Braunschweig. Seit Sommer spielt Johannes Krause nicht mehr selbst aktiv Handball, sondern ist Trainer der zweiten Mannschaft des MTV Braunschweig.

So ganz leicht fiel Johannes Krause der Wechsel vom Spielerdasein auf die Trainerbank nicht, wenn er ehrlich ist. Hin und wieder, so gibt der ehemalige Handballer des MTVBraunschweig zu, würde er gerne auch noch selbst auf der Platte stehen. Doch inzwischen hat sich seine Rolle geändert. Seit Sommer ist er Trainer der zweiten Mannschaft des MTV in der Verbandsliga - und das durchaus mit Erfolg, auch wenn es am vergangenen Wochenende eine Niederlage in Sehnde gab. Doch ansonsten ist Krause mit seiner neuen Aufgabe zufrieden, selbst wenn es ihn manchmal noch juckt, mitzumischen. Aber dazu später mehr.

„Es war ein starker Perspektivwechsel, man betrachtet das Spiel aus einer ganz anderen Sicht“, sagt der junge Coach. Vor allem im Verhältnis zu den Spielern wird das deutlich. „Man versucht Ansprechpartner zu sein, will es möglichst allen recht machen. Aber das ist oft nicht einfach bei einem 30-Mann-Kader“, erklärt er. Zudem übernahm er zu Saisonbeginn eine komplett neue Mannschaft, die sich aus drei einzelnen Teams zusammensetzte. Inzwischen habe sich aber alles eingependelt, trotz der Enttäuschung gegen Sehnde.

„Bis zum Winter agierten wir sehr schwankend, aber in den ersten drei Rückrundenspielen war langsam alles so, wie ich mir das vorgestellt habe. Das ist einfach super cool“, freut sich Krause. Seine Mannschaft belegt momentan den sechsten Platz von 14 in der Verbandsliga. Mit neun Siegen, sieben Niederlagen und einem Unentschieden ist die Bilanz durchwachsen, aber einige Ergebnisse zeigen auch das Potenzial des jungen Teams. So erreichte man mit einem 42:42 ein Unentschieden bei Tabellenführer TuS GW Himmelsthür. Vor dem Spiel wäre Krause damit zufrieden gewesen. „Aber wenn man den Sieg dann in der letzten Minute noch aus der Hand gibt, dann ist das schon ärgerlich“, sagt er über das Offensivfeuerwerk. „Am Ende hätte man einfach einen Wurf mehr blocken müssen. In solchen engen Spielen spielt auch die Erfahrung eine große Rolle.“ Die fehlt seiner Mannschaft aufgrund ihrer Jugend noch.

Krause ist mit der Entwicklung zufrieden

Als Spieler übernahm er in solchen Phasen oft die Verantwortung, gerade in seinen letzten Jahren als Routinier. „Dabei war ich zwar meist nicht derjenige, der sich den letzten Wurf nahm, aber den Part als Passgeber zuvor habe ich übernommen oder habe versucht, etwas Struktur ins Spiel zu bringen“. Nun muss er von außen einwirken. Das ist oft nicht so einfach, als Trainer braucht es Geduld und Fingerspitzengefühl. Am Anfang der Saison war Krause häufig sehr zufrieden mit der Abwehr, insbesondere mit den Torhütern. Der Angriff war am Anfang eher ein Sorgenkind, wurde aber am Ende der Hinrunde immer mehr zur Stärke. „Gegen Himmelsthür war er top mit 42 erzielten Treffern“, lobt Krause. Auch beim jüngsten 31:20-Sieg gegen Altwarmbüchen lief es offensiv. Die Entwicklung geht also in die richtige Richtung.

„Insgesamt sind wir jedoch ein sehr schwankendes Team“, meint der Coach. „Was natürlich auch klar ist, wenn man die wenige Erfahrung und das Durchschnittsalter der Mannschaft bedenkt“, fügt er hinzu. Wie zum Beweis kassierte sein Team am vergangenen Wochenende eine 21:29-Niederlage gegen Sehnde. Der Großteil seiner Spieler ist Anfang 20. Konstanter zu spielen - das sei das große Ziel. Hinzu kam ein wenig Verletzungspech. Dazu bewegen sich einige Leistungsträger zwischen erster und zweiter Mannschaft hin und her. Wie Tim Lietz, der Topscorer des MTV II mit 107 Toren. „Tim hat sich jetzt in den Fokus gespielt, da die anderen aber auch verletzt waren oder eben noch ganz jung sind. Ich sehe jedoch bei allen Spielern diese Möglichkeit, oben anzugreifen. Sie sind alle trainingsfleißig“, lobt Krause.

Johannes Krause verfolgt das Spiel seiner Mannschaft gegen  Altwarmbüchen in der Sporthalle Ottenroder Straße.
Johannes Krause verfolgt das Spiel seiner Mannschaft gegen Altwarmbüchen in der Sporthalle Ottenroder Straße. © FMN | Bernward Comes

Ein Schwachpunkt seiner Mannschaft sei im Moment jedoch die Trefferquote bei Siebenmetern. Rund 58 Prozent sind der schlechteste Wert in der Liga. „Dadurch, dass wir so neu zusammen sind, haben wir eben total bei den Basics angefangen. Das liegt nicht daran, dass die Jungs nichts können, sondern weil man gerade am Anfang erst einmal üben muss“, resümiert der Trainer und erklärt: „Wir sind noch auf der Suche nach unserem Siebenmeter-Schützen.“

Von Mudrow und Prokop etwas abgeschaut

Krause hat sich in seinem neuen Job viele Dinge bei seinen früheren Coaches abgeschaut. Am meisten von Volker Mudrow (Trainer der ersten Mannschaft des MTV). Krause spielte viele Jahre unter ihm. Auch heute noch sind sie eng im Austausch. „Wir kommunizieren nach fast jedem Training und sprechen jedes Spiel nach. Er ist sehr hilfreich“. Außerdem versucht sich Krause taktisch viel von Ex-Nationaltrainer Christian Prokop, der inzwischen in Burgdorf tätig ist, abzuschauen. Auch unter Prokop war Krause in seinen jungen Jahren mal Spieler.

Wegen Personalnot bei seinem Team hat Krause aber auch in dieser Spielzeit manchmal mittrainiert und sogar ein, zwei Spiele bestritten. Das soll aber kein Dauerzustand sein, sondern nur die Ausnahme. „Bei mir kribbelt es tatsächlich eher mal, wenn ich bei der ersten Mannschaft zugucke und sage, da hätte ich jetzt auch wieder Lust. Aber sonst habe ich mich komplett auf die neue Rolle eingelassen. Ich finde das gut so, und es macht Spaß“, sagt Krause, obwohl der Zeitaufwand als Trainer auch nicht gerade wenig ist. Allein die Planung und das Training würden noch gehen, aber es gebe dazu viel um die Spiele herum zu tun. Das Betreuen der Schiedsrichter, das Filmen der Spiele, jemanden besorgen, der den Hallenboden wischt, um nur ein paar Beispiele zu nennen. „Ich versuch den Jungs viel abzunehmen, denn am Ende des Tages müssen sie auf den Platz und nicht ich“, so der Trainer.

Sein Ziel ist es, die jungen Spieler bestmöglich zu entwickeln und teilweise an die erste Mannschaft heranzuführen. Außerdem will man gemeinsam unter die besten sechs Team kommen, denn damit wäre durch eine Ligenreform der automatische Aufstieg in die Oberliga verbunden. Dafür soll das Maximum aus den verbleibenden Spielen herausgeholt werden. Und Krause will sich auch als Trainer weiterentwickeln. „Wenn ich mir Volker angucke, dann sind bei ihm einfach Routinen drin“, sagt er über seinen Ex-Coach, von dem er sich einiges abgeschaut hat, einiges aber auch anders machen möchte. Für die nächste Saison als Trainer des MTV II hat er schon zugesagt. Auch die Mannschaft will er weitgehend zusammenhalten. „So kann man noch zwei bis drei Jahre zusammen arbeiten“, hofft Krause.

Und wenn sein Team am Ende wirklich unter die ersten sechs kommen sollte, wird es eine kleine Aufstiegsfeier geben. „Sollte uns das gelingen, dann wäre das für die erste Saison doch ganz okay“, meint der Trainernovize.