Wolfsburg. Der Torwart der Seattle Kraken freut sich auf den Frankreich-Test der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft und natürlich auf die WM.

Sein halbes Leben verbringt Philipp Grubauer bereits in den Vereinigten Staaten, wo er zu einem der besten Eishockey-Torhüter in der besten Liga der Welt wurde. Der heute 32-Jährige gewann 2018 den Stanley Cup mit den Washington Capitals, hält seit 2021 für die Seattle Kraken - und bereitet sich jetzt mit der deutschen Eishockey-Nationlmannschaft in Wolfsburg auf die Weltmeisterschaft vor. Für den gebürtigen Rosenheimer ist es der erste Aufenthalt in der VW-Stadt überhaupt. Auf das Länderspiel am Samstag (14 Uhr, live und kostenfrei bei MagentaSport) freut sich der NHL-Star ganz besonders.

Philipp Grubauer (rechts), hier im Trikot der Seattle Kraken, bringt es auf 344 Einsätze in der besten Eishockey-Liga der Welt.
Philipp Grubauer (rechts), hier im Trikot der Seattle Kraken, bringt es auf 344 Einsätze in der besten Eishockey-Liga der Welt. © dpa | Mark J. Terrill

In den USA spielt der Keeper regelmäßig vor 20.000 Fans, in die hochmoderne Climate Pledge Arena der Kraken passen 18.300 Zuschauer. Trotzdem sagt er: „Ehrlich gesagt freue ich mich schon auf das Spiel: Die Stimmung in der DEL ist ja immer unglaublich. Da sind 4000 oder 5000 Fans mit ihren Gesängen zum Teil lauter als in Amerika in Stadien mit 20.000 Zuschauern. Für uns Spieler aus den USA ist das immer super, wenn wir nach Deutschland kommen.“ Nicht nur auf die Stimmung freut er sich, er sieht auch den sportlichen Wert so kurz vor der am Freitag in einer Woche beginnenden WM in Tschechien. „Es ist unser erstes Vorbereitungsspiel mit diesem Kader, der dann auch im Großen und Ganzen auch so zur WM fährt. Von daher wird das Spiel gegen Frankreich sehr interessant werden“, so der 32-Jährige.

Grubauer: Die Bedingungen in Wolfsburg sind top

Die Wolfsburger Eis-Arena wird am Samstag fast ausverkauft sein. 4500 Zuschauer passen in das Stadion. Als das DEB-Team 2018 in der VW-Stadt weilte, war Grubauer noch nicht dabei, er stieß damals erst bei der WM zum Team. Und als die Grizzlys ab 2008 zum festen Bestandteil auf der DEL-Karte (vier Endspiel-Teilnahmen) wurden, hatte es Grubauer bereits als Nachwuchsspieler in die USA verschlagen. Er spielte erst in Kanada in der OHL, bevor ihn die Capitals 2010 in der vierten Runde an Position 112 gedrafted haben. Sein NHL-Debüt feierte er in der Saison 2012/13. Grubauers erste Eindrücke bei der Wolfsburg-Premiere: „Die Bedingungen sind wirklich top, wir haben auch eine geile Kabine, auch das Hotel am See ist wirklich wunderschön.“ Der DEB-Tross logiert noch bis Sonntag im Courtyard am Allersee.

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Ob der NHL-Star (aktuelles Jahresgehalt: 5,9 Mio US-Dollar) am Samstag auch im Tor stehen wird, ist noch unklar. Hinter Grubauer liegt eine lange und nicht ganz einfache Saison. Im Dezember hatte ihn eine Unterkörper-Verletzung zwei Monate außer Gefecht gesetzt. Erst im Anschluss lief es bei den Kraken besser zusammen; die Play-offs verpassten sie trotzdem. Nur deshalb konnte der 32-Jährige überhaupt zum Team stoßen, die Vorjahres-Sensation mit WM-Silber hatte er wegen des Erreichens der zweiten Play-off-Runde verpasst.

NHL-Goalie: Es macht extrem viel Spaß bei der Nationalmannschaft

Und so lernt der Goalie in diesem Jahr auch zahlreiche neue Spieler kennen. Die Breite an Profis, die Bundestrainer Harold Kreis zur Verfügung stehen, ist inzwischen riesig, Deutschland hat sich zu einem ernstzunehmenden Kontrahenten im internationalen Eishockey entwickelt, neben Grubauer sind mit Mittelstürmer Nico Sturm (San José Sharks) und John Jason Peterka (Buffalo Sabres) zwei weitere NHL-Profis dabei. Ob auch Star-Verteidiger Moritz Seider (verhandelt mit den Detroit Red Wings über einen neuen Vertrag) dazukommt, ist noch offen.

Besser sieht es bei AHL-Abwehrspieler Maksymilian Szuber aus. „Von den ersten Eindrücken her“, so der Seattle-Torwart, „sind wir eine gute Gruppe. Es macht extrem viel Spaß, dabei zu sein.“ 28 Spieler umfasst das Aufgebot aktuell, 25 dürfen im endgültigen WM-Kader stehen. Bundestrainer Kreis wird sich da noch Optionen offenhalten, um im Laufe der WM möglicherweise noch Nordamerika-Profis zu lizenzieren.

Was geht nach WM-Silber 2023? „Die Karten werden neu gemischt“

Grubauer ist gespannt, was die WM für den Vize-Weltmeister bringen wird. Er sagt jedenfalls: „Natürlich werden wir durch die Silbermedaille jetzt ein bisschen anders wahrgenommen. Die anderen Mannschaften werden sich schon denken, dass die Deutschen ja doch Eishockey spielen können.“ Und das eben ziemlich gut; als Außenseiter geht das DEB-Team nicht in das Turnier. Der Keeper: „Die Karten werden neu gemischt. Nur weil wir vergangenes Jahr das Finale erreicht haben, heißt das nicht, dass wir es wieder schaffen.“

Dabei ist übrigens nicht gesagt, dass der Keeper, der auf 344 NHL-Spiele (22 Shutouts) kommt, auch automatisch die deutsche Nummer 1 bei der WM sein wird. Mit Münchens Mathias Niederberger versteht er sich bestens. Der Star-Torwart stellt sich in den Dienst der Mannschaft: „Am Ende wird es der Bundestrainer entscheiden. Wir werden beide bereit sein, und er hat das Vertrauen in uns.“