Sotschi . Die Nationalelf zieht ins Viertelfinale des Confed-Cup ein. Am Donnerstag geht es gegen Mexico weiter.

Im Hotelaufzug auf dem Weg zum Spiel fragte ein kleiner, russischer Junge seinen Vater: „Wer gewinnt? Deutschland oder Kamerun?“ Der Vater schaute gelangweilt: „Deutschland!“ Klare Sache. Der Junge lächelte zufrieden.

Am Ende sollte der alte Herr zwar recht behalten, aber ganz so klar war die Sache lange nicht. Mit 3:1 (0:0) durch den Treffer von Kerem Demirbay (48. Minute) und einem Doppelpack von Timo Werner (66. und 81.) gewann die deutsche Nationalelf am Sonntag gegen den Afrikameister und musste nur einmal kurz zittern, weil Vincent Aboubakar per Kopf der Anschluss gelang (78.). Der Sieg beschert der DFB-Auswahl zum einen den Einzug ins Halbfinale – und zum anderen den angenehme Umstand, im Badeort Sotschi bleiben zu können, weil Chile zeitgleiche gegen Australien überraschend nur 1:1 (0:1) spielte. Am Donnerstag geht es in Sotschi gegen Mexiko (20 Uhr), dem Zweiten der Gruppe B. Joachim Löw freute sich darüber, weil der Bundestrainer die langen Reisen in Russland als stressig empfand. Noch ein bisschen mehr freute sich Löw über seinen 100. Sieg im 150. Länderspiel. So viele Siege hatte nicht einmal Sepp Herberger (94 in 167 Partien).

Deutschland besiegt Kamerun im Confed-Cup mit 3:1

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Man hätte eigentlich nur den ehemaligen Hamburger Demirbay und Werner beobachten müssen, um das Spiel zu verstehen. War beiden in Halbzeit eins wirklich gar nichts gelungen, zeigte Demirbay kurz nach Wiederanpfiff seine Qualität: Kapitän Julian Draxler, der ebenfalls im ersten Durchgang kaum zu sehen war, hatte Demirbay mit einem feinen Hackentrick freigespielt, und der Mittefeldspieler drosch den Ball in seinem erst zweiten Länderspiel aus 18 Metern trocken unter die Latte (48.). 1:0. Hatte Kamerun zuvor tapfer dagegen gehalten und sich sogar als die frischere Mannschaft präsentiert, war den Afrikanern, die man einst „unzähmbare Löwen“ nannte, vorerst der Zahn gezogen – was allerdings auch daran lag, dass Schiedsrichter Wilmar Roldan den Kameruner Ernest Mabouka mit Rot vom Platz stellte, nachdem er sich beim Videoassistenten erkündigt hatte (62.). Es war eine viel zu harte Entscheidung nach einem Schlag gegen Emre Can. Wenig später schickte Joshua Kimmich eine pflaumenweichen Flanke auf den Schädel von Werner, und der köpfte zum 2:0 ein (68.). Es war das erste Länderspieltor des Leipzigers im vierten Spiel.

Eigentlich hatte die Partie ganz anders begonnen. Die Kameruner, die nach der Ankunft schon aus dem Bus in die Kabine mit Ghettoblaster auf der Schulter getanzt waren, begannen schwungvoller, ohne aber dem Tor von Marc-André ter Stegen wirklich gefährlich zu werden. Löw hatte sich erneut für den Stammkeeper des FC Barcelona und gegen eine Rotation entschieden, was ruhig als Fingerzeig Richtung Nummer zwei hinter Manuel Neuer gewertet werden darf. Vier Veränderung in seiner Mannschaft hatte Löw vorgenommen: Neben Werner und Demirbay durften Antonio Rüdiger und Marvin Plattenhardt beginnen. Für den Berliner Plattenhardt war es das Startelfdebüt in der Nationalelf. Das bisher letzte eines Herthaners in der DFB-Auswahl endete nicht so schön: Arne Friedrich unterlief beim 2:1 gegen Färöer im Oktober 2002 ein Eigentor. Plattenhardt erlebte am Sonntag einen viel netteren Abend. Der 25-Jährige zeigte ein gutes Spiel.

Die Sympathien der 30.230 Zuschauer im Fisht-Stadion von Sotschi lagen klar bei den Kamerunern, was vielleicht auch am Außenseiterbonus liegen mag. Doch selbst das Wetter hatte sich auf die Seite der Mannschaft vom belgischen Trainer Hugo Broos geschlagen: Afrikanische 24 Grad, kaum Wind wehte vom Schwarzen Meer herüber. Löws Elf begann behäbig. Kaum Tempo, dafür viele Fehlpässe. Zum ersten Mal im Turnier spürte man, dass hier eine Mannschaft auf dem Rasen stand, die sich erst kurz kennt. Dennoch hätte es bald 1:0 für den Weltmeister im zweiten Anzug stehen können, hätten Emre Can (Schuss aus 18 Metern, 21.) und Kimmich (Kopfball aus fünf Metern, 23.) nicht knapp verpasst. Mit 0:1 hätte es zur Pause allerdings auch stehen können, wenn ter Stegen nicht hervorragend gegen André-Frank Zambo Anguissa parierte hätten (45.)

Nicht gut sollte ter Stegen später beim 1:2 aussehen. Er zögerte mit dem Herauskommen gegen Aboubakar, der allerdings von Niklas Süle nicht am Kopfball gestört wurde (78.). Dass es dennoch nicht wirklich hektisch im deutschen Spiel wurde, lag an Werner. Der eingewechselte Leverkusener Benjamin Henrichs legte auf den Angreifer zurück, und der vollstreckte kühl (81.). Es hätte dann auch noch 4:1 oder 5:1 lauten können, doch der eingewechselte Amin Younes vergab zwei gute Gelegenheiten (88. und 90.). Zumindest vom Papier her hatte der Vater des Jungen also doch noch recht behalten.