Gifhorn. Es geht um Entwicklungen im hiesigen Amateurfußball, die nicht zu ignorieren sind. Deshalb kündigt der Vorstand Maßnahmen an.

Respektlosigkeiten und Gewalt sind auf dem Fußballplatz leider keine Seltenheit und werden eben auch nicht seltener. Aus diesem Grund hat sich der NFV-Kreis Gifhorn nun mit einem offenen Appell an die Funktionäre, Trainer und Spieler „seiner“ Vereine gewandt, in dem er besorgniserregende Entwicklungen feststellt und Maßnahmen ankündigt. Die Mail des NFV-Kreises im Wortlaut:

Sehr geehrte*r Vereinstrainer*in, Vereinsspieler*in und Vereinsvorsitzende*r im NFV-Kreis Gifhorn,

so kann es nicht weitergehen!

Wir haben in den vergangenen Wochen und Monaten besorgniserregende Entwicklungen festgestellt, die wir nicht länger ignorieren können:

Dramatischer Anstieg von Sportgerichtsverfahren: Die Statistik der letzten drei Jahre, insbesondere in den vergangenen Wochen und Monaten, zeigt einen alarmierenden Anstieg von Verfahren, sowohl im Junioren- als auch Seniorenbereich aufgrund von Unsportlichkeiten, Tätlichkeiten und ähnlichen Vorfällen (bereits sechs Sportgerichtsverfahren in dieser Saison!).
Respekt und Hemmschwelle: Die Hemmschwelle, sich respektlos gegenüber Spieler*innen, Schiedsrichter*innen und Zuschauer*innen zu verhalten, ist dauerhaft gesunken.
Bedrohungen gegen Spieler*innen, Schiedsrichter*innen, Trainer*innen und Vereinsverantwortliche: Die Anzahl der Bedrohungen, insbesondere gegen Schiedsrichter*innen, haben besorgniserregende und inakzeptable Ausmaße erreicht.
Mangelnde Intervention von Trainer*innen: Es ist bedauerlich, dass viele Trainer*innen entweder selbst schlechte Beispiele sind oder nicht eingreifen, um Spieler*innen oder Zuschauer*innen zur Vernunft zu bringen. Junge Trainer*innen genießen hier scheinbar nicht die notwendige vereinsseitige Unterstützung.
Unsportliches Verhalten: Für viele Spieler*innen wie Trainer*innen scheint unsportliches Verhalten Normalität auf dem Sportplatz zu sein.
Aggressives Verhalten im Jugendfußball: Besonders im Kinder- und Jugendfußball nehmen aggressive Verhaltensweisen zu (bereits 230 (!) Verwaltungsentscheide in dieser Saison). Noch bedenklicher ist die Tatsache, dass Eltern ihre Kinder zunehmend zu unsportlichem Verhalten anstacheln.
Verlust des Spaßes am Fußball: Der ursprüngliche Spaß am Fußball im Amateurbereich scheint verloren gegangen zu sein. Frustration wird unangemessen an Gegnern und Zuschauern ausgelassen.

Fußball sollte eine Freizeitaktivität sein, die Menschen jeden Alters zusammenbringt, sportliche Betätigung ermöglicht und soziale Werte fördert. Ehrenamtliches Engagement in diesem Bereich sollte Freude bereiten und zur Mitwirkung einladen.
Die jüngsten Vorkommnisse sind jedoch eindeutig inakzeptabel. Einzelne Personen und sogar Vereinsvertreter brechen die Grundregeln der Sportgemeinschaft und ignorieren den Gedanken des Fair Plays.

Daher sehen wir uns als regulative Instanz gezwungen, konsequent einzugreifen:

Verschärfung des Strafenkatalogs: Wir haben uns in den vom Verband vorgegebenen Spielräumen der einzelnen Strafsätze bisher im unteren oder mittleren Bereich bewegt. Der Strafenkatalog wird künftig ausnahmslos und in seiner gesamten Bandbreite, insbesondere bei Unsportlichkeiten im oberen Bereich angewendet. Wir möchten die Vereine ermutigen, entsprechende Ordnungsstrafen direkt an den Verursacher weiterzugeben und auf zivilrechtlichen Wegen finanziellen Ausgleich einzufordern. Die Strafen sollen und müssen beim Verursacher ankommen. Nur so können Verhaltensänderungen herbeigeführt werden. Ebenso sollten Vereine verstärkt von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und Personen, die sich vereinsschädigend verhalten, konsequent von der Sportanlage verweisen. Ein niederschwelliger Ordnereinsatz (wie in den Ausschreibungen gefordert) ist ein wichtiger Baustein zu mehr Platzdisziplin. Eine Hilfestellung dazu ist unter nfv-gifhorn.de abrufbar.
Übermittlung von Unsportlichkeiten an das Sportgericht: Selbst niederschwellige Unsportlichkeiten werden künftig an das Sportgericht übermittelt, um entsprechend angemessene Strafen und Spielverbote zu verhängen.
Einschränkungen der E-Jugendsaison: In der E-Jugend erwägen wir bereits, keine Ergebnisse mehr zu veröffentlichen und keinen Meister zu küren, da offensichtlich sowohl ganze Mannschaften, Eltern als auch Trainer sich nicht mehr an die Fußballregeln halten können oder wollen. Eine finale Entscheidung hängt maßgeblich von der weiteren Entwicklung der Vorfälle in dieser Altersklasse ab.

Der Vorstand des NFV-Kreises Gifhorn wird den Vereinen dezidierte Unterstützung anbieten. Strafgelder, die verhängt werden, kommen den Vereinen zugute, die sich vorbildlich verhalten.
Wir möchten Sie auffordern, diesen Appell an die Trainer*innen, Betreuer*innen und sonstigen Funktionär*innen sowie in die Mannschaften zu kommunizieren.

Der Vorstand des NFV-Kreises Gifhorn wird die Situation genau beobachten und regelmäßig neu bewerten.