marvin Heinrich und Dennis Lendeckel vom Billard-Sport-Club Salzgitter an die Europameisterschaft im Artistique-Billard im türkischen Ankara. Schon im Einzel hatten sich nicht alle Hoffnungen erfüllt, doch das Viertelfinal-Aus im Teamwettbewerb dämpfte die Stimmung enorm.

„Ich bin mit meinem persönlichen Abschneiden sehr zufrieden“, resümierte Dennis Lendeckel nach seiner Premiere auf der EM-Bühne. Gleich die Auftaktpartie brachte das erhoffe Erfolgserlebnis. Gegen den Österreicher Manfred Hekerle fuhr Lendeckel einen ungefährdeten 85:65-Sieg ein. Als zweiter Gegner wartete der Spanier Xavier Fonellosa, jeweils zweifacher Welt- und Europameister früherer Jahre. „Ich bin überhaupt nicht in das Match gekommen und Fonellosa hat wenig Angriffsfläche geboten, um den frühen großen Rückstand aufholen zu können“, fasste der Lebenstedter die klare Niederlage zusammen. Da Hekerle im letzten Duell dem Spanier ebenfalls unterlegen war, zog Lendeckel in die nächste Runde ein. In die hatte sich auch Vereinskamerad Marvin Heinrich gekämpft. Nach der Auftaktniederlage gegen den Spanier Sergio Sanchez angelte sich der Broistedter das Weiterkommen gegen dessen Landsmann Francisco Hernandez.

Für Lendeckel ist im Achtelfinale Schluss, Heinrich scheidet im Viertelfinale aus

Lendeckel bekam es im Achtelfinale mit dem Franzosen Michael Hammen zu tun, der die Vorrunde als Bester abgeschlossen hatte. Knapp drei Sätze lang verlangte Lendeckel dem Topfavoriten alles ab. „Erst, als ich die letzten beiden Figuren des dritten Satzes nicht löste, übernahm er erstmals die Führung“, beschrieb Lendeckel die entscheidende Situation. Denn im letzten Satz leistete sich Hammen keinen Ausrutscher und behauptete seinen Vorsprung.

Im Duell Deutschland gegen Frankreich gelang Heinrich parallel der Ausgleich. Der Vize-Europameister von 2023 ließ dem sichtlich mit Rückenschmerzen kämpfenden Kevin Tran, Vize-Europameister von 2022, mit hervorragenden 80 Prozent Trefferquote keine Chance. An diese Leistung konnte Heinrich im Viertelfinale jedoch nicht anknüpfen. Erneut ging es gegen den Spanier Sergio Sanchez, der auf konstant gutem Niveau agierte. Der Broistedter geriet früh in Rückstand und verpasste zu oft die Gelegenheit, den Anschluss herzustellen. Beim 129:158 war der Medaillentraum geplatzt.

Für Marvin Heinrich war bei der Billard-EM jeweils im Viertelfinale Feierabend.
Für Marvin Heinrich war bei der Billard-EM jeweils im Viertelfinale Feierabend. © oh | BSC Salzgitter

Die Medaille wollten sich Heinrich und Lendeckel gemeinsam im Teamwettbewerb holen. Als Team Deutschland I kämpften sich beide gegen die überraschend starke zweite Mannschaft Frankreichs mit 3:2 Sätzen ins Turnier. „Anders als im Einzel wurden nicht alle Punkte zusammengezählt, sondern wie im Tennis jeder Satz nur für sich gewertet“, erklärte Lendeckel das geänderte Spielsystem. Damit reichten zwei gewonnene Sätze gegen die Niederlande, um ins Viertelfinale einzuziehen. Schnell hieß es auch 2:1 für das BSC-Duo. Offenbar war mit dem abgefallenen Druck auch das lockere Händchen weg, denn am Ende wurde es eine 2:3-Niederlage für die Deutschen.

Heinrich/Lendeckel scheitern im Teamwettbewerb am späteren Europameister-Duo aus der Türkei

Die Strafe folgte auf dem Fuße, denn als Gruppenzweiter trafen Heinrich/Lendeckel im Viertelfinale auf die Top-Favoriten Haci Arap Yaman und Baris Cin aus der Türkei. Den ersten Satz holten sich die Gastgeber mit der letzten Figur und auch der zweite ging über die volle Distanz. Lendeckel verpasste den Satzball, sodass die Türken noch vorbeiziehen konnten. Cin riss im zweiten Versuch die Arme jubelnd in die Höhe. Dabei war nicht sofort klar, ob der Ball korrekt war. „Der Schiedsrichter hat länger überlegt und sich vermutlich vom Spielerjubel irritieren lassen, ehe er die Punkte gutschrieb“, nahm Lendeckel die vermeintliche Fehlentscheidung sportlich. Davon angestachelt drehten die Deutschen den Spieß um und stellten den Satzausgleich zum 2:2 her. Im fünften und entscheidenden Satz hatten die Salzgitteraner die Vorentscheidung zweimal vor Augen, vergaben aber. Wieder ging es bis zur letzten Figur. Heinrich scheiterte knapp am Matchball, sodass der Sieg an die Türken ging, die am Ende auch den Titel holten.