Herning. Eishockey-Bundestrainer Sturm scheint vor den WM-Spielen gegen Lettland und Finnland an einem besonderen Plan zu tüfteln. Sein Team muss liefern.

Den spiel- und trainingsfreien Feiertag nutzten die Eishockeyprofis der deutschen Nationalmannschaft zu einer Spritztour nach Aarhus, rund eine Autostunde von Herning entfernt an der Ostküste Jütlands gelegen. Vielleicht inspiriert Dänemarks zweitgrößte Stadt und Kunstmetropole ja die bisher nicht gerade strahlend aufspielenden Cracks von Bundestrainer Marco Sturm ein wenig. Am Samstag (12.15 Uhr) gegen Lettland und am Sonntag (20.15 Uhr) gegen Ex-Weltmeister Finnland warten schließlich andere Kaliber als WM-Neuling Südkorea.

Nach dem 6:1-Erfolg durch die Tore von Leon Draisaitl, Yasin Ehliz (2), Patrick Hager, Frederik Tiffels und Yannik Seidenberg war eine gewisse Erleichterung auch bei Verbandspräsident Franz Reindl zu spüren. Der drückte das aus, was niemand zugeben mochte: “Die Situation war Stress pur, der tief in den Magen gegangen ist. Den Stress haben wir bewältigt. Hut ab vor den Jungs!” Die Abstiegsgefahr ist gebannt, eine Viertelfinalteilnahme noch möglich - aber unter erschwerten Bedingungen. Der 3:2-Sieg Dänemarks über Finnland bringt die Gastgeber punktemäßig fast schon außer Reichweite für Deutschland. Die mit fünf NHL-Profis angetretenen Dänen haben mit Norwegen, Südkorea und Lettland noch drei Kontrahenten vor der Brust, die allesamt schlagbar sind.

Leistungen waren noch nicht überzeugend

Aber vielleicht muss in Sachen Viertelfinale ganz anders gerechnet werden. Bundestrainer Sturm verbrachte den Donnerstag jedenfalls eisern mit Videostudium von Samstaggegner Lettland und den Livespielen und behauptete nach dem Sensationssieg der Dänen geradezu trotzig: “Die Gesamtsituation ändert sich für mich nur wenig. Lettland ist unsere nächste Station, die müssen wir nehmen.”

Sturm rechnet anders. Vermutlich so: Mit drei Punkten gegen das baltische Team, das Deutschland bei der Heim-WM 2017 in Köln und auch bei der Olympia-Qualifikation 2016 in Riga schlagen konnte, würde die Sonntagspartie gegen Finnland einen neuen Drive bekommen. Plötzlich wäre die Situation nämlich so, dass Deutschland mit einem Überraschungscoup die Finnen vor dem finalen Gruppenspiel gegen Kanada überholen würde. Vorausgesetzt, die Skandinavier verlieren am Samstag gegen Vizeweltmeister Kanada.

Solche Rechnungen stellen sie beim DEB selbstverständlich nicht öffentlich an. Die Leistungen der Sturm-Auswahl bei der WM bislang waren dazu auch wenig angetan, Hotels in Kopenhagen für das Viertelfinale jetzt schon zu buchen: spielerisch dünn gegen Dänemark beim 2:3, fehlerhaft gegen Norwegen beim 4:5, ordentlich gegen die USA beim 0:3, pflichtbewusst gegen zweitklassige Koreaner beim 6:1.

Keine Hilfe mehr aus der NHL

Bundestrainer Sturm muss nach den Absagen von 15 Silber-Gewinnern von Pyeongchang plus NHL-Angreifer Tobias Rieder mit dem arbeiten, was er hat. Auch aus der NHL kommt keine Hilfe mehr. Nach Pittsburghs Play-off-Aus scheut Penguins-Angreifer Tom Kühnhackl bei auslaufendem Vertrag das Verletzungsrisiko.

“Das kann ich gut nachvollziehen”, sagt der Bundestrainer, der einst in seiner aktiven NHL-Zeit auch “nur” drei Weltmeisterschaften für Deutschland gespielt hat.