Wolfsburg. Zum Jahresende siegte Giovanna Scoccimarro aus Vorsfelde auch noch in Abu Dhabi. Wir blicken zurück auf ein unglaubliches Jahr.

Welch ein Jahr für Giovanna Scoccimarro (24). Erst das Bibbern, ob sie überhaupt für Tokio nominiert wird (sie war zwar qualifiziert, der Verband hatte sich aber mit seiner Entscheidung Zeit gelassen), dann Bronze mit der Mixed-Mannschaft und schließlich im November der Grand-Slam-Sieg in Abu Dhabi!

Die Vorsfelderin weiß dabei die hiesige Region in ihrem Rücken. Am heimischen Fernseher mitgefiebert hatten Judo- und Olympiafans, als bei den Sommerspielen in Japan das Judo-Ass um Medaillen kämpfte. Und Ehrensache war es, dass eine ganze Delegation vom MTV Vorsfelde – die Kinder durften ausnahmsweise mitten in der Nacht zum Flughafen nach Hannover mit – Giovanna abholte. Neben Bronze im Mixed hatte die Vorsfelderin sich Platz 5 im Einzel erkämpft.

Bodenständige Sportlerin aus Wolfsburg

Sympathisch, locker, bodenständig und gleichzeitig fokussiert auf das, was an sportlichen Herausforderungen als nächstes vor ihr liegt – dass das geht, zeigt die Weltklasse-Judokämpferin aus Wolfsburg. Ob es ein Trainingscamp mit Kindern ist oder der Kampf um Edelmetall bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen, Giovanna Scoccimarro ist mit Leib und Seele dabei. Judo ist ihr Ding, den Spaß daran zu zeigen und ihn weiterzugeben, darauf kommt es ihr an, das merkt man sofort.

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Mächtig stolz ist man in Wolfsburg, in Vorsfelde und Ehra-Lessien wo das Judo-Ass herkommt, natürlich auf die erfolgreiche Sportlerin. Jede Menge Ehrungen gab es nach den olympischen Spielen, Einträge in Goldene Bücher und vieles mehr.

Oberbürgermeister Klaus Mohrs sehr stolz auf Scoccimarro

So zeigte sich denn auch Wolfsburgs Oberbürgermeister Klaus Mohrs sehr stolz auf diese Tochter der Region. Auch wenn sie womöglich enttäuscht gewesen sei, dass in Tokio keine Einzelmedaille heraussprang – jede olympische Medaille sei etwas ganz Besonderes. Und mit ihren 23 Jahren liege noch alles vor ihr, so der Oberbürgermeister. Schon im Kindergartenalter habe sie ja von Olympia geträumt. „Dafür war jahrelanges Training nötig, ein sehr disziplinierter Alltag, die Unterstützung von Familie, Freunden und Verein.“

Die Olympischen Spiele waren von Corona überschattet, liefen unter strengsten Bedingungen und auch ohne Zuschauer ab. Die Athleten mussten sich gegenseitig motivieren, Teamgeist musste die Anfeuerung durchs Publikum ersetzen. Was den deutschen Judoka hervorragend gelang: Die Vorsfelderin und ihre Kollegen erkämpften sich mit dem Mixed-Team die Bronze-Medaille.

Rummel nach der Bronze-Medaille – etwa durch Besuch im ARD-Studio

Etwas müde und abgekämpft und dennoch überglücklich landete Giovanna Scoccimarro dann wieder in Hannover. Und machte große Augen, weil im Flughafen Transparente und jede Menge Vereinskollegen vom MTV warteten. „Es ist ein großer Tag für unseren Verein und den Judo-Sport“, freute sich MTV-Chef Lutz Hilsberg.

Am Tag nach dem Bronze-Sieg in Tokio war das deutsche Judo-Team nach Hause geflogen. In Japan hatte es natürlich noch einigen Rummel um die Olympia-Helden gegeben. „Nach der Siegerehrung fuhren wir erst ins ARD-Studio vor Ort, hatten dort ein cooles Interview“, schilderte die Olympionikin nach ein wenig Schlaf und vielen Glückwünschen zuhause. „Dann ging es für uns weiter ins Olympische Dorf, wo wir vom Team Deutschland empfangen wurden. Wir haben ganz klein und entspannt gefeiert, alles im Rahmen der Corona-Vorgaben. Ein bisschen zusammen zu feiern, wollten wir uns nicht nehmen lassen.“ Ebenso wie alle anderen Olympioniken hatten die Judoka in Tokio in einer Art Bubble gelebt und waren auch immer wieder getestet worden.

24-Jährige arbeitet als Kauffrau für Büromanagement

Nach ein paar freien Tagen begann dann der Alltag wieder. Mit Training und natürlich mit ihrem Beruf. Die 24-Jährige arbeitet als Kauffrau für Büromanagement. Und dann ging es auch schon wieder in die Vorbereitung für die nächsten Herausforderungen – mit dem Paukenschlag im November: Am 28. gewann Giovanna Scoccimarro in Abu Dhabi ein Grand-Slam-Turnier – ein weiteres großes Ausrufungszeichen in ihrer Karriere. Im Wüsten-Staat hatte in ihrer Klasse bis 70 Kilogramm alles gepasst, Vorbereitung und Kampfgeist zahlten sich auf hervorragende Weise aus.

Und so blicken manche jetzt natürlich schon aufs Jahr 2024, wenn in Paris die nächsten Olympischen Spiele anstehen. Und auch das Judo-Ass selbst hat Olympia schon wieder fest im Blick. Fokussiert und zielstrebig hat sie die Einzelmedaille im Blick, die ihr trotz allen Erfolgen irgendwie doch fehlt ...

Sie sei schon noch unzufrieden, dass es in Tokio im Einzel nicht zum Sprung aufs Treppchen gereicht habe, hatte sie nach den Sommerspielen gestanden. Auch wenn es einen wahren Ehrungsmarathon bis hin zu Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gegeben hatte. „Und jede Ehrung für sich war schon etwas Besonderes“, wie sie unterstrich.

Jede Menge Disziplin, um die Leistung zu erreichen

Aber sie ist eben auch Spitzensportlerin und Weltklasseathletin. Und da sind die Olympischen Spiele uneinholbar das Allergrößte. Daher nimmt es nicht Wunder, dass sie Paris 2024 im Fokus hat.

Für all ihre Fans in der Region und darüber hinaus ist Giovanna Scoccimarro allerdings jetzt schon ein Vorbild. Und das hat weniger mit ihrer jetzt schon beachtlichen Trophäensammlung, sondern eher mit ihrer unkomplizierten und authentischen Art zu tun. „Klar, es braucht eine Menge Disziplin“, hatte sie bei einem Interview in Tokio erklärt. „Die bringe ich auf. Meistens. Beim Essen bin ich aber auch eine Naschkatze“, so ihr Zusatz. In jedem Fall sei Judo in erster Linie zwar eine Einzelsportart. „Aber es geht nicht ohne ein Umfeld, das dich unterstützt.“ Das hätte sie mit Familie, Freunden, Unterstützern. „Dafür bin ich sehr dankbar.“