Wolfsburg. Gleich neun Profis hat der VfL bei anderen Klubs „geparkt“ – Allerdings besitzen nicht alle Top-Potenzial wie Aster Vranckx oder Bartosz Bialek

Bei der Kaderreduzierung ist der VfL Wolfsburg in der aktuellen Saison gut vorangekommen. 27 Profis stehen im Moment im Aufgebot des Fußball-Bundesligisten, der im Sommer noch deutlich zu viele Akteure unter Vertrag hatte. Auch wenn die Grün-Weißen ein, zwei weitere Abgänge im Winter ohne Kompensation sicherlich gut verkraften könnten, haben Chefcoach Niko Kovac und sein Team inzwischen eine Kadergröße vor sich, mit der sich sicherlich vernünftig arbeiten lässt.

Allerdings könnte sich die Situation im nächsten Sommer schnell wieder ändern. Denn der VfL hat gleich neun Profis, die bei ihm noch über die aktuelle Saison hinaus unter Vertrag stehen, an andere Klubs ausgeliehen. In sechs Monaten wird dieser Schwung dann wahrscheinlich zurück in Wolfsburg erwartet – mit ganz unterschiedlicher Perspektive.

Einige haben beim VfL keine Zukunft

Unter den Leihspielern befinden sich nämlich neben vermeintlichen Top-Talenten wie Aster Vranckx (AC Mailand) und Bartosz Bialek (Vitesse Arnheim) auch Profis, die im Team der Wölfe eigentlich keine Zukunft haben. So war Innenverteidiger Marin Pongracic bereits in der vergangenen Spielzeit an Borussia Dortmund ausgeliehen und hatte sich mit fragwürdigem Äußerungen über den VfL sowie einem Rechtsstreit mit dem Klub wahrlich keine Freunde in der Autostadt gemacht. Sollte der Kroate im Sommer nach Leihende bei Lecce wieder auf der Matte stehen, dürfte er bei Grün-Weiß keine Perspektive besitzen.

Gleiches gilt wahrscheinlich für die zahlreichen Talente, die der VfL bei unterklassigen Klubs, teilweise sogar in der Regionalliga, „geparkt“ hat. Von Bryang Kayo (1. FC Nürnberg II) über Fabio Di Michele Sanchez (NAC Breda) oder Ulysses Llanez (St. Pölten) – sie alle werden wohl kaum eine Zukunft bei den Wölfen in der Bundesliga besitzen. Viele dieser Spieler haben auch noch Verträge aus der Zeit, als die Wolfsburger mit ihrer zweiten Mannschaft in der Regionalliga spielten. Doch seitdem dieses Team abmeldet wurde, fehlt dem VfL eine vernünftige Ausbildungsstufe für hoffnungsvolle Talente. „Es können sich eben nicht alle Vereine ein Modell wie RB Leipzig leisten“, sagt Sportdirektor Marcel Schäfer. Der Bundesliga-Konkurrent aus Sachsen hat über seine Kooperation mit RB Salzburg eine Art Farmteam, wo Spieler auf guten Niveau an das Level in der deutschen Bundesliga herangeführt werden können.

Kooperation mit St. Pölten war anders gedacht

Mit St. Pölten hatten die Wolfsburger auch so etwas vor. Doch durch den Abstieg der Österreicher ging dieses Konzept nicht so auf wie gewünscht. „Wir hatten uns das schon etwas anders gedacht“, gibt Schäfer zu. Wobei da vielleicht bald Besserung angesagt ist. St. Pölten steht in Österreichs 2. Liga auf dem ersten Platz, kehrt in der Alpenrepublik vielleicht bald in die Elite zurück. Doch nicht nur dort haben die Wolfsburger ihre Leihspieler im Blick. „Wir leihen keinen Spieler aus und interessieren uns dann ein Jahr nicht für ihn“, sagt Schäfer. „Das sind unsere Spieler. Wir sind mit den Verantwortlichen der Leihklubs in Kontakt und haben Leute, die regelmäßig bei deren Spielen vorbeischauen sowie die Entwicklung beobachten“, fügt der Sportdirektor hinzu.

Deshalb ist er vorbereitet, wenn die neun Leihspieler oder zumindest der Großteil von ihnen in einem halben Jahr nach Wolfsburg zurückkehren. Für viele wird es dann aber wohl trotzdem keine langfristige Perspektive beim VfL geben.