Volkse. Die Nordkreis-Kicker aus Groß Oesingen werden Fußball-Kreismeister und steigen in den Bezirk auf.

Tränen der Freude beim SV Groß Oesingen – Tränen der Enttäuschung beim FC Schwülper: Die Kreisliga-Fußballer aus dem Gifhorner Nordkreis haben das Aufstiegsspiel zur Bezirksliga überraschend, klar und hochverdient mit 4:1 (3:0) gewonnen und sich damit die Kreismeister-Krone aufgesetzt. Für den Favoriten aus dem Papenteich war es schlichtweg ein Tag zum Vergessen.

„Wir reißen jetzt das Zelt ab“, kündigte Oesingens Kapitän Marvin Eilmus an – wenige Minuten, nachdem er aus den Händen des Spielausschuss-Vorsitzenden Timo Teichert den Kreismeister-Teller entgegengenommen hatte. Damit spielte Eilmus auf das Schützenfest an, das zurzeit in Groß Oesingen stattfindet – und bei dem die Meistermannschaft am Samstagabend frenetisch empfangen und gefeiert wurde.

Mehr als 500 Zuschauer sehen das Finale zwischen Groß Oesingen und Schwülper

Doch schon in Volkse hatten sich emotionale Szenen abgespielt, wo mehr als 500 Zuschauer dem Finale einen würdigen Rahmen verliehen und für eine tolle Stimmung sorgten. Allen voran die Oesinger natürlich, die frühzeitig die Siegesgesänge anstimmen konnten und einen wahren Party-Marathon starteten.

Der begann bereits, als die Partie keine 150 Sekunden alt war. Niklas Müller trat zum ersten Freistoß des Spiels an – und sein Kunstschuss flog über FC-Keeper Christian Von-See hinweg genau in den Giebel. Das 1:0 für Oesingen, es war ein früher Schock, von dem sich Schwülper lange Zeit nicht erholen sollte. Der FC hatte sogar Glück, dass SV-Torjäger Sönke Seidel, demnächst in Diensten des Landesligisten SSV Kästorf, nicht gleich das 2:0 (5.) nachlegte, sondern an Von-See scheiterte. Und ein Kopfball von Heiko Dreier (21.) strich nur knapp am Tor vorbei.

Highlight ist ein Volley-Tor aus 50 Metern von Groß Oesingens Arne Heers

Wer auf eine Antwort der Südkreis-Elf gewartet hatte, sah sich getäuscht. Die Oesinger kauften dem FC im Mittelfeld den Schneid ab, ließen defensiv nichts zu und setzten immer wieder Nadelstiche. Den Lohn dafür gab’s in Minute 34: Eike Heer versenkte einen Foulelfmeter zum 2:0 für den Außenseiter – und Schwülper wankte weiter. Seidel (37., 43.) hatte bei Eins-gegen-Eins-Situationen gleich zweimal den dritten Treffer auf dem Fuß, schoss aber beide Male über das Tor.

Schwülpers erstes offensives Lebenszeichen folgte in Minute 45: Lauritz Macht umkurvte zwar SV-Schlussmann Tjark-Niklas Müller, brachte das Leder aus spitzem Winkel aber nicht mehr auf den Kasten – Außennetz! Den Schlusspunkt in Hälfte 1 setzten aber wiederum die Oesinger – und was für einen! Arne Heers nahm einen Ball im Mittelkreis der eigenen Hälfte volley, drosch das Leder im hohen Bogen nach vorne und überwand Von-See aus gut und gerne 50 Metern zur Vorentscheidung. „Unglaublich, was wir für Tore gemacht haben“, sagte Oesingens Coach Torben König schmunzelnd und kopfschüttelnd zugleich.

Groß Oesingen lässt im zweiten Durchgang nichts mehr anbrennen

Durchgang 2 ist schnell erzählt. Schwülper fiel nicht viel ein, um gegen griffige und einsatzfreudige Oesinger ein Mittel zu finden. Der SV konterte gefährlich und legte nach einer Stunde das 4:0 durch Matthias Thoelke nach, der mustergültig bedient worden war. Das 1:4 durch Lauritz Macht (78.) nach einem sehenswerten Doppelpass hatte nur noch statistischen Wert.

Der Rest war blau-weißer Jubel – zunächst noch auf den Rängen und neben dem Platz. Trainer Torben König ballte bei jeder gelungenen Aktion die Fäuste, fieberte mehr und mehr dem Abpfiff von Schiedsrichter Dennis Radke entgegen. Und als der Unparteiische ein Einsehen hatte und das Spiel nach sechs Minuten Nachspielzeit beendete, gab es kein Halten mehr bei den Oesingern. König sank auf die Knie, schlug die Hände vors Gesichter – und wurde Sekunden später unter einer Spielertraube begraben.

Oesingens Kapitän Marvin Eilmus stehen die Tränen in den Augen

„Ich bin so stolz auf diese Mannschaft, das kann ich nicht in Worte fassen“, betonte König und titulierte sein Team als „geile Familie“. Und Oesingens Coach schob nach: „Wir waren auf den Punkt da, haben nichts zugelassen und absolut verdient gewonnen.“

Sein Kapitän Marvin Eilmus, in dritter Generation Fußballer in Oesingen, fehlte schon kurz nach der Meisterehrung die Stimme. Mit Tränen der Freude in den Augen sagte er: „Dass wir die Bezirksliga jetzt erreicht haben, das ist der Wahnsinn. Wir hatten uns immer wieder die Geschichten der ,alten Garde’ von damals anhören müssen. Jetzt können wir selbst mitreden“, hob der Mannschaftsführer des neuen Kreismeisters hervor.

Enttäuschung pur beim FC Schwülper nach der klaren Finalniederlage

Einfach nur enttäuscht: Die Spieler des FC Schwülper waren am Boden zerstört nach dem 1:4 gegen den SV Groß Oesingen.
Einfach nur enttäuscht: Die Spieler des FC Schwülper waren am Boden zerstört nach dem 1:4 gegen den SV Groß Oesingen. © regios24 | Jens Neumann

„Es war unsere mit Abstand schlechteste Saisonleistung“, haderte Schwülpers orjäger Marlon Schade und fügte hinzu: „Das ist einfach brutal. Denn die Saison war wirklich gut von uns gewesen.“ Doch von dem, was die Okertaler können, waren sie in Volkse meilenweit entfernt. „Gerade am Anfang waren wir schlecht. Wir waren erst nach dem 0:2 im Spiel – da dachte ich, es geht noch was“, sagte Schade: „Die Oesinger waren uns insgesamt kämpferisch überlegen und haben es einfach verdient.“

So sah es auch sein Coach Marvin Homann: „Die Jungs aus Oesingen waren griffiger. Sie haben uns von Anfang an die Butter vom Brot genommen.“ Seine Elf sei einfach in den Zweikämpfen nicht da gewesen, zudem habe die Geradlinigkeit im Spiel gefehlt. „Und wenn ich dann die Gegentore sehe, den Freistoß, den Treffer von der Mittellinie… Heute kam alles zusammen. Aber wir müssen uns an die eigene Nase fassen.“

Spielausschuss-Vorsitzender Timo Teichert zeigte sich überrascht: „Ich hatte ein engeres Spiel erwartet. Ich hatte nicht gedacht, dass Oesingen die Partie so dominiert und auch hochverdient gewinnt.“

Tore: 1:0 Niklas Müller (2.), 2:0 Eike Heers (34., FE), 3:0 Arne Heers (45.+2), 4:0 Matthias Thoelke (60.), 4:1 Lauritz Macht (78.).