Balve. Die Seriensiegerin ist geschlagen. Bei der Dressur-DM setzte sich Jessica von Bredow-Werndl gegen die Favoritin Isabell Werth durch - und hat noch mehr vor.

Die Siegerin warf ihren kleinen Sohn in die Luft und fing ihn glücklich strahlend wieder auf. Als der erste Sieg bei einer deutschen Meisterschaft feststand, war Jessica von Bredow-Werndl kaum zu halten.

Die 34 Jahre alte Dressurreiterin aus Tuntenhausen holte sich in Balve den Titel im Grand Prix Special mit ihrer Stute Dalera und feierte danach mit ihrer Familie. Dem Vater sprang sie in die Arme, die Mutter herzte sie. "Wahnsinn", jubelte von Bredow-Werndl.

Für den Siegritt erhielt sie 83,549 Prozent und hielt damit Isabell Werth knapp auf Distanz. Die Rekordreiterin aus Rheinberg musste sich nach ihrem Ritt mit Weihegold, für den sie 82,569 Prozent erhielt, geschlagen geben. Dritte wurde Dorothee Schneider (51) aus Framersheim mit Faustus (78,706).

"Das ist der Oberhammer", kommentierte die neue deutsche Meisterin nach dem knappen Sieg über die große Favoritin. "Ich hatte letztes Jahr schon gehofft, mal ganz oben zu stehen", erklärte sie mit Verweis auf Platz zwei in der Kür von 2019.

Und sie lobte überschwänglich ihre Stute Dalera: "Sie ist das beste Pferd überhaupt." Für die Mannschafts-Welt- und Europameisterin ist das DM-Gold der bisher größte Einzel-Erfolg der Karriere. Im Nachwuchsbereich hatte sie bereits drei Titel bei den deutschen Jugendmeisterschaften gewonnen.

Einen weiteren Titel kann von Bredow-Werndl an diesem Sonntag in der Kür gewinnen. "Vollgas", antwortete sie auf die Frage nach der Devise für die letzte DM-Prüfung und fügte an: "All in!" Werth sagte auf die gleiche Frage: "Schau'n mer mal."

Werth nahm die Niederlage gelassen. "Mein Pferd war gut, es hätte auch andersrum ausgehen können", kommentierte die 51-Jährige, die bisher 15 Goldmedaillen bei deutschen Meisterschaften gewonnen hat. "Die wollten wohl mal jemand anderes oben sehen", sagte sie mit einem schelmischen Blick auf die Wertungsrichter.

Zufrieden mit Platz drei war auch Schneider, die mit Showtime und Sammy Davis junior ihre beiden Toppferde zu Hause in Framersheim lassen musste, weil sie nicht in Bestform sind. "Das Pferd entwickelt sich sehr gut weiter", sagte die Mannschafts-Olympiasiegerin über Faustus.

Werth ritt neben Weihegold in Balve auch Emilio. Doch wie am Vortag im Grand Prix war die Stute auch im Special deutlich besser als der Wallach. 78,078 Prozent erhielt die sechsmalige Olympiasiegerin für den Ritt mit Emilio, mit dem sie vor einem Jahr in der Kür den 15. nationalen Titel gewonnen hatte.

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