Braunschweig. Rainer Zobel hat in den 1970ern vier Jahre lang mit Paul Breitner bei den Bayern zusammengespielt. Bis heute halten sie den Kontakt zueinander.

Ab und an haben sie beide, als Bayern-Legenden und ehemalige Mitspieler, noch telefonischen Kontakt – so auch am Sonntag: Gleich morgens griff Rainer Zobel zum Hörer, um Paul Breitner zum 70. Geburtstag zu gratulieren. „Willkommen im Club der 70er, habe ich scherzhaft gesagt“, erzählt der Wahl-Braunschweiger lachend unserer Zeitung.

Der 72-jährige Zobel, der heute Teamchef beim SK Lüneburg Hansa ist, wechselte 1970 als junger Fußballer aus dem Landkreis Uelzen von Hannover 96 zum FC Bayern München – zusammen mit Paul Breitner, Uli Hoeneß und Edgar Schneider. „Uns verband, dass wir alle Abitur hatten oder gerade machten. Damals stellte die Bayernführung noch infrage, ob intelligente Leute überhaupt Fußball spielen können. Wir haben bewiesen, dass das funktioniert.“

„Breitner ist unglaublich hilfsbereit und zuverlässig“

Zobel beschreibt Breitner als Personifizierung von Empathie und Ekpathie: „Paul war und ist unglaublich sympathisch – hilfsbereit und zuverlässig.“ Das zeige unter anderem sein Engagement bei der Münchner Tafel. „Er lässt aber nicht zu, dass seine Funktionalität und Rationalität beeinflusst werden; war schon immer leistungsorientiert.“

Dadurch, dass Breitner immer das Soziale im Blick gehabt hätte und früher Sonderschullehrer werden wollte, sei er als links verschrien gewesen, sagt Zobel. „Die Aufmerksamkeit, die sich dadurch auf ihn gerichtet hat, hat er allerdings auch genutzt.“ Der 72-Jährige erinnert sich schmunzelnd an das Mao-Poster. „Viel eindrucksvoller war aber das Che-Guevara-Bild auf dem Bitter CD.“

Rainer Zobel spielte zusammen mit Paul Breitner und Uli Hoeneß beim FC Bayern, wechselte im Anschluss zum SK Lüneburg. Diese Mannschaft betreut er heute als Teamchef. Ende der 1980er coachte er außerdem die Braunschweiger Eintracht als Co-Trainer.
Rainer Zobel spielte zusammen mit Paul Breitner und Uli Hoeneß beim FC Bayern, wechselte im Anschluss zum SK Lüneburg. Diese Mannschaft betreut er heute als Teamchef. Ende der 1980er coachte er außerdem die Braunschweiger Eintracht als Co-Trainer. © Joshua Müller

War das als Mitspieler in der Kabine nervig? „Überhaupt nicht“, sagt Zobel, der als „unauffälliger Sechser“ schnell seine Aufgabe im starbesetzten Bayernteam fand. „Das hat auf dem Fußballplatz gar keine Rolle gespielt. Da waren wir aufeinander angewiesen – und das wussten alle. Diese Mannschaft hat funktioniert, weil auf dem Platz jeder das gemacht hat, was er konnte.“

Breitner ging 1974 nach Madrid, um bei Real weitere Titel zu sammeln. Zobel verließ die Bayern 1976, wechselte statt zum HSV nach Lüneburg und fing zeitgleich ein Jura-Studium in Hamburg an. Der Kontakt brach vorerst – bis auf einen Besuch zum Freundschaftsspiel der Bayern in Madrid – ab.

Zobel zweifelte früh an Eintracht-Wechsel von Breitner

„Natürlich habe ich aber mitbekommen, als Paul nach Braunschweig gewechselt ist. Das ging ja durch alle Medien Deutschlands. Und ich dachte sofort: Das ist typisch Paul.“ Der große Star von Madrid wechselt zur „eher familiären“ Eintracht. Breitner habe immer schon Dinge gemacht, die für andere Leute augenscheinlich nicht übereinstimmten. Warum? „Das ist eben seine Persönlichkeit.“

Zobels zweiter Gedanke: Mal sehen, ob der Wechsel funktioniert. „Die Eintracht war zwar ein Geheimtipp in der Liga, aber zu der Zeit mehr ein Kumpelverein. Sie waren nicht gewohnt, dass da einer kommt und sagt: Das geht so und so. Und mit Kumpeleien gar nichts zu tun haben mochte.“

Breitner und die Eintracht – das funktionierte bekanntermaßen nicht. Er verließ Braunschweig nach nur einer Saison. Einige Jahre später – Ende der 1980er – gelangte Zobel wiederum als Co-Trainer zur Eintracht. Und blieb in Braunschweig.

Zu Breitner verbinden ihn bis heute gemeinsame Freundschaften, einige Treffen als offizielle Bayern-Legenden und eben die Telefonate. „Wir kommen ganz gut miteinander klar – sind sicherlich nicht immer einer Meinung.“ Und fügt feixend hinzu: „Aber das ist bei Paul ja recht schwer.“

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