Wolfsburg. Der Fußball-Bundesligist setzt damit um, was Klubeigner VW ebenfalls seit Oktober lebt. Muss ein nicht geimpfter Profi in Quarantäne, geht’s ans Geld.

Im Fall Joshua Kimmich sah sich der FC Bayern zu einem drastischen Schritt gezwungen. Vor einer Woche sorgte der Rekordmeister aus dem Süden für eine dicke Schlagzeile: „Der FC Bayern kürzt ungeimpften Profis das Gehalt“, schrieb neben anderen die Süddeutsche Zeitung. Wer wie Kimmich und etwa sein Klub- sowie Nationalmannschaftskollege Serge Gnabry ungeimpft in Quarantäne muss und damit seine Arbeitskraft nicht einsetzen darf, erhält in der Zeit keine Lohnfortzahlung mehr von seinem Arbeitgeber.

Nach Informationen unserer Zeitung hat sich der VfL Wolfsburg ebenfalls für die Umsetzung dieses Schrittes entschieden. Auch die ungeimpften Fußball-Profis aus der VW-Stadt müssten demnach auf Gehalt verzichten, sollte ihnen eine Quarantäne vom Gesundheitsamt verordnet werden. Im Aufgebot der Grün-Weißen sollen sich weit weniger ungeimpfte Spieler befinden als in jenem der Münchener. Fragen zu dem Thema beantwortete der Fußball-Bundesligist am Montag nicht, weil es sich um personenbezogene Daten handele.

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Die Tochter (VfL) tut in dem Fall nun das, was die Mutter (VW) vorlebt. Seit Mitte Oktober kürzt der Autobauer seinen ungeimpften Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Gehalt, sollten sie nach einem Corona-Kontakt in Quarantäne stecken. In einem Mitarbeiterschreiben hieß es damals, dass „inzwischen allen Beschäftigten ein Impfangebot gemacht werden konnte“. Das Unternehmen setzt damit eine seit dem 11. Oktober in Niedersachsen geltende Regelung um. Der Fußballklub hält sich offenbar seitdem auch daran.

Er erhöht damit den Druck auf die nach unseren Informationen geringe Zahl von ungeimpften Spielern des Kaders. Jörg Schmadtke sagte unserer Zeitung vor einigen Wochen, „dass eine Impfquote von 100 Prozent einfacher für uns wäre. Denn das Handling mit einem geimpften Spieler ist einfacher als mit einem ungeimpften.“ Dem Geschäftsführer Sport ging es um die Sicherheit seiner Gruppe, die ein Erkrankter gefährden kann.

Spieler müssen sich noch in unterschiedlichen Kabinen umkleiden

Auch die Organisation wird beeinflusst. Beispielsweise können sich die Wolfsburger Profis noch immer nicht wieder in ihrer schmucken Kabine im VfL-Center bereitmachen und umziehen fürs Training, sondern sie müssen dafür in die Kabinen der Arena fahren, da nur dort die Abstandsregelungen eingehalten werden können, die eben gelten, wenn Ungeimpfte dabei sind.

Schmadtke berichtete damals, dass der Klub allerlei Versuche unternommen habe, die Spieler von einer Impfung zu überzeugen. Es habe Gruppensitzungen und Einzeltermine mit den Medizinern gegeben, um Ängste und Unsicherheiten zu reduzieren. Beim Großteil des Teams hat’s offenbar geklappt, bei einigen Wenigen nicht. Daher folgte als Ultima Ratio die Androhung der Kürzung des Gehalts, wenn Ungeimpfte in Quarantäne müssen.

14 offiziell Infizierte beim VfL Wolfsburg

Beim VfL haben sich seit Beginn der Pandemie nach offiziellen Klubangaben 14 Angestellte infiziert: Geschäftsführer Schmadtke erwischte es, dazu die Profis Pavao Pervan, Maximilian Arnold, William, Jérôme Roussillon, Maxence Lacroix, Kevin Mbabu, Renato Steffen, Niklas Klinger, Josip Brekalo (aktuell beim FC Turin), Marin Pongracic (aktuell bei Borussia Dortmund), Josuha Guilavogui und Wout Weghorst. Torhüter Koen Casteels ist der aktuellste Fall. Der (doppelt geimpfte) Belgier fiel in den wichtigen Partien gegen den FC Sevilla in der Champions League und in der Bundesliga gegen den BVB aus. Beide Spiele verloren die Wolfsburger. Ob Casteels für die Partie am Samstag beim FSV Mainz zur Verfügung steht, ist noch offen.