Braunschweig. Der Triumph des Nationalteams bei der Weltmeisterschaft reißt die heimischen Aktiven mit – Titelträger Marco Miltkau spielte einst beim BTHC.

Es wurde mitgefiebert, mitgezittert und am Ende mitgejubelt über den Titel der deutschen Hockey-Männer. Bei der Weltmeisterschaft in Indien triumphierte Deutschland am Sonntag im Finale mit 4:3 im Shootout gegen den vorherigen Champion Belgien.

Entsprechend groß war der Jubel bei den Braunschweiger Vereinen: „Auf alle Fälle habe ich das gefeiert“, erzählt Andreas Dolge. Der Trainer der Zweitliga-Frauen von Eintracht Braunschweig hat sich das spannende Finale von daheim angesehen, als das Team des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) wie schon im Viertel- und Halbfinale gegen England und Australien nach einem 0:2-Rückstand zurückkam.

„Ich habe natürlich die ganze WM geschaut, sie haben sich von Spiel zu Spiel gesteigert“, meint Carsten Alisch. Der Coach des Braunschweiger THC sieht den Titel als Lohn für die harte Arbeit und die lange Wartezeit an, die seit den vorherigen Titeln 2002 und 2006 anhielt. Besonders freute sich Alisch für Marco Miltkau.

BTHC sorgt in der Bundesliga für Wettbewerbsfähigkeit

Denn der Angreifer erlernte das Hockey-Einmaleins beim Braunschweiger THC. „Die Medaille mit der A-Nationalmannschaft war sein großes Ziel, er hat beharrlich darauf hingearbeitet“, sagt Alisch über Miltkau. Der Braunschweiger Hockey-Fachmann trainierte den heute 32-Jährigen zwar nicht beim BTHC, dafür aber 2010 bei der U21-EM in Polen, als er als Co-Trainer des DHB agierte.

Den Titel Deutschlands sieht Alisch als Bestätigung der Grundlagenarbeit jedes Klubs in Deutschland an, die Sportart trotz fehlender medialer Aufmerksamkeit nach vorne zu bringen. „Wir sorgen für die Wettbewerbsfähigkeit“, erklärt Alisch, der mit seinem Team in der Halle jüngst aus der Hockey-Bundesliga abgestiegen war.

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Er hofft zudem, dass bei den öffentlich-rechtlichen Sendern ein Umdenken geschieht, und Hockey als eine der wenigen Mannschaftssportarten mit regelmäßigen Medaillenchancen bei beiden Geschlechtern mehr TV-Präsenz bekommt.

Fehlende TV-Übertragung in ARD und ZDF wird kritisiert

Fabian Mund unterstreicht diese Sichtweise: „Die Öffentlich-Rechtlichen verfehlen ein Stück weit ihren Programmauftrag, wenn sie nicht einmal das Finale zeigen“, so der BTHC-Kapitän. Den WM-Titel bezeichnet er als „sensationell und auch ein wenig überraschend“, aber Deutschland habe es sich mit seiner „genialen Mentalität“ bis zur letzten Sekunde absolut verdient. „Natürlich können wir uns beim BTHC etwas davon abschauen“, sagt Mund.

Alisch bedauert derweil, dass der Verband trotz guter Arbeit mit geringsten Mitteln auskommen muss. Er moniert, dass der DHB beispielsweise Probleme habe, einen neuen Hauptsponsor zu finden. „Das ändert sich jetzt hoffentlich“, so Alisch, der den WM-Titel gerne bei einem Vereins-Public-Viewing bejubelt hätte. „Aber unsere Jugendmannschaften hatten noch Relegationsspiele.“

„Hockey hat es anderen Sportarten gezeigt, um die so viel Bambule gemacht wird“, betont Dolge. Für Braunschweig setzt er darauf, dass einige Kinder den Weg neu in die Vereine finden durch die zusätzliche Öffentlichkeit. Mit Nationaltrainer André Henning machte Dolge gar einst seinen A-Schein zusammen. „Man kennt sich, das ist das Schöne am Hockey“, sagt Dolge. Er trainierte einst in Köthen gar WM-Shootingstar Hannes Müller, der in Indien den letzten deutschen Penalty verwandelte.