Braunschweig. 3:3 endete das verrückte Bundesligaspiel zwischen Mönchengladbach und Hoffenheim. Die Talfahrt des HSV geht weiter. Frankfurt und Bremen siegten.

Was für ein Krimi im Eiskeller Borussia-Park! Weltmeister Matthias Ginter rettete Borussia Mönchengladbach beim 3:3 (1:1) gegen die TSG Hoffenheim in der 90. Minute einen verdienten Punkt. Und hielt die Hoffnungen aufrecht, in der kommenden Saison vielleicht doch noch einen Startplatz für die Europa League zu erreichen.

Mit dem schwedischen Außenverteidiger Oscar Wendt hatte immerhin einer der Gladbacher Dauerpatienten es zurück in die Startelf geschafft, Raffael und US-Nationalspieler Fabian Johnson saßen immerhin auf der Bank. Doch die Verletztenliste wurde nach 17 Minuten wieder länger. Im Zweikampf mit Benjamin Hübner zog sich Angreifer Raúl Bobadilla offenbar eine Muskelverletzung im rechten Oberschenkel zu.

Vier Minuten zuvor hatte Außenverteidiger Hübner für die Gäste per Kopf zum 1:0 getroffen - im Gladbacher Strafraum nach einer Ecke von Andrej Kramaric völlig freistehend. Danach allerdings spielt die Borussia gegen die tiefe Fünferkette der Hoffenheimer immerhin fünf klare Torchancen heraus.

Eine Möglichkeit saß, allerdings umstritten. Der für Bobadilla eingewechselte Josip Drmic traf nach einem klasse Pass von Mickael Cuisance. Allerdings brauchte der Schweizer doppelt Glück. TSG-Torsteher Oliver Baumann schoss Drmic an - gegen den Oberarm. Schiedsrichter Martin Petersen wertete das im Videobeweis nicht als Handspiel, da aus kurzer Distanz angeschossen und ohne Absicht von Drmic. Für den Züricher war es das erste Bundesligator seit zwei Jahren.

Mehr war für Gladbach vor der Pause leicht drin. Patrick Herrmann scheiterte per Kopf und per Volleyschuss an Torwart Baumann. Oscar Wendt und auch Thorgan Hazard zielten, freistehend im Hoffenheimer Strafraum, etwas zu hoch.

Das Bild änderte sich nach der Pause zunächst nicht. Gladbach mit der Spielhoheit, die TSG in Wartestellung. Und mit einem Blitzkonter nach einer Ecke für die Gastgeber plötzlich gefährlich. Jonas Hofmann brachte Serge Gnabry im eigenen Strafraum zu Fall: Elfmeter, den Andrej Kramaric eiskalt in die linke Torecke einnetzt.

Hofmann machte seinen Fehler wieder gut: Gassenpass zu Lars Stindl: 2:2. Es war das erste Tor für den Gladbacher Kapitän in diesem Jahr. Bei Hofmanns dritter Toraktion war auch Schiedsrichter Petersen beteiligt, der dem Ex-Dortmunder den Ball vom Fuß nahm und den Hoffenheimer Konter einleitete. Nutznießer hier: Florian Grillitsch per Flachschuss zum 3:2 in die linke Torecke.

Verteidiger Nico Elvedi hatte per Kopf noch die Chance zum 3:3, auf der Gegenseite traf Nico Schulz nur die Querlatte. Dann kam Ginter - und traf zum 3:3. (Michael Ryberg)

Hamburger SV - Hertha BSC 1:2: HSV verliert auch mit Neu-Trainer Titz

Trotz des dritten Trainers in der Saison und eines großen Personalumbruchs in der Mannschaft steuert der Hamburger SV weiter auf den ersten Abstieg aus der Fußball-Bundesliga zu. Im Spiel um die gefühlt letzte Chance auf den Klassenverbleib unterlagen die Norddeutschen am Samstag vor 52 195 Zuschauern im Volksparkstadion Hertha BSC mit 1:2 (1:0). Douglas Santos (25. Minute) hatte die Gastgeber in Führung gebracht, Valentino Lazaro (56.) und Salomon Kalou drei Minuten nach seiner Einwechslung (63.) drehten das Spiel.

Damit sind die Hamburger seit 14 Spielen ohne Sieg und haben sieben Spiele vor Schluss weiterhin sieben Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz. Am Sonntag könnte die Mannschaft von Neu-Trainer Christian Titz sogar auf den letzten Tabellenplatz abstürzen.

Hertha BSC stoppte dagegen seine Negativserie. Nach vier Spielen ohne Sieg und Tor schaffte die Mannschaft von Trainer Pal Dardai den zweiten Sieg in der Rückrunde und baute den Vorsprung auf die Abstiegsränge aus. Die Berliner beendeten ihre Torflaute nach 448 Minuten. Ein Negativrekord in ihrer Bundesliga-Geschichte ist es dennoch.

Beim HSV ist der glimmende Funke Hoffnung nur fünf Tage nach dem zweiten Trainertausch der Saison erloschen. Bei seinem Debüt im Oberhaus hatte U21-Trainer Titz den Tabellenvorletzten so tiefgreifend wie keiner seiner Vorgänger umgebaut. Im Vergleich zur 0:6-Pleite bei Rekordmeister Bayern München gab es fünf Veränderungen in der Startelf. Von den Etablierten hatte der neue Coach gar vier Profis (Walace, Dennis Diekmeier, André Hahn, Mergim Mavraj) erst gar nicht in den Kader berufen und auch Sven Schipplock, der zuletzt zweimal in der Startelf stand, aussortiert. Abwehrchef Kyriakos Papadopoulos musste auf der Bank Platz nehmen.

Mit der Verjüngungskur hatte Titz nur in der ersten Halbzeit Erfolg. Der defensive Mittelfeldspieler Matti Steinmann aus der U21-Mannschaft baute bei seinem ersten Bundesliga-Saisoneinsatz das Spiel der Gastgeber im ersten Abschnitt mit Umsicht auf. Flügelflitzer Tatsuya Ito brachte Bewegung ins Offensivspiel und im Tor zeichnete sich der zurückgekehrte Julian Pollersbeck mit einigen Paraden aus.

Als Douglas Santos von Filip Kostic mit einem Steilpass geschickt wurde und Hertha-Torhüter Rune Jarstein zum 1:0 tunnelte, fiel von den Zuschauern eine Last ab. Gesänge wie "Immer erste Liga - HSV" schallten durchs Stadion. Trainer Titz schien die Mannschaft mit Personalwechsel und einer offensiveren Ausrichtung belebt zu haben. Die Hamburger zeigten mehr Ballsicherheit und Spielkultur als in den Monaten zuvor.

Doch die Euphorie auf den Rängen endete mit Beginn der zweiten Halbzeit. Die Platzherren spielten gehemmt und luden die Berliner zu Angriffen ein. Die nutzen prompt ihre Chancen und drehten durch Lazaro und Kalou die Partie. Warum die sehenswerten Aktionen der Hamburger mit Beginn der zweiten Halbzeit urplötzlich abbrachen, vermochte niemand zu erklären. Die Kraft schien aufgezehrt. Der Glaube an den Klassenverbleib auch. (dpa)

Eintracht Frankfurt - FSV Mainz 05 3:0: Frankfurt schlägt Mainz auch in der Bundesliga

Eintracht Frankfurt hat dem FSV Mainz 05 das zweite Derby-Debakel in nur fünfeinhalb Wochen beschert und die Abstiegssorgen des Tabellen-16. weiter verstärkt. Während die Eintracht durch ihren 3:0 (3:0)-Sieg in diesem Spiel zumindest für einen Tag wieder auf einen Champions-League-Platz sprang, kassierten die 05er die sechste Niederlage in den vergangenen neun Pflichtspielen und haben im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga im Moment nur ein Argument auf ihrer Seite: die Schwäche der Konkurrenz. Da zeitgleich auch der Hamburger SV gegen Hertha BSC verlor, beträgt der Vorsprung auf Platz 17 vorerst weiter sieben Punkte.

Am 7. Februar hatte Mainz bereits im DFB-Pokal mit 0:3 in Frankfurt verloren. Vor 49 500 Zuschauern schossen diesmal Kevin-Prince Boateng (6. Minute), Luka Jovic (23.) und Ante Rebic (41.) die Tore für die Eintracht. Die Mainzer zeigten zu wenig Biss und zu wenig Qualität und waren dadurch erneut hoffnungslos unterlegen.

Eine Trainerdiskussion hatte Sportchef Rouven Schröder jedoch schon vor dem Spiel in einem Sky-Interview unterbunden: "Sandro Schwarz hat einen Vertrag für die Erste und die Zweite Liga. Wenn man erkennen würde, dass die Basis zwischen Trainer und Mannschaft nicht stimmt, dann müsste man handeln. Aber das haben wir überhaupt nicht", sagte er. "Die Mannschaft ist zu 100 Prozent beim Trainer und beim Verein."

In den ersten Minuten des Spiels war das sogar in Ansätzen zu erkennen. Mainz stellte mit Alexandru Maxim und Karim Onisiwo im Mittelfeld offensiv auf und wollte sich diesmal nicht verstecken. Doch die frühen Gegentore machten diese Strategie schnell zunichte.

Besonders bitter aus Sicht des FSV war, dass der zuletzt so starke und erst 20 Jahre junge Torwart Florian Müller beim 0:1 schwer patzte. Einen Volleyschuss von Boateng nach einem nur unzureichend abgewehrten Eckball ließ er ins Tor durchrutschen.

Bei der Eintracht verstetigten sich in diesem Moment zwei Serien: Immer wenn Boateng trifft, punktet dieses Team auch. Für den Antreiber im Mittelfeld war es das sechste Saisontor. In den Spielen, in denen sie fielen, holte die Eintracht insgesamt 16 Punkte.

Außerdem gewann die Mannschaft von Niko Kovac bereits ihr fünftes Bundesliga-Heimspiel nacheinander. Von der Heimschwäche der Hinrunde ist bei dem Europapokal-Kandidaten nichts mehr zu spüren.

In der Halbzeitpause und zu Beginn der zweiten Hälfte nahmen die Mainzer drei Wechsel vor. Besser wurde es durch die Hereinnahmen von Danny Latza, Levin Öztunali und Yoshinori Muto aber nicht. Chancen hatte weiterhin nur die Frankfurter und bei denen besonders Luka Jovic: In der 53., 59., 61. und 68. Minute hätte der 20-jährige Serbe jeweils sein zweites Tor an diesem Tag schießen können. Bei seinem vierten Versuch hatte er besonders viel Pech, denn der Ball flog zunächst an die Latte und von dort genau auf die Torlinie.

Den Mainzern blieb dadurch zwar ein weiteres Gegentor erspart, nicht aber die Häme der Frankfurter Fans. Die riefen am Samstagnachmittag in Richtung ihres Nachbarvereins: "Absteiger! Absteiger!" (dpa)

FC Augsburg - Werder Bremen 1:3: Bremer Höhenflug geht weiter

Dank des ersten Bundesliga-Doppelpacks von Ishak Belfodil kann Werder Bremen seine Planungen für eine weitere Saison in der deutschen Eliteklasse intensivieren. Angeführt von seinem algerischen Matchwinner bezwangen die Norddeutschen den FC Augsburg am Samstag mit 3:1 (2:0) und machten durch den fünften Sieg in den vergangenen sieben Ligapartien einen weiteren Riesenschritt zum Klassenerhalt.

Die spielstarken Bremer haben nun satte acht Punkte Vorsprung auf Relegationsrang 16 und liegen nur noch zwei Zähler hinter dem FCA (35), der nach vier Erfolgen in Serie gegen Werder erstmals wieder unterlag. Vor 30 080 Zuschauern sorgte Belfodil (5. Minute, 40.) für die entspannte Pausenführung der Gäste. Nach einer ersten Halbzeit zum Vergessen kamen die Augsburger besser ins Spiel, brachten am Ende aber nicht mehr als den Anschluss durch Rani Khedira (63.) zustande. Den Bremer Schlusspunkt setzte Kapitän Max Kruse (82.).

Manuel Baum hatte nach dem 3:1 in Hannover keinen Grund, seine Startelf zu ändern. Sein Bremer Trainerrivale Florian Kohfeldt nahm im Gegensatz zum 3:1 gegen den 1. FC Köln drei Wechsel vor: Für Milos Veljkovic, Zlatko Junuzovic und Milot Rashica durften Belfodil, Sebastian Langkamp und Philipp Bargfrede beginnen.

Bargfrede agierte in der Defensive ähnlich wie Kruse in der Offensive als Freigeist. Mal spielte er vor der Abwehrreihe, dann rückte er zurück und bildete mit Langkamp sowie Niklas Moisander eine Dreierkette; oder mit Ludwig Augustinsson und Theodor Gebre Selassie sogar einen Fünf-Mann-Riegel. Alles aber höchst variabel.

Die Augsburger Deckung um Rani Khedira, der nach dem Rückstand offensiver auftrat, hatte vom Anpfiff an erhebliche Probleme mit den spielstarken Gästen. Die Bremer kombinierten ansehnlich und besaßen eine geschickte Raumaufteilung. Maximilian Eggestein prüfte den Augsburger Torwart Marwin Hitz mit einem beherzten Schuss gleich in der ersten Minute. Belfodil setzte sich anschließend gegen Martin Hinteregger durch und erzielte die Führung von Werder.

Die Fuggerstädter enttäuschten zunächst in ihrem Zweikampfverhalten und taten sich in der Vorwärtsbewegung sehr schwer. Das galt auch für Michael Gregoritsch, der in zuvor fünf Spielen gegen Werder sechs Tore erzielt hatte. In der 27. Minute hatte dann Jiri Pavlenka an seinem 17-Meter-Schuss die Finger dran. Auf der Gegenseite konnte nach einem Pass von Kruse FCA-Keeper Hitz zunächst noch gegen Belfodil abwehren, der Stürmer versenkte den Abpraller aber noch selbst zum 2:0. Die Augsburger Fans waren bedient und pfiffen.

Die Bremer agierten nach dem Seitenwechsel abwartender, während die Hausherren deutlich entschlossener und offensiver auftraten. Einen Kopfball des starken Belfodil (53.) klärte indes Marco Richter erst auf der Linie. Der Augsburger Dauervorbereiter Philipp Max flankte später haargenau auf Khedira, der den Anschlusstreffer erzielte.

In einer spannenden Schlussphase verpassten Gregoritsch (69.) und Max (72.) den möglichen Ausgleich. Kruse (74.) und wenige Sekunden nach ihm Eggestein scheiterten damit, alles klar zu machen. Der Kapitän der Bremer sorgte aber doch noch für die vorzeitige Erleichterung. (dpa)