Braunschweig. Im Januar erhält Eintracht erstmals eine Fanabteilung. Mitsprache und soziale Aktionen sind Ziele.

Im Januar ist es soweit, dann wird Eintracht Braunschweig erstmals in seiner Vereinsgeschichte eine Fanabteilung haben. Vom Vorstand wurde die neue Sparte bereits abgesegnet, die Mitglieder müssen sich nur noch in einer konstituierenden Sitzung zusammenfinden. Im Gegensatz zu den anderen Abteilungen soll hier aber nicht aktiv Sport betrieben werden, die Initiatoren eint vor allem das Interesse an Eintrachts Drittliga-Fußballern.

Eintrachts Fanabteilung sieht sich nicht als Opposition

Und die hatten 2018 mit dem Abstieg aus der 2. Liga sowie einem katastrophalen Start eine Klasse tiefer bekanntlich eine rasante sportliche Talfahrt hingelegt, die um ein Haar in der Viertklassigkeit geendet wäre. Für eine Gruppe von Fans, die sich den Namen Initiative Eintracht gab, war das vor etwa einem Jahr der Startschuss, um sich stärker in den Verein einzubringen. „Wir sahen Eintracht Braunschweig an vielen Stellen nicht optimal aufgestellt, sowohl im Präsidium als auch wegen fehlender sportlicher Kompetenz im Aufsichtsrat“, sagt Benny Riefenberg. Er ist einer der führenden Köpfe der Braunschweiger Ultra-Szene sowie eines der Gründungsmitglieder der Initiative. Aus der hat sich inzwischen ein siebenköpfiges Organisationsteam gebildet, das die Gründung der Fanabteilung auf den Weg brachte. „Wir wollen als Fans mitgenommen werden“, sagt Riefenberg, der sich und seine Mitstreiter allerdings nicht als Fundamentalopposition zur Vereinsführung versteht. „Es geht nicht darum, dass einer von uns Eintracht-Präsident wird, sondern darum, dass wir ein starkes Präsidium haben. Da hat frischer Wind gefehlt. Wir wollen mitmachen, aber auch eine kritische Stimme im Verein sein, die hinterfragt“, erklärt er. Dazu gehört aus ihrer Sicht, dass ein legitimierter Fan-Vertreter im Aufsichtsrat sitzt.

Fanabteilung fordert reduzierte Beiträge für passive Mitglieder

Wichtig ist den Initiatoren außerdem eine Reduzierung der Mitgliedsbeiträge für passive Mitglieder sowie die Festschreibung der 50+1-Regel in der Vereinssatzung, die verhindern soll, dass ein Investor die Mehrheit an der Kapitalgesellschaft übernimmt. Die Fanabteilung soll aber mehr als eine Interessenvertretung sein. „Wir wollen mit ihr Identifikation schaffen. Jetzt haben Fans die Möglichkeit, sich demokratisch und konstruktiv einzubringen und zu zeigen, dass sie nicht dem Chaoten-Image entsprechen, dass ihnen oft anhängt“, sagt Karsten König aus dem Orga-Team und Mitarbeiter des Fanprojekts. Mit den Mitgliedsbeiträgen der Sparte sollen außerdem ehrenamtliche Arbeit, soziale Aktivitäten sowie die anderen Abteilungen gefördert werden. Die neue Abteilung versteht sich nicht nur als Heimat für Fußballbegeisterte, sondern möchte auch die anderen Sportarten des Vereins finanziell und mit Einsatz unterstützen. Es ist also durchaus ein breites Sammelsurium an Zielen, die sich die 14. Abteilung der Eintracht gesteckt hat. Dazu gehört auch eine klare Position zum aktuellen Führungspersonal. Während sich Präsident Sebastian Ebel bei seiner möglichen Wiederwahl auf der Jahreshauptversammlung am 27. November der Unterstützung der Initiative gewiss sein kann, hat sie bereits angekündigt, dass sie für Andreas Becker, der als Vizepräsident Fußball wieder antritt, nicht stimmen will.

Vorbilder Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt

Die Initiatoren der Fanabteilung hoffen, dass sie im neuen Jahr mit mehreren hundert Mitgliedern starten können. Vorbilder sind aber andere Fußball-Klubs wie Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund, die seit Jahren eine Fanabteilung mit mehreren zehntausend Mitgliedern besitzen.

Einiges, so die Initiative, habe sich bei der Eintracht bereits zum Positiven gewandelt – parallel zur sportlichen Entwicklung, wo der Absturz in die Viertklassigkeit verhindert wurde. „Für Euphorie gibt es aber noch keinen Grund“, meint König sowohl mit Blick auf den Verein als auf die jüngsten Ergebnisse der Fußball-Profis.