Gifhorn. Die Gifhorner müssen sich dem neuen Spitzenreiter nach zwei Toren in Hälfte 2 mit 0:2 geschlagen geben. Marvin Luczkiewicz sieht Gelb-Rot.

Es ist nichts geworden aus einer erhofften Überraschung: Fußball-Oberligist MTV Gifhorn musste sich im heimischen GWG-Stadion dem neuen Tabellenführer SC Spelle-Venhaus mit 0:2 (0:0) geschlagen geben. Ein kurioser Sonntagsschuss am Sonntagnachmittag leitete kurz nach dem Seitenwechsel den Erfolg der Gäste ein.

Die Partie begann wie von allen erwartet: Spelle-Venhaus lief die Platzherren hoch an, agierte druckvoll, trat dominant auf und erspielte sich früh die erste Torgelegenheit: Philipp Elferts Schlenzer aus 18 Metern tropfte jedoch gegen den Querbalken des Gifhorner Gehäuses (8. Minute).

Eine Viertelstunde ist die Partie unterbrochen – dann gibt’s Applaus

Zehn Minuten später ein Schreckmoment für alle im Stadion. Spelles Sergen Yüksekdag ging nach einem harmlosen Zweikampf schreiend zu Boden. Schiedsrichter Alexander Rosenhagen unterbrach die Partie sofort. Helfer eilten zum Spieler, Verantwortliche riefen einen Krankenwagen. „Wohl ein Beinbruch“, mutmaßte sofort ein Speller Betreuer. Das Knacken jedenfalls war sogar hinter der Bande zu hören.

Das Spiel war für mehr als eine Viertelstunde unterbrochen, ehe Yüksekdag transportfähig war und auf einer Liege unter dem Applaus der Gifhorner Zuschauer vom Platz getragen und ins Krankenhaus transportiert wurde – ein Applaus, den der verletzte Spieler auf der Liege erwiderte. Daumen hoch für so viel Fingerspitzengefühl und Fairplay ...

Auf dem Platz passierte fußballerisch bis zur Pause wenig. Spelle presste zwar weiter hoch und erarbeitete sich mehr Ballbesitz. Doch in Tornähe blieben die Emsländer ungefährlich, weil die Gifhorner in der Defensive mit vereinten Kräften immer noch ein Bein an den Ball bekamen und sich so mit einer Nullnummer in die Pause retteten.

Lenz bringt den Gast auf die Siegerstraße, Denker verpasst das 1:1

Nach dem Seitenwechsel nahmen auch die Schwarz-Gelben offensiv mehr teil am Spiel. Und in diese Bemühungen des MTV hinein fiel Spelles 1:0-Führung. Innenverteidiger Adrian Lenz fasste sich ein Herz und jagte den abgefälschten Ball aus der Distanz im hohen Bogen über Gifhorns Schlussmann Tobias Krull hinweg ins Tor – das 0:1 (55.).

Lange Zeit passierte danach auf beiden Seiten nicht viel. Erst in der 76. Minute setzten die Gäste ein weiteres Achtungszeichen. Nach einem Querpass kam Torben Stegemann aus acht Metern zum Abschluss – Krull riss jedoch den Arm hoch und lenkte den Ball an die Latte. In der 83. Minute die dickste Gifhorner Chance aufs 1:1. Der eingewechselte Lasse Denker kam an der Strafraumkante vor Spelles Keeper Bernd Düker an den Ball, bekam die Kugel aber nicht am Gästekeeper vorbei.

Eine Koproduktion zweier Eingewechselter brachte in der 87. Minute die Entscheidung: Christoph Ahrens brach über die rechte Seite durch und bediente in der Mitte Michael Bünker, der zum 2:0-Endstand für Spelle traf. Zwei Minuten später dezimierten sich die Gifhorner zudem – Marvin Luczkiewicz sah die gelb-rote Karte.

MTV: Krull – Pieper (88. Abdalla), Schröder, Jaeger, S. Saikowski – Grah (70. Hajdari), Upmann – Schmidtke (62. Denker), Melvin Luczkiewicz, Marvin Luczkiewicz – Rodrigues (70. Friedrichs).

Tore: 0:1 Lenz (55.), 0:2 Bünker (87.). Gelb-Rot: Marvin Luczkiewicz (MTV, 89.).

Palanis: Spelle ist nicht der Maßstab für uns

Es gab weder Schützen- noch Selbsthilfe: Die Oberliga-Fußballer des MTV Gifhorn unterlagen dem neuen Spitzenreiter SC Spelle-Venhaus letztlich verdient mit 0:2 und verpassten mögliche Bonuspunkte im Kampf um den Klassenerhalt.

„Die Jungs haben es ganz gut gemacht. Spelle ist nicht der Maßstab für uns“, musste MTV-Coach Georgios Palanis eingestehen und schob nach: „Bei uns hat heute ein bisschen die Spritzigkeit gefehlt, die du gegen eine Mannschaft wie Spelle brauchst.“

Paradox dabei: Die erste Halbzeit, in der die Schwarz-Gelben praktisch nur reagierten, überstanden sie schadlos. „Wir haben es gut verteidigt, standen aber zu tief. In der zweiten Hälfte haben wir dann umgestellt und waren auch besser im Spiel“, befand Gifhorns Trainer zu Recht. „Und dann kassieren wir so ein Gegentor. Es ist ärgerlich, dass wir mal wieder den Schuss nicht geblockt kriegen.“

Nicht geblockt, aber auch noch blöd abgefälscht. „Das war eine Flugbahn, die geht so eigentlich gar nicht“, beschrieb MTV-Keeper Tobias Krull das krumme Ding von Adrian Lenz, das über ihn hinweg den Weg in die Maschen fand. „So ein Tor kassierst du nur, wenn du unten drin stehst.“

Am Ende wurde es doppelt bitter für die Gifhorner: Marvin Luczkiewicz sah kurz vor Schluss Gelb-Rot – „ein Riesenausfall“, wie Trainer Palanis betonte, für das Sechs-Punkte-Spiel in der kommenden Woche beim TSV Pattensen.