Braunschweig. Das Team kombiniert wie im Rausch 22 Punkte Vorsprung heraus und zehrt davon bis zum Ende - wie der NBA-Star seinen Anteil daran sieht.

Als Glücksbringer wollte er sich nicht bezeichnen lassen. Dabei hatte Dennis Schröder schon zum zweiten Mal in dieser Saison vom Spielfeldrand aus mitgefiebert und seine Braunschweiger Basketballer ein Spitzenteam in die Knie zwingen sehen. „Glück? Nein! Ich habe Motivation gebracht, deshalb bin ich in der Halle“, sagte der Nationalmannschaftskapitän und Löwen-Gesellschafter nach dem 90:81 (49:31)-Triumph seines Teams gegen den Tabellenzweiten Berlin. „Die Spieler haben das mit ihrer Energie geschafft“, betonte er, mit leuchtenden Augen in Richtung der mit einem Freundentänzchen feiernden Profis blickend. „Mit ihrer Energie haben sie Alba Berlin geschlagen.“

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    Schröder, Sieg, Sponsorenvertrag: Ein Feiertag für den Braunschweiger Basketball

    5828 Fans bildeten eine stimmungsvolle Kulisse, bejubelten den vierten spektakulären Favoritensturz der Saison und verfolgten in der Halbzeit eine faszinierende Show unter der Hallendecke, bei der die Akrobatin Tini Stark an roten Bändern ähnlich schwerelos abhob wie Jilson Bango und Co. auf dem Parkett. Zuvor hatte Premium-Sponsor BS Energy eine Vertragsverlängerung gleich um drei Jahre verkündet. Und später ging der eine oder andere kleine Fan mit Warte-Ausdauer auch noch mit einem Foto oder Autogramm des NBA-Stars nach Hause. Es war ein wahrer Feiertag für alle Beteiligten, die es nicht gerade mit den Gästen hielten.

    Ein „Statement“ gegen Alba Berlin: Löwen-Boss Dennis Schröder hielt es am Spielfeldrand nicht lange auf seinem Stuhl, immer wieder sprang der NBA-Star zum Jubeln und Anfeuern auf.
    Ein „Statement“ gegen Alba Berlin: Löwen-Boss Dennis Schröder hielt es am Spielfeldrand nicht lange auf seinem Stuhl, immer wieder sprang der NBA-Star zum Jubeln und Anfeuern auf. © regios24 | Stefan Lohmann

    Die Hauptstädter waren mit 13 Siegen in Folge als heißestes Team der BBL angereist und mit den Rückkehrern Matt Thomas und Yanni Wetzell, der dritt- und der viertbeste Scorer bei Alba, besser als zuletzt besetzt. Dennoch fanden die seit Wochen verletzungsgebeutelt auf dem Zahnfleisch spielenden Berliner diesmal ihre Meister. Mit schonungslosem Volldampf-Basketball nutzten die Löwen die Erschöpfung der Gäste. Sie überrannten den Europaligisten, strotzten vor Kraft und Power, eroberten anders als zuletzt die Rebound-Hoheit und trafen auch noch hochprozentig.

    Braunschweigs Basketballern gelingt Traumstart mit 22 Punkten Führung

    Der Schröder-Effekt! Für Trainer Jesús Ramírez war die Sache klar. „Dennis und die Rebounds waren der Schlüssel dafür, dass wir heute mal wieder unseren besten Basketball gezeigt haben“, sagte er. „Es hat Spaß gemacht, das Team so spielen zu sehen.“ Mit ihrem Boss und Vorbild am Spielfeldrand hätten sich die Löwen-Profis offenbar angestachelt gefühlt. „Viele Leute aus der Braunschweiger Region sind heute auch gekommen, um Alba Berlin zu sehen“, mutmaßte der Spanier. „Aber jetzt gehen sie auch mit einem guten Eindruck von uns nach Hause und kommen hoffentlich gegen Rostock wieder“, wünschte er sich. „Und das hätten wir uns mit der heutigen Leistung auch verdient.“

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    Die beinhaltete das beste erste Viertel der Saison. Die Löwen erkämpften hochenergetisch sechs Ballverluste des Favoriten, stürmten in wenigen Sekunden überfallartig nach vorne, hatten in Bango einen Spieler, den Berlin zunächst nicht stoppen konnte, und attackierten immer wieder stark die Alba-Verteidigung, allen voran Brandon und Nicholas Tischler. Dazu trafen sie vier Dreier bei fünf Versuchen und gingen nach einem 16:0-Lauf zum 20:4 mit dem nahezu sensationellen Zwischenstand von 34:14 in die erste Pause. Die Fans trauten ihren Augen kaum. Die Trefferquoten: 58 Prozent Braunschweig, 23 Prozent Berlin.

    So extrem würde es nicht weiter gehen können, das war klar. Aber wie lange könnten die Löwen von diesem Vorsprung zehren, die immerhin in Ferdinand Zylka (Gehirnerschütterung) und Sananda Fru (Knie) zwei Leistungsträger ersetzen mussten? Im zweiten Viertel gelang das wunderbar. In einer Koproduktion der Zwillinge hämmerte Brandon Tischler den Ball zum 40:18 durch den Alba-Ring – der höchste Vorsprung des Tages.

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      Kritische Phase für die Löwen: Europaligist Alba Berlin kommt auf vier Zähler heran

      Erst danach gelang es dem Spitzenteam, den Vorsprung weiter abzuknabbern. Die Löwen gerieten offensiv in Not, waren aber defensiv weiter standhaft und retteten ein 14-Punkte-Polster ins Schlussviertel.

      Doch dann wurde es richtig eng, weil die Gäste plötzlich mehrere Dreier trafen und Offensivfouls der Löwen erzwangen. Nach komischen Minuten, in der die Schiedsrichter auch noch Technische Fouls verteilten, stand es plötzlich 71:67 (35.). Nur noch vier Punkte. Eine sehr kritische Phase, zumal auf Braunschweiger Seite der starke Nicholas Tischler (26.), Barra Njie (29.) und dann auch Bango (36.) bereits vier Fouls auf dem Konto hatten. Doch die Löwen blieben, anders als häufig zuvor, stabil.

      Nicht nur die Fans wollten ein Foto mit Braunschweigs Weltmeister und Nationalmannschaftskapitän Dennis Schröder. Von links Schröder und die Löwen-Profis Barra Njie, nicholas Tischler, Gian Aydinoglu.
      Nicht nur die Fans wollten ein Foto mit Braunschweigs Weltmeister und Nationalmannschaftskapitän Dennis Schröder. Von links Schröder und die Löwen-Profis Barra Njie, nicholas Tischler, Gian Aydinoglu. © regios24 | Stefan Lohmann

      „Berlin hat wirklich alles aufgeboten, was sie an Verteidigungsvarianten hatten, die haben Box-and-one gespielt, Triangle-and-two, alles Mögliche, was wir als Team noch nicht kannten und auf das wir nicht vorbereitet waren“, erkannte Ramírez an, der seinen Schützlingen in der Auszeit immer wieder zugerufen hatte, sie sollen mit Selbstvertrauen weiterspielen. „Damit haben sie unser Teamspiel gestoppt, aber wir haben trotzdem unsere Räume gefunden“, lobte er.

      Stabil geblieben: Defensiv-Auszeichnung geht diesmal ans komplette Löwen-Team

      Dreier von Nicholas Tischler und dem in der Schlussphase bärenstark fightenden TJ Crockett brachten das Team wieder zweistellig weg (78:67), die Zuschauer taten es Dennis Schröder nach und standen auf, feuerten an. Berlin verkürzte eineinhalb Minuten vor Schluss per Thomas-Dreier auf 83:76. Doch ein Solo des diesmal wieder starken Löwen-Regisseurs Ahmaad Rorie mit Foul brachte das vorentscheidende 86:76.

      „Ich habe erwartet, dass es nochmal ganz eng wird, und es war wirklich kritisch“, resümierte Kapitän Martin Peterka, der diesmal mit seinem Saisonbestwert von sieben Rebounds vorangegangen war, so dass die Löwen Frus Fehlen erstmals kompensieren konnten. „Aber wir sind diesmal eng zusammengeblieben und haben von unserer Energie und unserer guten Verteidigung gelebt“, lobte der Tscheche sein Team, das sich diesmal gegen die zweitbeste Offensive der Liga als Kollektiv die Auszeichnung zum „Defensivspieler des Tages“ verdiente. Oder wie es Stargast Dennis Schröder formulierte: „Gegen Alba zu gewinnen ist ein Statement.“

      Spiel kompakt

      Löwen Braunschweig – Alba Berlin 90:81 (49:31)

      Viertel: 34:14, 15:17, 15:19, 26:31.

      Löwen: Bango 18 (78%, 9 Rebounds), Brandon Tischler 17 (46%, 2/4 Dreier, 4 Rebounds, 3 Assists, 2 Ballgewinne), Crockett 12 (20%, 6/6 Freiwürfe, 4 Assists), Nicholas Tischler 11 (38%, 4 Rebounds, 3 Assists, 3 Ballverluste), Rorie 11 (44%, 2/4 Dreier, 7 Assists, 5 Rebounds, 4 Ballverluste), Sylla 10 (44%, 6 Rebounds), Peterka 7 (2/3 Dreier, 7 Rebounds, 2 Ballgewinne), Aydinoglu 2, Njie 2.

      Berlin: Brown 13 (8 Rebounds, 7 Assists, 4 Ballgewinne), Wetzell 12, Schneider 10, Thomas 10, Bean 9, Mattisseck 8, Hermannsson 7, Nikic 6, Delow 6, Rapieque.

      Trefferquoten: 30/67 (45%) : 27/71 (38%) Feldwürfe, 11/26 (42%) : 6/28 (21%) Dreier, 19/24 (79%) : 21/26 (81%) Freiwürfe.

      Rebounds: 44 (davon 12 offensiv) : 40 (15)

      Ballverluste: 15: 12

      Ballgewinne: 8:10

      Assists: 21:16

      Zuschauer: 5828.