Braunschweig. Das 25.000-Dollar-Turnier Braunschweig Womens Open wird zwar aufgewertet, verliert aber Freiheiten und die Weltrangliste als Leitlinie.

Beim Blick auf die Spitze der Starterliste für sein Tennis-Weltranglistenturnier ist Freddy Pedersen eigentlich ganz zufrieden und freut sich auf nächste Woche. Dennoch grummelt es ein bisschen im sonnigem Gemüt des Turnierdirektors der am Montag beginnenden Braunschweig Womens Open. Er fühlt sich mit seinen Mitstreitern in diesem Jahr in den Gestaltungsmöglichkeiten eingeschränkt. Grund ist die Turnierreform der Profiorganisationen ATP, WTA und der Internationalen Tennis Federation.

Nicht nur bei Davis-Cup und Fed-Cup hat es einschneidende Veränderungen gegeben. Auch die Ebene darunter wurde von der ITF umstrukturiert, was bereits beim Braunschweiger ATP-Challenger--Turnier im Juli zu spüren war. Für das Frauen-Turnier bedeuten die Neuerungen einerseits eine sportliche Aufwertung. Denn die mit 25.000 Dollar dotierten Turniere wie dieses bilden neuerdings die Einstiegsstufe auf Weltranglistenniveau. „Die Schrauben wurden angezogen, und wir sind exklusiver geworden“, erläutert Pedersen.

Dafür werden die Womens Open im elften Jahr noch weiter von ihrer Ursprungsidee weggerückt. Früher konnte der von ihm geführte Fördervereins Tennis Braunschweig als Veranstalter für sein 10.000er- und später 15.000er-Turnier den Kampf um Weltranglistenpunkte anbieten. So sollten auch gehobene Hobby- und Perspektivspielerinnen aus der Region und dem Norden eine niedrige Einstiegshürde für das Weltranglistenniveau bekommen.

Weltranglisten-Turniere nur noch für Profis

Hinter der ITF-Reform steckt nun aber die gegenläufige Idee, die Weltrangliste so zu verkleinern, dass sich dort vornehmlich Spielerinnen tummeln, die auch von ihrem Sport leben können oder dies zumindest ernsthaft anstreben. Gleichzeitig hat die ITF eine zweite Rangliste eingeführt, auf der auch die anderen Spielerinnen auf ITF- und Jugend-Turnieren Punkte sammeln können. Damit junge Perspektivspielerinnen aus diesem Ranking überhaupt eine Chance haben, auch mal um Weltranglistenpunkte zu kämpfen, hat sich die ITF auf den 25.000er-Turnieren fünf Startplätze für das Hauptfeld und weitere für die Qualifikation reserviert, auf denen sie die besten ihres Parallel-Rankings einspeist.

Eine Folge: Über die ITF-Liste rutschen nun unbekannte Spielerinnen ins Braunschweiger Hauptfeld, die nur auf Weltranglistenposition 690 plus stehen. Bessere Spielerinnen, wie beispielsweise die Deutsche Caroline Werner, Nummer 385 der Welt, müssen in die Qualifikation, die auch noch von 32 auf 24 Plätze verkleinert wurde. „Die Aufwertung kommt uns als Veranstalter natürlich auch zupass“, sagt Pedersen im Blick auf die Tatsache, dass das von der routinierten türkischen Fed-Cup-Spielerin Cagla Büyükakcay, der Nummer 255 der Welt, angeführte Hauptfeld an der Spitze eine hohe Dichte von Top-350-Spielerinnen aufweist. „Aber hinten spielen nun eben deutlich schlechtere“, bedauert Pedersen. Weil das Teilnehmerfeld nicht mehr strikt nach der Weltrangliste aufgebaut sei, „ist es nicht mehr gut nachvollziehbar, wer mitspielt.“

Wildcard-Vergabe ist noch kniffliger

Dadurch sei die Vergabe der Wildcards, die der Förderverein und der Deutsche Tennis Bund zur Verfügung haben und dank derer vier deutsche Talente ins Hauptfeld und vier in die Qualifikation gehievt werden können, noch viel kniffliger geworden, bedauert Pedersen.

„Die ITF lebt davon, dass wir hier mit unseren Sponsoren und Ehrenamtlichen ein tolles Turnier auf die Beine stellen. Aber je mehr sie Einfluss nimmt, desto weniger attraktiv wird es für uns und die tennisbegeisterte Stadt“, gibt er zu bedenken. „Am langen Hebel geführt zu werden, habe ich keine Lust.“

Doch Pedersen stimmt damit keinen Abgesang auf das Turnier an. Angesichts der Kritik auch anderer Turnierveranstalter ist er guter Dinge, dass schnell die Reform der Reform kommt. Eine Rückkehr zum 32er-Quali-Feld sei schon beschlossen. „Wir wollen unsere Legende nicht aufgeben, ein Sprungbrett für Spielerinnen aus der weiteren Region zu sein“, betont der Turnierchef. Aktuell müsse man aber so oder mit einer gewissen Delle bei den leistungsstarken Spielerinnen leben.

Nichtsdestotrotz verspricht das diesjährige Turnier ja klasse Sport mit sogar drei Deutschen unter den Top15: Stephanie Wagner, Jule Niemeier und Katharina Gerlach. Auch der gastgebende Verein BTHC und die Sponsoren machten bei der Organisation mit eigenen Ideen immer intensiver mit. „Es wird eine tolle Woche“, prognostiziert Pedersen voller Überzeugung.

11. Braunschweig Womens Open, 19. bis 25 August, BTHC-Tennisanlage im Bürgerpark, Eintritt frei.

Braunschweig Womens Open,

19. bis 25. August, BTHC-Tennisanlage im Bürgerpark, Eintritt frei.