Peine. Frankreich oder England – Die deutsche Nationalelf schafft es nicht ins Feld der Titelfavoriten.

Heute startet die Fußball-Europameisterschaft mit dem Auftaktspiel Italien gegen die Türkei. Ein vielversprechender Sommer mit einigen Top-Duellen steht den Fußballinteressierten bevor. Das Deutschland weit kommen könnte, ist für die Fußballtrainer im Kreis Peine im Gespräch mit der Lokalsportredaktion klar. Für den Titel reiche es aber nicht – die Favoritenrolle hat Frankreich.

Schwere Gruppe zum Start

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 enttäuschte die Deutsche Nationalmannschaft eine ganze Nation. Dies könne angesichts der schweren Gruppe mit Portugal, Frankreich und Ungarn auch diesmal passieren. „Ich traue den Deutschen eine Menge zu, wenn sie die Gruppenphase überstehen“, sagt Lengedes Landesligacoach Kai Olzem. Selbst der ganz große Coup sei möglich, wenn auch in weiter Ferne. Gelinge der Start am Dienstag gegen die Franzosen werde alles gut laufen.

Ähnlich sieht es Woltwiesches Trainer Jerome Kuhlmann: „Nach dieser Hammergruppe könnte alles möglich sein.“ Um den Titel zu holen fehle dem Team, trotz der Rückkehr von Leistungs- und Führungsspielern wie Thomas Müller und Mats Hummels, noch ein Stück. Nach den schwachen Auftritten in den vergangenen Monaten sei man aber mit dem Erreichen des Halbfinals sicherlich mehr als zufrieden. Das empfindet VfB Peines Coach Bünyamin Tosun als eher unrealistisch. „Im Viertelfinale ist Schluss für Deutschland“, sagt er.

Von Karim Benzema bis Timo Werner

Bei der Frage nach dem Torschützenkönig des Turniers scheiden sich die Geister. Zwei Namen fielen nannten aber fast alle: Karim Benzema und Kylian Mbappe. Lediglich der neue Trainer der Vechelder Reservemannschaft, Dennis Cornwall, hat eine andere Meinung dazu. „Ich hoffe, dass sich Harry Kane den goldenen Schuh holt“, verrät er. Kai Olzem warf neben Mbappe und Benzema auch den zuletzt oft kritisierten Timo Werner mit in den Topf: „Ich würde es Werner gönnen, denke aber dass andere Spieler bessere Möglichkeiten haben werden.“ Auch Kai Havertz und Thomas Müller von der deutschen Nationalmannschaft kamen in die engere Auswahl. „Havertz ist besonders im Eins gegen Eins top. Die nötige Übersicht auf dem Feld hat er auch“, sagt Cornwall.

Belgien als Flop der EM?

Viele Mannschaften gehen mit einer großen Erwartungshaltung in ihrem Land in das wichtigste Turnier des Jahres. Seit einigen Jahren gehört Belgien mit ihrer goldenen Generation zu den Geheimtipps unter den Fußballfans. In diesem Jahr wieder, jedoch mit anderen Vorzeichen. Im Champions League-Finale vor einigen Wochen musste der belgische Kapitän Kevin de Bruyne nach einem Foul von Antonio Rüdiger mit einem blauen Auge und sichtlich benommen das Feld verlassen. Anschließend wurde er operiert und fällt nun mindestens für das Auftaktspiel gegen Russland aus. „Ich könnte mir vorstellen, dass sich Belgien von diesem Ausfall nicht erholen wird. Das wird eine schwere EM für die“, tippt Kuhlmann.

Seine Trainerkollegen nennen auch Teams wie Spanien und England. „Ich denke, dass Spanien durch den Ausfall von Sergio Ramos früh ausscheiden wird. Außerdem haben sie in den vergangenen Wochen kein gutes Bild in der Öffentlichkeit abgegeben“, so der Vechelder Übungsleiter Cornwall. Für Bünyamin Tosun sind es die Engländer, die mit dem Druck und den Erwartungen nicht klarkommen und früh ausscheiden.

Frankreich oder doch England?

Zumindest wenn man nach den Stimmen der Peiner Trainer geht, haben die Franzosen die beste Ausgangslage vor dem Turnier. Auf jeder Position ist internationale Weltklasse vorhanden. „Ich sehe nicht, wie jemand anders als Frankreich den Titel holen kann. Die haben einen geilen Kader und sind der absolute Top-Favorit“, analysiert Lengedes Olzem die Lage vor Turnierbeginn. Dieser Meinung schließen sich Hüseyin Elma, Jerome Kuhlmann und Bünyamin Tosun an.

Lediglich Dennis Cornwall hat eine andere Meinung: „Ich habe die britische Staatsbürgerschaft und drücke daher selbstverständlich den Engländern die Daumen und hoffe, dass sie sich für ein gutes Turnier belohnen werden.“ Doch auch noch einen weiteren Außenseitertipp wirft Cornwall mit in die Runde: Polen um den Bayern-Starstürmer Robert Lewandowski habe er ebenfalls ganz oben auf der Rechnung.

Türkei als Wundertüte der EM

Mit einer durchweg gut aufgestellten Mannschaft, die in allen Teilen mit Führungsspielern bestückt ist, startet heute die Türkei ins Turnier. „Ich hoffe natürlich, dass die Türkei uns stolz macht und weit kommen wird“, sagt Bosporus-Peine-Trainer Hüseyin Elma. Auch der Lengeder Olzem sieht in diesem Team eine Wundertüte, die an guten Tagen auch die Franzosen schlagen könnte. „Es kommt auf die Tagesform an. Dass sie eine tolle Mannschaft haben, steht außer Frage.“ Neben Italien treffen die Türken in der Gruppe A noch auf Wales und die Schweiz.