Braunschweig. Der erste Punktgewinn ist geschafft. Fabio Kaufmann erzielte das Tor des Tages. Vor allem offensiv legten die Blau-Gelben ihre Schüchternheit ab.

34 Jahre war es her, als Eintracht Braunschweig den FC Schalke 04 zuletzt bezwingen konnte. 5:1 hieß es damals für die Blau-Gelben. 1989 war das. Dieser Bann ist nun gebrochen. Am Sonntag bezwang der Fußball-Zweitligist die Knappen verdient mit 1:0 (1:0). Fabio Kaufmann hatte den Treffer des Tages erzielt - und damit den Weg geebnet zum ersten Punktgewinn der neuen Spielzeit.

Plötzlich lief‘s bei der Eintracht. War die Offensive in den ersten drei Pflichtspielen der neuen Saison noch so zurückhaltend wie ein Heranwachsender beim ersten Date, schalteten die Blau-Gelben im ersten Durchgang der Partie gegen Schalke 04 in den Don-Juan-Modus. Die Mannschaft von Trainer Jens Härtel spielte sich mehr Möglichkeiten heraus als in den vorherigen 270 Pflichtspielminuten zusammen - deutlich sogar.

Anthony Ujah, Johan Gómez und Fabio Kaufmann stark im Angriff

Und eine davon war drin. In der 21. Minute besorgte Fabio Kaufmann die Führung. Der starke Johan Gómez hatte zuvor im Mittelfeld den Ball erobert. Anthony Ujah bediente schließlich seinen Sturm-Kollegen. Ujah und Kaufmann hatten zuvor schon zwei dicke Möglichkeiten liegen lassen. Allein der Nigerianer hatte aber drei Abschlüsse - in den ersten neun Minuten nach dem Anpfiff. Eine weitere folgte noch per elegantem Drehschuss.

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Die Eintracht überzeugt spielerisch gegen teils fahrige Schalker. Kapitän Jannis Nikolaou und Nebenmann Robin Krauße kontrollierten das Mittelfeldzentrum. Der spielerische Übertrag in die Offensive gelang deutlich besser als zuvor. In der Defensive hatten die Braunschweiger Zweitliga-Torjäger-Legende Simon Terodde gut im Griff. Im ersten Durchgang sah der Schalke-Angreifer keinen Stich - wie schon zuvor im DFB-Pokal, als Eintracht dennoch mit 1:3 unterlag.

Robert Ivanov mit gutem Debüt für Eintracht Braunschweig

Damals war es Brian Behrendt, der Terodde ausschaltete. Nun kümmerte sich vornehmlich Robert Ivanov um den Angreifer. Der finnische Nationalspieler kam nach überstandener Adduktorenverletzung zu seinem Debüt im blau-gelben Dress. Er nahm in der Dreierkette den Platz von Sebastian Griesbeck ein. Der Routinier hatte am Freitag nicht trainiert. Eigentlich war Härtel davon ausgegangen, dass es für den Spieltag dennoch reichen würde - tat es aber nicht. Sei‘s drum. Die 21.800 Zuschauer im ausverkauften Eintracht-Stadion jedenfalls honorierten die mit Abstand beste Hälfte der bisherigen Saison - zunächst mit unermüdlicher Unterstützung von den Rängen, zum Halbzeitpfiff mit Applaus.

Nach dem Wiederanpfiff gab‘s dann den Schock. In der 63. Minute war Terodde dann eben doch einmal durch und schoss zum Ausgleich ein. Nach Videostudium nahm Schiedsrichter Bastian Dankert den Treffer aber zurück - Terodde stand im Abseits. Schon in Hälfte 1 wurde den Gästen früh ein Tor wegen Abseits aberkannt. Da war es Kenan Karaman, der in der verbotenen Zone stand (4.). Beide Entscheidungen des ansonsten nicht immer souveränen Unparteiischen-Gespanns waren korrekt.

Schalke wird stärker

Schalke aber verzichtete nun auf jegliche Zurückhaltung. Der Bundesliga-Absteiger war aggressiver und drückte auf den Ausgleich. Als Eintracht den ersten Druck abgeschüttelt hatte, ging auch wieder ein bisschen was nach vorne. In der 74. Minute standen sich Behrendt und Ivanov nach einer Ecke des eingewechselten Marvin Rittmüller selbst im Weg. Die Härtel-Elf konnte sich nun aber zum ersten Mal in dessen Amtszeit auf etwas verlegen, das in der Vorsaison für den einen oder anderen Punktgewinn gesorgt hatte: das Kontern.

Noch aber bekamen die Blau-Gelben die Gegenangriffe nicht ganz zu Ende gespielt. Nach einer Kombination zwischen den ins Spiel gekommenen Rayan Philippe und Kaan Caliskaner war noch ein Schalker dazwischen. Kurz darauf scheiterte Philippe an S04-Keeper Marius Müller (78.). Das Publikum aber war da. Im Stadion an der Hamburger Straße schoss der Dezibel-Messer in die Höhe.

Eintracht Braunschweig schlägt Schalke verdient

Auch Keeper Ron-Thorben Hoffmann trug seinen Teil dazu bei. Etwa, als er in der 81. Minute einen Terodde-Kopfball entschärfte. Auch die ausgewechselten Führungsspieler Kaufmann und Nikolaou feuerten ihre Kollegen lautstark von der Bank aus an. Die Eintracht wollte die ersten Punkte der Saison. In der Nachspielzeit scheiterte Ujah noch einmal frei an Müller.

Kurz danach war es dann aber dennoch geschafft. Zum ersten Mal stand die Null. Zum ersten Mal durften die Blau-Gelben jubeln. Eintracht behielt die drei Punkte an der Hamburger Straße - und das hochverdient.