„Wenn die Spieler beteuern, dass sie weiterspielen wollen. Und zwar sofort und nicht erst am nächsten Tag, muss man das genau so akzeptieren.“

Der Name Christian Eriksen wird noch lange Zeit zurück in die Köpfe schnellen, wenn über die Fußball-Europameisterschaft 2020 geredet wird, die am 12. Juni 2021 vor einer Katastrophe stand. Es fehlte nicht viel, und der Däne wäre auf dem Platz im Spiel gegen Finnland gestorben. Vor den Augen der Weltöffentlichkeit. Vor den Augen der Mit- und Gegenspieler. Schockzustand allerorten, und auf dem Platz fingen Spieler an zu weinen. Darf man dann nach knapp zwei Stunden Unterbrechung weiterspielen? Oder weiterspielen lassen? So tun, als sei nichts passiert? Darf man an solch einem Tag gewinnen? Die Antworten lauten so: Es kommt drauf an. Nein. Nein. Und ja.

Eines der wichtigsten Sportereignisse der Welt hin und her. Profisportler, die sich freiwillig im Spitzenfußball auf gladiatoren-ähnliche Bedingungen eingelassen haben, sind im Grunde auch nur ganz normale Menschen. Und deshalb darf es in solch einer Situation niemals von oben herab, von Verbänden wie die Uefa, bestimmt werden, wie und ob es weitergeht. Das ist auch nicht geschehen.

Und wenn die Menschen, die Spieler beteuern, dass es weitergehen soll, dass sie ihre Rolle weiterspielen wollen. Und zwar sofort und nicht erst am nächsten Tag, dann muss man das genau so akzeptieren. Und sie machen lassen. Keiner kann danach trotzdem so tun, als wäre nichts geschehen. Keinem darf man vorwerfen, nicht die normale Leistung gebracht zu haben.

Aber viele Menschen, die schon einmal in ihrem Umfeld Schreckliches erlebt haben, wissen, dass es manchmal das Beste ist, sich nach solch einem Erlebnis in Arbeit zu stürzen. Im Falle dieser Profis ist die Arbeit das Fußballspielen. Und wenn man denn tatsächlich spielt, darf man auch gewinnen. Dass die Freude am Erfolg trotzdem extrem beeinträchtigt ist, steht auf einem anderen Blatt.

Dem finnischen Torschützen war nicht zum Jubeln zumute, genauso wenig im Spiel danach am Samstagabend den Belgiern. Diese Bilder werden uns noch lange in Erinnerung bleiben. Und man möchte sich unbedingt wünschen, dass Christian Eriksen auch noch in Jahrzehnten selbst berichten kann, wie es ihm am 12. Juni 2021 ergangen ist.