Braunschweig. Die türkischen Fußball-Landesligaklubs aus Braunschweig und Salzgitter sammeln Spenden für die Menschen in der ehemaligen Heimat.

Der Fokus auf ein normales Fußballspiel ist momentan nicht möglich bei den Fußball-Landesligisten TSC Vahdet Braunschweig und dem KSV Vahdet Salzgitter. Zu frisch sind noch die psychischen Wunden des Erdbebens im Südosten der Türkei und Nordsyrien. Auf beiden Seiten bangen Spieler wie Verantwortliche um verschüttete Verwandte und wissen bereits um verstorbene Angehörige.

Daher war es für die Klubs sofort klar, dass das am Samstagnachmittag (ab 14.30 Uhr am Bienroder Weg 50) in der Rückrundenvorbereitung angesetzte Aufeinandertreffen als Benefizspiel ausgetragen wird. „Das ist nach dieser enormen, vernichtenden Naturkatastrophe das Mindeste, was wir tun können“, berichtet Baki Kaya, Vereinsvorsitzender von Vahdet Braunschweig.

Spenden gehen an türkische Katastrophenschutzorganisation

Alle Einnahmen aus Eintrittspreisen sowie eines vielfältigen Verzehrangebots werden gespendet, zudem sammeln die Vereine vor, während und nach dem Spiel weitere Spenden ein, die direkt an die zentrale türkische Katastrophenschutzorganisation AFAD überwiesen werden. „Man fühlt mit allen Menschen dort und würde hinfliegen und sehr gerne helfen, aber wir sind da fehl am Platz“, meint Braunschweigs Spieler Firat Ugrac. Er habe keinen Kopf, Fußball zu spielen, aber sehe den Zweck hinter der Aktion und die Motivation, als Fußballgemeinschaft Gutes zu tun.

Als besonderer Anreiz für Zuschauende hat sich Vahdet Braunschweig um Trikots der Profifußballer und ehemaligen Braunschweiger wie Karim Bellarabi, Phillip Tietz und auch Basketballstar Dennis Schröder bemüht. Dessen signiertes NBA-Trikot ist inzwischen auch beim TSC eingetroffen. Die Shirts werden nach dem Spiel unter dem Publikum verlost. Pro Tor eines Teams wandert weiteres Geld in den Spendentopf. „Notfalls werde ich noch ein paar Eigentore reinhauen“, sagt Ugrac. Er bete für die betroffenen Menschen in seinem Heimatland und dafür, dass der Wiederaufbau konstruktiv läuft. „Das Politische sollte mal zur Seite geschoben und nur an die betroffenen Menschen gedacht werden.“

Erdbeben übersteigt menschliche Dimensionen

Diese Meinung unterstützt Ibrahim Medeni. „Es ist schön, dass sich so viele politisch verfeindete Länder an Hilfsaktionen beteiligen“, erzählt der Vorsitzende von Vahdet Salzgitter. Es wäre ein Traum, wenn an die Welt ein Zeichen aus der Türkei und Syrien ausgehe. „Es ist eine Menschheit, die sich für Weltfrieden einsetzen sollte“, so Medeni. Schließlich zeige sich hier, dass derart heftige Naturkatastrophen eine Dimension hätten, die humane Grenzen um ein Vielfaches übersteigen. Bei Medeni kamen Erinnerungen an das ebenfalls verheerende Erbeben 1999 hoch, das er selbst in der Türkei miterlebte.

Vahdet Salzgitter fühlt sich seit der Vereinsgründung der Braunschweiger im Jahr 1994 freundschaftlich eng mit dem TSC verbunden, daher war es keine Frage, das Testspiel karitativen Zwecken zu widmen. Das betont Baki Kaya, der selbst aus der betroffenen Metropole Gaziantep stammt. „Glücklicherweise haben meine Eltern und alle Familienmitglieder überlebt“, sagt er und hat trotzdem ein äußerst mulmiges Gefühl. Schließlich erging es einigen Vereinsmitgliedern anders, die ebenfalls aus der stark betroffenen Region stammen, die halb so groß ist wie Deutschland.

„Wir wollten von hier nicht tatenlos zugucken“, betont Kaya, der sich über eine große Resonanz für das Benefizspiel freut und damit aktiv dem Leid in der Heimat begegnet. „Aber unabhängig davon, in welchem Land so etwas passiert, man sollte immer helfen“, sagt Kaya