Herning. Das deutsche Eishockeyteam bezwang Südkorea bei der Eishockey-Weltmeisterschaft mit 6:1. Nun kann es sogar ins Viertelfinale einziehen.

Nach dem souveränen 6:1 (1:0, 3:0, 2:1)-Erfolg über Südkorea, dem ersten Sieg im vierten Gruppenspiel der Weltmeisterschaft, war die Erleichterung bei der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft groß. DEB-Präsident Franz Reindl drückte das aus, was niemand so recht zugeben mochte: „Die Situation war Stress pur, der tief in den Magen gegangen ist. Den Stress haben wir bewältigt. Hut ab vor den Jungs!“ Die Abstiegsgefahr ist zunächst gebannt, eine Viertelfinalteilnahme noch theoretisch möglich, wenn am Samstag (12.15 Uhr/Sport1) gegen Lettland weitere drei Punkte eingefahren werden. Zudem muss wohl eine Überraschung gegen die Top-Teams Kanada oder Finnland her, da Mitkonkurrent Dänemark im Anschluss ein 3:2-Überraschungssieg gegen Finnland gelang.

Kühnhackl stößt nicht dazu

Der Mittwoch hatte für Bundestrainer Marco Sturm mit einer unerfreulichen Nachricht begonnen. Angreifer Tom Kühnhackl wird nach dem Play-off-Aus mit dem Pittsburgh Penguins in der nordamerikanischen NHL nicht zur WM nachreisen. Der 26-Jährige ist nach 81 NHL-Einsätzen angeschlagen, will dazu bei auslaufendem Vertrag in Pittsburgh nicht das Risiko gehen, sich bei der WM zu verletzen und dann in eine ungünstige Verhandlungsposition für die neue Saison zu geraten.

Wie wertvoll Tom Kühnhackl sein kann, bewies er bei der Olympia-Qualifikation im September 2016. Da schoss er im entscheidenden Spiel gegen Gastgeber Lettland den 3:2-Siegtreffer. Ohne Kühnhackl wäre Deutschland nicht nach Pyeongchang gefahren.

Gegen Südkorea am Mittwoch reichte es vor 7000 Zuschauern in der Jyske Bank Boxen auch ohne Kühnhackls Angriffshilfe. Ein Drittel lang tat sich Deutschland gegen laufstarke Südkoreaner schwer, nutzte aber letztlich drei der sechs Überzahlchancen. Bei fünf der sechs Treffer stand NHL-Star Leon Draisaitl auf dem Eis. Der 22-jährige Kölner erzielte das 1:0 selbst, legte das 3:0 für Patrick Hager und das 5:0 für Sturmpartner Yasin Ehliz auf. Der wieselflinke Nürnberger erzwang auch nach 41 Sekunden des zweiten Drittels das schon entscheidende 2:0 für Deutschland mit einem robusten Körpereinsatz vor dem koreanischen Gestänge. Über das 4:0 freute sich der Heim-WM-Held von 2017, Frederik Tiffels. Am Schluss steuerte Verteidiger Yannik Seidenberg noch das 6:0 bei. Das koreanische Tor des Ex-Augsburgers Brock Radunske fiel nicht mehr ins Gewicht.

Draisaitl, Ehliz und auch Dominik Kahun, der Bald-NHL-Spieler der Chicago Blackhawks, harmonierten als Topreihe nach einer Anlaufzeit gut. „Ich kenne Leon schon lange. An seiner Seite ist es immer ein Vergnügen“, lobte Mittelstürmer Kahun den hochbezahlten Profi der Edmonton Oilers. Torschütze Ehliz fügte hinzu: „Es ist ein großer Spaß. Und wenn wir nicht weiter wissen, dann kriegt Leon den Puck.“

Nun gegen Lettland und Finnland

Dass der Gelobte auch bisweilen etwas verspielt wirkt und nicht immer den schnellen Pass, die schnelle Entscheidung sucht, war gegen ein eher zweitklassiges Südkorea kein Thema. Könnte aber eines gegen Lettland am Samstag oder gegen die bärenstarken Finnen am Sonntag werden (20.15 Uhr/Sport1). Gut möglich, dass Bundestrainer Marco Sturm seinen stärksten Spieler im Aufgebot in den zwei spielfreien Tagen darauf hinweisen wird.