Hamburg. Eintracht Braunschweig wird zum Serienkiller des FC St. Pauli, der nach zehn Siegen in Folge wieder verliert. Multhaup und Wintzheimer treffen.

Platz 12, fünf Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz und nur noch zwei Punkte Rückstand auf Hannover 96: Eintracht Braunschweig hat am Sonntag mit dem 2:1 (2:0)-Sieg beim FC St. Pauli ein dickes, fettes Ausrufezeichen in der 2. Fußball-Bundesliga gesetzt. Gegen druckvolle Hamburger, die zuvor zehn Spiele in Folge gewonnen hatten, trafen Maurice Multhaup (1. Minute) und Manuel Wintzheimer (25.) für das Team von Trainer Michael Schiele, der im Tor einen Wachwechsel vollzogen hat. St. Paulis Tor zum 1:2 von Jakov Medic kam zu spät (85.).

Braunschweigs Manuel Wintzheimer (links) feiert sein Tor zum 0:2.
Braunschweigs Manuel Wintzheimer (links) feiert sein Tor zum 0:2. © dpa | Christian Charisius

Nur 41 Sekunden dauerte es bis zum ersten großen Braunschweiger Jubel. Nach einem langen Ball aus der eigenen Abwehr von Nathan de Medina beschäftigten Wintzheimer und Anthony Ujah die St.-Pauli-Abwehr, die die Kugel nicht ausreichend klärte, sondern vor die Füße Multhaups legte, dessen abgefälschter Schuss aus 18 Metern zum 1:0 im Tor der Hausherren landete – ein Traumstart der Eintracht mit der frühesten Führung der Saison.

Mehr zu Eintracht Braunschweig

Zwei Veränderungen hatte Schiele in seiner Startelf vorgenommen: de Medina, nach Gelbsperre zurück, ersetzte Brian Behrendt in der Dreier-Abwehr, und Wintzheimer kam für Immanuel Pherai rein, dessen Kopfverletzung keinen Einsatz zuließ. Keine Veränderung gab es im Braunschweiger Tor: Ron-Thorben Hoffmann blieb nach seinem blitzsauberen Auftritt gegen Kaiserslautern (1:0) zwischen den Pfosten, Jasmin Fejzic musste nach seiner Gelb-Rot-Sperre auf die Bank. Es ist eine Wachablösung im Kasten der Blau-Gelben.

In der 7. Minute musste jener Hoffmann erstmals eingreifen, als er einen Abschluss Lukas Daschners sicher entschärfte. In der 14. Minute wurde Oladapo Afolayan gefährlich, unmittelbar danach musste Hoffmann gegen Manolis Saliakas eingreifen. St. Pauli reagierte wütend auf den frühen Rückstand, und die Eintracht schaffte es nicht, für Entlastung zu sorgen. 76 Prozent Ballbesitz und 6:1 Torschüsse hieß es für die Hamburger – die wichtigsten Statistik ging aber mit 1:0 an Braunschweig.

podcast-image

Nach einer längeren Verletzungspause wegen Connor Metcalfes Kopfverletzung war die Eintracht hellwach. Und wieder ging es nach einem langen Ball blitzschnell. Hasan Kurucay hatte auf Lion Lauberbach gepasst, dessen Ablage BryanHenning zu Ujah beförderte, der wiederum Wintzheimer ins Spiel brachte. Dessen Linksschuss in die lange Ecke war unhaltbar – 0:2 nach 25 Minuten.

Fabian Hürzeler hatte vor der Partie noch ausdrücklich gewarnt: „Die Eintracht ist eine der stärksten Umschaltmannschaften der Liga.“ Nur: Die Warnungen des St.-Pauli-Trainers blieben ungehört. Hatte sein Team in zehn Partien zuvor nur drei Gegentreffer kassiert, waren es nun zwei in 25 Minuten. Ein hocheffizienter Eintracht-Auftritt mit heißem Herz und kalter Schnauze.

Ron-Thorben Hoffmann reagiert prächtig gegen Johannes Eggestein

St. Paulis Trainer reagierte auf den 0:2-Rückstand und brachte mit Afeez Aremu für Adam Dzwigala schon in der 35. Minute einen neuen Spieler. Außerdem stellte er in der Abwehr von einer Fünfer- auf eine Viererkette um, um den Offensivdruck zu erhöhen. Nur: Wenn die Eintracht in den vergangenen Wochen eines bewiesen hatte, dann, dass sie verteidigen kann. Einen Gegentreffer hatte es in den drei Spielen davor nur gegeben. Und auch bis zur Pause in Hamburg kam kein weiterer dazu, obwohl es Leart Paqarada in Minute 44 aus dem Hinterhalt probierte.

Die zweiten 45 Minuten begannen genau wie die ersten: mit einer Braunschweiger Chance von Multhaup. Doch anders als zu Beginn setzte der Eintracht-Außen den Ball bei einem Freistoß aus 17 Metern diesmal nicht ins Tor, sondern in die Mauer. Ansonsten blieb auch die Statik des Spiels dieselbe: St. Pauli griff an, Braunschweig verteidigte. Und wenn mal einer durchkam, dann war Hoffmann da. Wie in Minute 55, als er den durchgebrochenen Johannes Eggestein prächtig stoppte.

Eintracht Braunschweig hat richtig Bock aufs Verteidigen

Und vorne blieben die Braunschweiger ab und an gefährlich, wie in Minute 61, als der gerade eingewechselte Robin Krauße einen starken Ballgewinn schaffte und die Kugel über Lion Lauberbach fast zu Ujah kam. Oder wie in Minute 62, als Wintzheimer und Ujah eine Hereingabe Anton Donkors verpassten. In der Phase wäre das 0:3 möglich gewesen.

Bezeichnend, wie Filip Benkovic und Kurucay die Fäuste ballten nach erfolgreichen Abwehraktionen. Es war erneut eine hervorragende Verteidigungsleistung, die die Braunschweiger auf den Platz brachten. Man hatte den Eindruck: Die Eintracht hat richtig Bock aufs Verteidigen. Doch in Minute 85 bröckelte das Braunschweiger Bollwerk. Donkor konnte den Weg von St. PaulisMarcel Hartel nicht mehr mitgehen und Jakov Medic drosch die Kugel zum 1:2 ins Eintracht-Tor, Hoffmann war machtlos. Dennoch: Der Treffer der Hamburger kam zu spät. Braunschweig verteidigte den Dreier bis ins Ziel.

Eintracht Braunschweig empfängt am Samstagabend den 1. FC Magdeburg

Für die Eintracht geht es am Samstagabend Zuhause gegen Magdeburg (20.30 Uhr) weiter. Da kann Schieles Mannschaft einen weiteren großen Schritt in Richtung Zweitliga-Klassenerhalt gehen. Fehlen wird Donkor, der seine fünfte gelbe Karte sah. St. Pauli reist derweil zum Derby gegen den HSV.