Torun. Die 72-jährige Leichtathletin von Union Salzgitter gewinnt mit der deutschen Mixed-Staffel Gold und wird zweimal Vize-Europameisterin.

Renate Richter vom SV Union Salzgitter brillierte bei den Hallen-Europameisterschaften der Leichtathletik-Senioren im polnischen Torun. Die fast 73-Jährige war mit den deutschen Sprintstaffeln und im Hochsprung erfolgreich und brachte gleich drei Medaillen mit nach Salzgitter-Bad – zwei silberne und eine goldene.

Gleich am ersten der sieben Meisterschaftstage stieg die Sölter Athletin in ihr selbst gewähltes Mammutprogramm mit dem Hochsprung ein. Ungewohnte Probleme der Anlaufgestaltung schon beim Einspringen wirkten sich nicht gerade förderlich auf den bevorstehenden Wettkampf aus. Folglich stieg Richter schon bei 1,03 Meter in den Wettkampf ein. Diese Höhe bewältigte sie problemlos. Und auch die 1,06 m überquerte sie trotz der Verunsicherung im ersten Versuch. Dann kam jedoch das große Zittern: Nach zwei Fehlversuchen bei 1,09 m, gelang der Sprung zur nächsten Höhe im letzten Anlauf. Das gleiche „Spiel“ dann bei 1,12 m. Auch hier blieb die Stange nach dem dritten Sprung liegen und die Erleichterung bei der Sölterin war groß.

Ich erinnere mich nur daran wie ich auf der Matte landete. Ich hatte die Latte wohl berührt. Sie sprang fast von der Auflage und wackelte, aber sie fiel nicht.
Renate Richter - Leichtathletin des SV Union Salzgitter, nach ihrem Silbersprung über 1,15 Meter

Richter lag inzwischen hinter der Slowakin Stanka Prezelja, der Französin Eliane Piret-Declerck und der Spanierin Lluisa Casanovas auf dem vierten Rang. Nun ging es bei 1,15 m ums Edelmetall. Die bis dahin führende Slovakin Prezelja war eine Klasse für sich und nahm die Höhe auf Anhieb, alle anderen rissen zweimal. Nachdem die Konkurrentinnen aus Frankreich und Spanien auch den dritten Versuch verpatzten, stand noch der Versuch der Sölterin aus. „Als ich anlief hatte ich das Gefühl, mein Körper führt ein Eigenleben, alles geschah wie in Trance. Ich erinnere mich nur daran wie ich auf der Matte landete. Ich hatte die Latte wohl berührt. Sie sprang fast von der Auflage und wackelte, aber sie fiel nicht. Der Sprung wurde nach ewig angefühlten Sekunden gültig gegeben“, schilderte die glückliche Vize-Europameisterin der Klasse 70+ den Hochsprungkrimi.

Goldener Abschluss für Renate Richter in der 4x200 Meter Mixed-Staffel

In den Sprints über 60 und 200 m gelang Renate Richter zwar der Einzug in die Finals nicht, aber sie empfahl sich für die W70-Staffel und die Mixed-Staffel Deutschlands, die an Tag 7 zum Abschluss ausgetragen wurden und noch größere Freude bescheren sollten. Zuerst fand das Finale über 4x200 m der Damen statt. Das britische Quartett lief zwar von Beginn an einem nie gefährdeten Sieg entgegen, aber zwischen der deutschen Staffel und Gastgeber Polen entwickelte sich ein spannender Zweikampf. Die an Position 2 laufende Salzgitteranerin Richter hatte am Ende maßgeblichen Anteil daran, dass das deutsche Team mit 53 Hunterstelssekunden Vorsprung zu Silber lief.

Die Sölterin kam auch in der abschließenden 4x200 m Mixed-Staffel zum Einsatz, in der jeweils zwei Damen und zwei Herren ein Team bilden. Und hier sollte es noch besser kommen. Die eigentlich favorisierten Briten taten sich von Beginn an schwer gegen ein bravourös kämpfendes deutsches Team. Auch hier lief Richter eine ausgezeichnete Runde und hielt die schwarz-rot-goldene Staffel im Spiel um den Sieg. Die folgende Teammitglieder konnten den Vorsprung sogar noch ausbauen und schlussendlich einen deutlichen Sieg in 2:14,34 Minuten herauslaufen. Glücklich lag sich anschließend das deutsche Gold-Quartett, das mehr als 280 Lenze zählte, in den Armen.

Reichlich dekoriert kehrte Renate Richter nach Salzgitter-Bad zurück.
Reichlich dekoriert kehrte Renate Richter nach Salzgitter-Bad zurück. © oh | Verein