Barmke. Serie Sportfamilien: „König Fußball“ bestimmt das Leben von Andreas Kirchhoff und seinen Kindern.

Wenn man in Barmke über Fußball redet, kommt man unweigerlich auf die Familie Kirchhoff zu sprechen. Kein Wunder, denn Vater Andreas Kirchhoff, seine Söhne Tobias und Andre (beide Schneider) sowie Marcel und Tochter Julia spielten beziehungsweise spielen beim TSV Fußball.

Vater Andreas, in einem kleinen Dorf namens Schlarpe im Landkreis Northeim aufgewachsen, ist mit sechs Jahren durch Freunde zum Fußball gekommen. „Im Jugendbereich habe ich mal als Verteidiger angefangen, weil ich etwas lauffaul war“, erzählt der 55-jährige mehrfache Großvater schmunzelnd. Als sein Trainer aber seine enorme Grundschnelligkeit erkannte, beorderte er ihn in den Sturm. Das brachte Andreas Kirchhoff sogar Einberufungen in die Kreis- und Landesauswahl ein.

Als es ihn Mitte der 80er Jahre nach Barmke zog, schloss er sich dem TSV an. „In Barmke habe ich dann in der Herrenmannschaft gespielt und als Jugendtrainer meine und auch andere Kinder gefördert. Sportlich bin ich heute nur noch Zuschauer und unterstütze, beziehungsweise beobachte den Werdegang meiner Kinder“, berichtet er.

Andre Schneider hat seine aktive Laufbahn bereits beendet und lebt inzwischen in Hannover. Tobias Schneider ist derweil noch in der Heimat aktiv. Als Elfjähriger hatte er in der Barmker D-Jugend als Torwart angefangen, wechselte ein Jahr später zum VfL Wolfsburg. Mit 18 Jahren schloss er sich dem TSV Helmstedt an. Nach fünf Jahren in der Landesliga (drei beim TSV, zwei beim BSC Acosta) ging es zunächst zurück nach Barmke, dann zum SV Hoiersdorf/Twieflingen, wo er zum ersten Mal mit seinem Bruder Marcel in einer Mannschaft spielte. „Hier hatte ich meine schönste Fußballzeit. Vier wundervolle Jahre mit dem besten und familiärsten Zusammenhalt, den man sich nur vorstellen kann“, sagt Tobias Schneider. Es folgten fünf Jahre bei der FSV Schöningen, bis er sich entschloss, kürzerzutreten und wieder nach Barmke zu wechseln, wo er bis zum coronabedingten Saisonabbruch das Tor hütete.

Besonders gern erinnert er sich an ein Osterturnier in Spanien mit der Wolfsburger B-Jugend: „Von 2000 Leuten im Finale gegen Alemannia Aachen angefeuert zu werden, im Elfmeterschießen drei Elfer zu halten, den letzten selber zu verwandeln, damit das Turnier zu gewinnen und noch als bester Torwart von 48 Mannschaften ausgezeichnet zu werden, war schon ein tolles Erlebnis“, unterstreicht er.

Auch Marcel Kirchhoff begann seine Fußballlaufbahn als Torwart – „in Barmke, wo mein Vater auch mein Trainer war. Im zweiten C-Jugend-Jahr bin ich dann zum BSC nach Braunschweig gewechselt, wo ich in der B-Jugend in der Niedersachsenliga spielen durfte. In der A-Jugend war ich dann bei Eintracht Braunschweig in der Regionalliga aktiv“, erzählt Marcel Kirchhoff, der zudem fünf Jahre in der Niedersachsen-Auswahl spielte.

Im Herrenbereich war der SV Hoiersdorf/Twieflingen seine erste Station: „Weil mein Bruder Tobias schon im Tor stand und ich nicht mit ihm in den Konkurrenzkampf treten wollte, habe ich als Feldspieler angefangen – und draußen spielen konnte ich ja auch einigermaßen“, beschreibt er grinsend. Es folgten noch Stationen beim BSV Ölper, der SG Barmke/Emmer­stedt, Schöningen 08 und dem SSV Vorsfelde, mit dem er den Bezirkspokalgewinn feiern durfte. Vor drei Jahren übernahm er schließlich das Traineramt bei den Barmker Oberliga-Frauen, bei denen auch seine Schwester Julia kickt. Seine sportlichen Ziele hat er fest im Blick: „Ich möchte nächstes Jahr meine A-Lizenz machen und mit den Frauen in die Regionalliga aufsteigen.“

Seine Schwester Julia Ogiermann spielt seit ihrem sechsten Lebensjahr Fußball. „Durch meine drei großen Brüder und meinen Vater
als Trainer konnte ich zum Fußball einfach nicht Nein sagen“, erzählt sie schmunzelnd. Von 2008 bis 2011 lief sie für den VfL Wolfsburg auf, dann eine Saison für die SV Gifhorn, und seit 2012 spielt sie als Innenverteidigerin in Barmke. „Bei Standards bin ich aber gern auch mal mit vorne“, verrät sie.

Die beiden letzten Jahre bezeichnet sie als ihre schönsten: „Unser Team etabliert sich immer mehr in der Oberliga, und der Frauenfußball gewinnt immer mehr an Interesse. Die Entwicklung ist einfach klasse.“ Als Schwester des Trainers habe man es zwar nicht einfach, „aber ich nehme es meist mit Humor. Ich hätte nie gedacht, dass Bruder und Schwester als Trainer und Spielerin funktionieren. Aber es macht aufgrund der Professionalität von Marcel sehr viel Spaß. Und auf dem Platz trennen wir das Geschwisterding komplett.“

Und Marcels zweijähriger Sohn Milan Aveiro führt die Fußballtradition der Familie Kirchhoff fort und kickt schon begeistert mit. „Er sagt, dass er der Haaland ist“, verrät der stolze Papa schmunzelnd, dass der Junior Erling Haaland von Borussia Dortmund nacheifert.