Köln. 4:1 gegen SC Freiburg: Die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg feiern vor fast 45.000 Zuschauern den neunten Pokalsieg in Folge.

Am Ende war alles wie immer. Oder doch nicht? Zumindest sportlich waren die Verhältnisse am Donnerstagabend nach der 43. Auflage des DFB-Pokalfinals der Frauen wie in den vergangenen Jahren auch: In Köln feierten die Spielerinnen des VfL Wolfsburg nach ihrem 4:1 (1:1)-Sieg über den SC Freiburg. Sie sangen, sie tanzten und stemmten schließlich die elf Kilo schwere Trophäe in den Himmel. Es war der insgesamt zehnte Pokaltriumph des VfL, der neunte in Folge. Damit sind die Frauen aus Niedersachsen alleinige Rekordsiegerinnen vor dem 1. FFC Frankfurt (9 Erfolge). So weit, so normal.

Doch eine Veränderung war zu sehen und zu hören: Das Müngersdorfer Stadion war mit 44.808 Zuschauern ausverkauft. Eine Rekordkulisse für ein Pokalfinale, die bisher größte Kulisse gab es zuvor mit 26.282 Besuchern 2010 bei der ersten Auflage in Köln beim Duell FCR 2001 Duisburg gegen FF USV Jena (1:0). Auch die Bundesliga-Bestmarke vom April mit 38.365 Fans bei der Partie 1. FC Köln gegen Eintracht Frankfurt wurde übertroffen. „Ich bin überglücklich“, sagte Wolfsburgs Kapitänin Alexandra Popp über den Sieg, aber auch über die Kulisse. „Jetzt sieht man erst einmal, was wir mit der EM im vergangenen Sommer angerichtet haben. Ich hoffe, der Zuschauerzuspruch bleibt so.“

Der erste Treffer ist ein Eigentor

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Titelrekord, Zuschauerrekord – es war ein Tag voller Erfolge für den deutschen Frauenfußball und speziell für den VfL Wolfsburg. Jenes Team, das am 3. Juni in Eindhoven ein weiteres Finale bestreiten wird. Gegen den FC Barcelona geht es um nicht weniger als den Gewinn der Champions League. Und doch kam die Elf um Kapitänin Alexandra Popp angeschlagen nach Köln. Mit der überraschenden 0:4-Klatsche am Sonntag bei Eintracht Frankfurt hatten die Wolfsburgerinnen die Generalprobe vermasselt und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch den Meistertitel in der Bundesliga verspielt. Umso größer war der Wille zur Wiedergutmachung im Pokalfinale. Vier Minuten waren gespielt, da lagen sich die VfL-Spielerinnen schon jubelnd in den Armen. Wolfsburgs Svenja Huth schoss aus elf Metern Richtung Tor, Freiburgs Torhüterin Gabrielle Lambert wehrte in höchster Not zur Seite ab, allerdings sprang der Ball genau auf den Fuß von Mitspielerin Lisa Karl und von dort ins eigene Tor. Unglücklich.

Doch Freiburg kämpfte. Angestachelt durch die lautstarke Unterstützung der zahlreichen mitgereisten Fans aus dem Breisgau wollte der Sportclub das tun, was den Bundesliga-Männern im Vorjahr im Berliner Olympiastadion verwehrt blieb – sie wollten den ersten Titel für den Verein gewinnen. Wohlwissend, dass die Vorzeichen in diesem Duell zwischen David und Goliath ganz klar für Wolfsburg sprachen. Auf der einen Seite das erfolgreichste und bestbetuchte deutsche Frauenteam der jüngsten Jahre, gespickt mit Voll-Profis, darunter etliche Nationalspielerinnen. Auf der anderen der im Vergleich dazu kleine SC Freiburg, dessen Kapitänin Hasret Kayikci, zweimal die Woche in einem Steuerbüro arbeitet und deren Mitspielerin Janina Minge hauptberuflich als Polizistin auf Streife geht.

Freiburgs vergebene Chance rächt sich

Alexandra Popp rutscht Richtung Ball und zwingt so eine Freiburger Gegenspielerin zum Eigentor zum 1:0 für Wolffsburg im Finale um den DFB-Pokal
Alexandra Popp rutscht Richtung Ball und zwingt so eine Freiburger Gegenspielerin zum Eigentor zum 1:0 für Wolffsburg im Finale um den DFB-Pokal

Und es war Janina Minge, die dem Spiel kurz vor der Halbzeitpause nach langer Wolfsburger Überlegenheit wieder Spannung verlieh. Einen Schuss von Lisa Karl parierte Wolfsburgs Torhüterin Merle Frohms noch, die anschließende Ecke aber nutzte Minge mit einem wuchtigen Kopfball zum Ausgleich (41.).

2019 war Freiburg im Finale nur knapp mit 0:1 am VfL gescheitert, nun wollte das Team von Trainerin Theresa Merk die Chance nutzen. Merk konnte man durchaus Insiderwissen über den Gegner zugestehen: Von 2019 bis 2021 arbeitete die 33-Jährige als Assistentin im VfL-Trainerstab. Und so leistete ihr SC auch weiter Widerstand gegen noch motiviertere Wolfsburgerinnen. Giovanna Hoffmann hatte in der 57. Minute die Chance auf die Führung, doch Wolfsburgs Torhüterin Frohms parierte. Es kam, wie es kommen musste: Im darauffolgenden Angriff setzte Ewa Pajor den Ball erst an den Freiburger Pfosten, bevor Rebecka Blomqvist aus fünf Metern im zweiten Versuch das Wolfsburger 2:1 erzielte (58.). Alexandra Popp legte in der 84. Minute das 3:1 nach, Dominique Janssen erhöhte durch einen Handelfmeter auf 4:1 (90.). Trotzdem blieb ohrenbetäubend laut im Kölner Stadion. Die Freiburger Fans feierten den weiterhin beherzten Finalauftritt ihres Teams bis zum Abpfiff dieses rekordträchtigen Spiels, in dem die sportliche Geschichte den Vorjahren glich, die Atmosphäre aber eine völlig neue war.