Braunschweig. Das Projekt fördert Leistungssportler zwischen 13 und 24 Jahren. Die Olympiasieger Alexandra Popp und Arnd Peiffer entscheiden mit, wer Geld erhält.

Womit sich Fußballstar Alexandra Popp demnächst auf Auswärtsfahrten ihres VfL Wolfsburg oder bei Länderspielreisen beschäftigt, hat sie schon klar vor Augen. Und auch Ex-Biathlet Arnd Peiffer schaufelt sich für manchen Abend daheim gedanklich bereits Zeit frei für die neue Aufgabe: Die beiden Olympiasieger aus unserer Region werden Förderanträge sichten und begutachten. Und was hier noch so dröge klingt, weckt bei beiden schon riesige Vorfreude.

Denn die Sportasse sind als Jurymitglieder an einem Förderkonzept beteiligt, das neue Wege beschreitet und das sie beide grandios finden: Die Volkswagen Financial Services erweitern ihr Sportsponsoring und stellen sogar landesweit eine Menge Geld zur Verfügung, um junge Talente auf dem Weg zur Spitzensportkarriere zu unterstützen. Laut dem Unternehmen sind bis zu einer Million Euro pro Jahr im Topf.

Alexandra Popp: „Das Projekt ist mega, es hat mich komplett überzeugt“

„Das Projekt ist mega, es hat mich komplett überzeugt“, schwärmt DFB-Kapitänin Popp. „Als ich jünger war, hat so etwas gefehlt – und deshalb musste ich nicht lange darüber nachdenken, dass ich gerne mitmache.“ Peiffer, der aus Oberbayern eingeflogen ist, findet es schon mal spannend, zu sehen, wer sich bewirbt, „und dazu beizutragen, dass irgendeines dieser Talente durchkommt und mal sagt, aufgrund dieser Förderung bin ich Profi geworden.“

Die zum Start des Projekts ausgelobte hohe Summe solle verdeutlichen, dass es dem Unternehmen ernst sei mit der Förderung, sagt VWFS-Finanzvorstand Frank Fiedler und gibt sich sehr ambitioniert: „Wir müssen das länger durchhalten, wir wollen dichter rankommen an die Goldmedaillen.“ Michael Reinhart, Sprecher der VW Bank-Geschäftsführung, hebt den gesellschaftlichen Wert des Sports hervor und freut sich, dass eine so hochkarätige und divers besetzte Jury nun über die Höhe und Dauer der Fördergelder entscheidet.

Andreas Hundt: „Es wird nicht das Ergebnis gefördert, sondern die Perspektive“

Neben Alexandra Popp, dem in Clausthal-Zellerfeld aufgewachsenen Arnd Peiffer sowie den VWFS-Verantwortlichen zählen auch Kerstin Löhr, Chefredakteurin unserer Zeitung, Manfred Kehm, Leistungssportförderer beim LSB, und Andreas Hundt, Laufbahnberater des Olympiastützpunkts Niedersachsen, dazu. „Die Nahtstelle dieses Förderprogramms ist genau richtig getroffen“, urteilt Hundt, der sich mit den Schwierigkeiten junger Spitzensportler zwischen Training, Schule, Ausbildung und Studium bestens auskennt. Was ihm besonders gefällt: „Es wird nicht das sportliche Ergebnis gefördert, sondern die Perspektive unterhalb des Kaderbereichs – das macht Sinn, und so etwas gibt es sonst nicht.“

Alexandra Popp erinnert sich an ihre Jugendzeit im Fußball, als es darum ging, zunehmend weiter zum Training oder zu Lehrgängen kutschiert zu werden. „Nicht alle Vereine können sich das leisten. Wenn man da als junger Sportler die Möglichkeit hat, gefördert zu werden, ist das ein riesiges Plus“, betont sie. „Vielleicht können wir viele damit in richtige Bahnen schieben.“

Profitieren sollen Athleten nicht nur in Braunschweig sondern in ganz Niedersachsen

Beide Stars berichten von einer kritischen Phase in ihrer Karriere, an der sie fast aufgehört hätten. Bei ihr sei das mit 13 Jahren gewesen, erzählt Popp. „Meine Eltern mussten mich schubsen.“ Neben dem eigenen Ehrgeiz und Spaß an der Sache müsse auch die Unterstützung durch Eltern, Freude und Schule gegeben sein, um die Sache durchzuziehen.

Grundsätzlich fielen viele Leistungssportler beim Übergang aus der Schule durch das Raster, analysiert Peiffer, der im März 2021 nach 13 Nationalmannschafts-Wintern, zwei Olympia- und 17 Weltmeisterschaftsmedaillen seine Biathlon-Karriere beendet hatte. „Ich wollte nach dem Abitur hinschmeißen“, spricht er aus Erfahrung über ungleiche Bedingungen. Andere Biathleten, die früher von der Schule abgegangen und in der Sportförderung gelandet waren, hätten viel mehr und besseres Material gehabt, zwölf Paar Ski, statt drei, wie der gebürtige Wolfenbütteler, und zudem kürzere Fahrten in den Schnee.

Arnd Peiffer: „Unsere Sportförderung ist gut, aber sie setzt erst später an“

Da sei es schwer gewesen, sich in Kader-Qualifikationsrennen zu behaupten. „Mein Trainer hat mir damals geholfen, mit der Idee eines Freiwilligen Soziales Jahres im Verein“, erzählt er dankbar. In jenem Jahr schaffte er den Durchbruch. „Unsere Sportförderung ist gut, aber sie setzt erst später an“, resümiert er. „Als ich es am meisten gebraucht hätte, gab es keine.“

Im Alter von 17, 18, 19 Jahren gebe es eine Förder-Lücke. „Es wäre schade, wenn eine vielversprechende Sportkarriere an so etwas scheitert, findet der 35-Jährige und freut sich: „Da kommt nun unser Projekt ins Spiel, wir decken diesen Altersbereich ab.“ Und damit die Förderung des Sponsors auch an der richtigen Stelle wirkt, wollen sich Popp, Peiffer und die anderen Jurymitglieder gerne ehrenamtlich durch die erwartete Antragsflut kämpfen.

So funktioniert die neue Förderung:

In den Genuss von Geld aus der VWFS-Nachwuchsförderung können Sporttalente zwischen 13 und 24 Jahren kommen, die ein Erststartrecht für einen niedersächsischen Verein haben und leistungssportlich an Wettkämpfen teilnehmen. Dabei werden alle Sportarten, körperliche wie kognitive berücksichtigt.

Bewerben können sich sowohl

Vereine mit jungen Einzel- und Mannschaftssportlern, als auch Einzelpersonen, auch mit körperlicher Beeinträchtigung. Pro Jahr steht ein Förderbudget von bis zu einer Million Euro zur Verfügung. Beim Antrag müssen ausführliche Angaben gemacht und auch ein Video eingereicht werden. Außerdem eine Kalkulation des benötigten Fördergeldes.

Die Zuschüsse sind gedacht, um Ausgaben zu finanzieren wie für Übungsleiter, Trainerhonorare, Trainingslager, Wettkämpfe, Fahrtkosten, Ausrüstung, Mieten oder Sportkleidung. Die maximale Fördersumme umfasst pro Sportler oder Team 50.000 Euro.

Ein Fördervertrag läuft jeweils über ein Jahr. Die Entwicklung des Sporttalents wird überprüft, es kann dann in einem vereinfachten Verfahren eine Verlängerung beantragt werden. VWFS schreibt auch Gegenleistungen wie bei einem normalen Sponsoringvertrag fest.

Die Bewerbungsfrist endet am 30. November 2022 für das Förderjahr 2023. Am 1. September 2023 beginnt die sechswöchige Antragsphase für das Jahr 2024.

Infos und Bewerbungen (ab sofort online möglich) unter:

https://sporttalente.vwfs.com