Garmisch-Patenkirchen. Regen und eine Lawine stören die Vorbereitung der Vierschanzentournee. Doch es gibt Entwarnung in Bischofshofen. Springen findet statt.

Eigentlich wollte Bundestrainer Stefan Horngacher am Montag nur seinen Interviewmarathon vor der Vierschanzentournee bewältigen. Das Interesse der Öffentlichkeit an den deutschen Skispringern ist gewaltig – denn die Adler haben so gute Chancen auf ihren ersten Gesamtsieg beim Skisprung-Grand-Slam seit 22 Jahren wie ewig nicht mehr. Andreas Wellinger, Pius Paschke (ein Saisonsieg) und Karl Geiger (zwei Saisonsiege) belegen die Plätze zwei bis vier im Gesamtweltcup.

Unerwartet war Flieger-Chefcoach Horngacher zu Wochenbeginn dennoch als Krisenmanager gefragt. Das in dieser Woche geplante finale Trainingslager seines Teams in Garmisch-Partenkirchen wurde vom dortigen Skiclub abgesagt. Die Schanze, auf der am 1. Januar das traditionelle Neujahrsspringen und zwei Tage vorher erstmals ein Frauen-Weltcup über die Bühne gehen sollen, kann nicht rechtzeitig präpariert werden. Offenbar hat der lange Regen in den vergangenen Tagen den Aufsprunghang so aufgeweicht, dass trotz kühlerer Nachttemperaturen in den letzten Tagen keine kompakte Lande-Auflage hergestellt werden konnte.

Skisprung-Bundestrainer Stefan Horngacher muss in der Vorbereitung auf die Vierschanzentournee umplanen.
Skisprung-Bundestrainer Stefan Horngacher muss in der Vorbereitung auf die Vierschanzentournee umplanen. © AFP | Jens Schlueter

Um die beiden Topevents um den Jahreswechsel nicht zu gefährden, kam es nun zur Absage für die finale Vorbereitung des deutschen Skisprung-Teams. „Schade, wir waren die letzten Jahre immer zur Vorbereitung auf die Tournee immer in Oberstdorf und die Jungs wollten auch gern einmal etwas anderes“, erklärte Stefan Horngacher: „Aber so gibt es eine kleine Umplanung – wir werden wohl wieder in Oberstdorf sein.“

Gigantische Schneemengen rollten in Bischofshofen ins Tal

Auf der Schattenbergschanze startet am 29. Dezember traditionell mit dem Auftaktspringen die 72. Auflage der Vierschanzentournee. Am 1. Januar folgt dann das Springen auf der momentan noch nicht sprungbereiten Olympiaschanze in Garmisch-Partenkirchen, ehe in der zweiten Halbzeit Österreich mit Innsbruck (3. Januar) und Bischofshofen (6. Januar) Gastgeber ist.

Das Tournee-Finalspringen auf der Paul-Außerleitner-Schanze war nach einem spektakulären Lawinenabgang auf dem Bakken jedoch gefährdet. Die Schneenetze, die das Weiß mit auf dem Untergrund fixieren, waren gerissen. Deshalb rollten gigantische Schneemengen ins Tal. Der Aufsprunghang und Auslaufbereich waren eine Zeit lang nicht benutzbar, zudem wurden die Begrenzungs-Banden beschädigt. Der finanzielle Schaden bewegt sich im sechsstelligen Bereich.

Am Freitag gab es nun Entwarnung. „Dank der tollen Unterstützung von allen Seiten sind die Schäden im Hang und an der Bande behoben. Der Aufsprung und Auslauf sind bereits wieder mit Schnee belegt. Nach Weihnachten fangen wir am 27. Dezember mit der Feinpräparierung an“, sagte Manfred Schützenhofer, Präsident des Skiclubs Bischofshofen und Leiter des Organisationskomitees (OK) beim Dreikönigsspringen.

Zuletzt wurde 1956 ein Springen der Vierschanzentournee verlegt

Mit einem Bagger wurden die Schneeberge im Auslauf nun beseitigt. Nun wird die Anlage neu präpariert. Schützenhofer gibt sich zuversichtlich, dass alles rechtzeitig fertig wird: „Wir legen seit Montagfrüh mit dem Bagger die Bereiche wieder frei und ziehen die Netze wieder nach oben“, sagte er dem ORF. Für die gerissenen Schneenetze kommt die Rettung aus Deutschland. „Klingenthal hilft mit Reservenetzen aus“, bestätigte der Österreicher Horngacher.

In Bischofshofen ist man guter Dinge, dass man die Mammutaufgabe in den knapp drei Wochen bis zum Finalspringen der Tournee noch bewältigt und nicht wie zuletzt 1956 eine Verlegung fällig wird. Das ist auch voll im Sinne der deutschen Flieger: Schließlich soll ein Adler 22 Jahre nach dem legendären Triumph von Sven Hannawald bei der Siegerehrung endlich wieder ganz oben stehen.