Salzgitter. Der Extremsportler von Triathlon Salzgitter benötigt 11 Stunden und 57 Minuten für die 80 Kilometer lange „Brocken Challenge“.

313 Extremsportlerinnen und Extremsportler haben sich für die 20. Brocken Challenge beworben. Heiko Rathmann aus Salzgitter-Bad war einer der 169 glücklichen Starter, die für den Lauf von Göttingen auf den höchsten Punkt des Harzes ausgelost wurden. Insgesamt 80 Kilometer gilt es bei der Veranstaltung, die vom Verein „Ausdauersport für Menschlichkeit“ ausgerichtet wird, zu bewältigen. Die Erlöse in Höhe von 40.000 Euro kommen gleich mehreren guten Zwecken zu Gute.

Rathmann hatte Anfang Dezember die Nachricht erhalten, dass er bei dem Lauf unter dem Motto „hart – kalt – schön“ dabei sein darf. Die Spendenaktion „AdventSZläufer“ nutzte der Triathlet als Training, um nun morgens um 6 Uhr in Göttingen an den Start zu gehen. Eine Perlenkette aus Stirnlampen machte sich auf den Weg. „Auf den ersten Kilometern waren Fackeln alle 200 Meter aufgestellt. Die Stimmung war sehr freundschaftlich und familiär. Ich habe viele nette Gespräche mit den anderen Teilnehmern geführt. Bei diesem Lauf kommt es nicht auf die Zeit an, sondern darum, den inneren Schweinehund zu überwinden. Dementsprechend ist die Stimmung auch lockerer als bei einem Stadtmarathon, wo jeder seine persönliche Bestzeit verfolgt“, berichtet Rathmann.

Heiko Rathmann vergisst einen Handschuh und biegt einmal falsch ab

Bei Kilometer 21,8 in Rollhausen entledigte sich der Salzgitteraner dann bei 7 Grad Außentemperatur seiner langen Laufhose. Südlich von Bad Lauterberg erreichte er dann in kurzer Hose den Harz. „Aber hier ging es nur noch bergauf – mal mehr, mal weniger steil“, so Rathmann, der fortan seine Trackingstöcke als Unterstützung nutzte. In Barbis bei Kilometer 42 – die Marathon-Distanz – bereitete sich Rathmann dann auf die -5 Grad und den böigen Wind auf dem Brocken vor. „Die lange Hose kam wieder an, frische Klamotten gab es für den Oberkörper, und das Stirnband wurde gegen eine Mütze getauscht.“

Dass bei solch einer langen Distanz auch die Konzentration irgendwann nachlässt, musste Rathmann auf die harte Tour erfahren: „Beim Verpflegungspunkt Lausebuche habe ich einen Handschuh liegen lassen und musste noch einmal einen Kilometer zurück laufen, um ihn zu holen. Kurz danach habe ich das Hinweisschild an einer Gabelung übersehen und bin etwa zwei Kilometer bergab in die falsche Richtung gelaufen. Also ging es wieder zwei Kilometer zurück bergauf und auf die richtige Strecke.“

Heiko Rathmann bekommt in Königskrug Unterstützung von Freund Rico Kühnast

Dann ließ der Extremsportler Braunlage hinter sich und erlebte bei Königskrug (Kilometer 68) eine Überraschung. „Ich habe meinen Lauf live bei WhatsApp getrackt – und mein Kumpel Rico Kühnast stand plötzlich an der Strecke und hat mich angefeuert.“ Mit diesem Motivationsschub ging es über unwegsames Gelände in Richtung Oderbrück. „Von hier aus waren es nur noch acht Kilometer, aber es war auch das steilste Stück der Strecke. Und ich hatte die Zeit nun doch im Nacken“, so Rathmann, dessen Ziel ein Finisher-Foto bei Tageslicht war. „Die Sonne ist um 17.32 Uhr untergegangen. Mit der Dämmerung um 17.57 Uhr konnte ich dann ins Ziel laufen und mit dem Restlicht mein Foto machen“, freute sich der Triathlet, der auf dem Brocken von Frau Ilka und deren Freundin Solveig Vollmer nach 11 Stunden und 57 Minuten in Empfang genommen wurde.

Im Goethesaal gab es dann ein reichhaltiges Buffet und einen warmen Applaus für jeden Finisher, der den Saal betrat, sowie einen Holz-Aufsteller in Form des Brockens, auf dem der Spruch „20 Jahre – kalt – hart – schön“ eingraviert ist. Doch die Challenge war noch nicht ganz zu Ende. Denn der Shuttle-Bus, der alle Teilnehmer wieder nach Göttingen brachte, wartete in Oderbrück. Also hieß es für Rathmann, noch einmal acht Kilometer zu Fuß bergab zu laufen. „Der ganze Körper hat geschmerzt und mich angeschrien, ich solle nicht mehr weiter gehen. Und doch ging es weiter und ich glaube, ich melde mich tatsächlich noch einmal an.“