Braunschweig. Das Braunschweiger Springreitturnier lockt Spitzensportler aus 14 Nationen. Axel Milkau ist „happy“ und blickt zurück auf die Anfänge.

Der Veolia-Classico rückt näher. Und auch bei den Organisatoren des Braunschweiger Springreitturniers steigt wenige Stunden vor dem Start die Anspannung. Immer wieder ploppen an diesen Tagen kleine Herausforderungen auf, die kurzfristig noch gelöst werden wollen.

Dennoch ist die Vorfreude bei Turnierchef Axel Milkau und seinen Unterstützern groß – schließlich ist es die 20. Auflage des internationalen Sport-Spektakels, das in diesem Jahr erstmals auf Vier-Sterne-Niveau ausgerichtet wird. „20 Turniere sind schon eine besondere Marke. Damals war es mein großes Ziel, das zu schaffen. Das habe ich in den ersten Interviews immer gesagt“, erläutert Milkau.

Über die Jahre sei der Erfahrungsschatz der Classico-Ausrichter immer größer geworden. Insbesondere in den vergangenen zwei Jahren, als die Veranstaltung wegen Corona zweimal nicht stattfand, hat Milkau das Geschäft noch einmal von einer anderen Seite kennengelernt. „Aber immer wieder ein gesundes Turnier auszurichten und diesen Leistungsnachweis zu bringen, freut uns sehr“, sagt er.

Milkaus härtester Ritt – Corona sorgte für zwei Absagen

Jedes Jahr sei ein wenig anders gewesen, so der Braunschweiger Unternehmer: „Aber dieses Jahr wird noch einmal anders.“ Zum einen, weil es die 20. Auflage ist, zum anderen, weil vieles neu ist. Zuverlässige Dienstleister sind durch die Weltlage vom Markt verschwunden. Preise sind explodiert. Langjährige Ehrenamtliche haben sich nach der Zwangspause zurückgezogen. „Das macht es nicht leichter“, ordnet Milkau ein. „Nach den Rückabwicklungen der zwei ausgefallenen Veranstaltungen war das in Summe mein härtester Ritt.“

Classico-Turnier in Braunschweig erfindet sich neu

Doch wieder hat es die Traditionsmarke geschafft, sich neu zu erfinden und eine neue Geschichte zu erzählen. Diesmal ist es die besondere Verbindung des Standortes Braunschweig mit dem Pferdeland Niedersachsen. Beides wird auch deutlich, wenn man in die Halle kommt. Hindernisse sind thematisch gestaltet, der Eingang zum Parcours in der VW-Halle, den Pferd und Reiter nehmen, ist entsprechend dekoriert.

Dort werden in den kommenden Tagen absolute Spitzensportler der Szene zu Gast sein. Und das ist durchaus bemerkenswert. Der Sprung vom Drei- auf das Vier-Sterne-Niveau hat sich gelohnt. „Und das, obwohl wir international große Konkurrenz haben, aber auch ganze Turniere und Serien etwa in Belgien und den Niederlanden ausgeblutet und verschwunden sind“, erklärt Milkau, der „happy“ ist über das Starterfeld, das in der Löwenstadt um Preisgelder im Gesamtvolumen von mehr als 300.000 Euro kämpft.

Internationale Konkurrenz beim Turnier in Braunschweig

14 Nationen sind vertreten: Belgien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Italien, Japan, die Niederlande, die Schweiz, Schweden, Irland, Argentinien, Australien und Polen. Zuletzt meldete unter anderem die amtierende Siegerin des renommierten Hamburger Springderbys: Cassandra Orschel aus Polen. Außerdem kommt Hilary Scott. Die Australierin bringt ihr Top-Pferd mit, mit dem sie auch im Nationenpreis antritt.

Bei der ersten Auflage ging alles hingegen noch etwas beschaulicher zu, erinnert sich der Ausrichter des Turniers. Milkau sagt, er habe seinerzeit viel von der mittlerweile verstorbenen Reitsport-Legende Hans-Günter Winkler gelernt: „Damals war es ein Turnier, das von einer Gruppe von Freunden an den Start gebracht wurde und viele Jahre vorbereitet wurde.“

Der Braunschweiger musste Medien und Sponsoren erst wieder von einem Turnier dieser Größenordnung überzeugen, nachdem in den Jahren zuvor regionale Leuchtturmprojekte von der Bildfläche verschwanden – doch schon seit langem gehört der Classico zum festen Bestandteil der hiesigen und nationalen Sportszene.

Von Pionierarbeit zum Profitum

Zur Leidenschaft ist absolute Professionalität hinzugekommen. Milkau erinnert sich an eine Szene. Anfangs standen die Stallzelte noch nicht auf dem Harz-und-Heide-Gelände, sondern direkt an der Halle auf unebenen Grund. Als es regnete, liefen die Pferde-Boxen voll Wasser. Und Milkau griff mit Helfern selbst zum Spaten, um Gräben zu schaufeln, damit die Tiere nicht im Nassen stehen mussten. „Damals waren handwerkliche Fähigkeiten noch mehr gefragt. Es war Pionierarbeit. Heute haben wir eine ganz andere Infrastruktur und Profis an sämtlichen wichtigen Positionen“, so der Classico-Organisator.

Das Zeitmanagement, die Betreuung von Sponsoren, der Social-Media-Auftritt, Live-Übertragungen – alles sei nun auf einem anderen Level. „Dennoch haben wir immer noch den Charme der Verbindung von Ehrenamt und internationalem Spitzensport“, freut sich Milkau. Die 20. Auflage des Braunschweiger Springreit-Spektakels kann kommen.