Wesendorf. Der Neuzugang des Fußball-Drittligisten gilt als ein nicht ganz einfacher Profi. Er will Tore sprechen lassen.

In seiner Fußball-Karriere hat Nick Proschwitz nicht nur gute Erfahrungen mit Medien gemacht. Das merkt man ihm beim Interview an. Eher skeptisch beantwortet der Neuzugang von Eintracht Braunschweig die Fragen, so als müsse er sich jederzeit für einen unerwarteten Angriff wappnen. Allerdings hat der Stürmer in seiner wechselvollen Profi-Laufbahn mit 13 unterschiedlichen Vereinen auch für den einen oder anderen Aufreger gesorgt, der sich dann in der Zeitung wiederfand.

Und auch sein jüngster Wechsel von Meppen nach Braunschweig ging nicht ohne ein paar Zwischentöne über die Bühne. Die Verantwortlichen des SV fanden für den 32-Jährigen nicht nur warme Worte. Zu vehement habe Proschwitz ihrer Meinung nach trotz bestehenden Vertrages auf einen Wechsel nach Braunschweig gedrängt. Doch der Angreifer reagiert cool, als er darauf angesprochen wird. „Ich hatte einige tolle Monate in Meppen. Von meiner Seite wird es über den SV kein negatives Wort und kein Nachtreten geben.“ Punkt.

Lieber als Worte möchte der Angreifer im Eintracht-Trikot aber auch Taten sprechen lassen. Darüber, dass er sein Handwerk beherrscht, gibt es keinen Zweifel. In der vergangenen Saison hat er in 27 Spielen 14 Tore für Meppen erzielt. Zudem wurde er schon zweimal in seiner Karriere Torschützenkönig. Einmal in der Schweiz mit dem FC Vaduz, einmal in Diensten des SC Paderborn – jeweils in der 2. Liga. Deshalb ist dem großgewachsenen Mittelstürmer klar, wofür Eintracht ihn vor allem verpflichtet hat. „Im Fußball geht es um Tore. Und Stürmer werden nicht nur, aber vor allem an ihnen gemessen. Deshalb ist es mein Ziel so viele wie möglich zu erzielen. Ich freue mich mehr über ein 5:4, bei dem ich treffe, als ein 1:0“, gibt er zu.

Er hat aber auch kein Problem damit, dass die Eintracht mit Orhan Ademi einen zweiten Mittelstürmer geholt hat, der Ansprüche auf einen Platz in der Anfangsformation stellt. „Ich kenne Orhan schon lange, wir verstehen uns gut. Ich denke, dass es auch mit uns gemeinsam im Sturm funktionieren könnte. Aber das muss der Trainer entscheiden“, sagt Proschwitz.

Für ihn ist diese Konkurrenzsituation jedenfalls nichts Neues, er hat in seiner Karriere schon viel erlebt. Prägend war für ihn dabei die Zusammenarbeit mit Pierre Littbarski in Vaduz. „Von ihm habe ich am meisten gelernt“, sagt Proschwitz über den Weltmeister von 1990. Vielleicht gibt es in Braunschweig die Möglichkeit für ein Wiedersehen. Littbarski arbeitet inzwischen für den VfL Wolfsburg und wohnt in der Nähe von Braunschweig.

Die Stadt ist Proschwitz noch gut aus seiner eigenen Zeit beim VfL, für den er eine Saison in der zweiten Mannschaft spielte, bekannt. „Einer meiner besten Jugendfreunde ist Torsten Oehrl. Wir sind beide in Franken ganz in der Nähe aufgewachsen. Unsere Elternhäuser liegen nur etwa zehn Minuten auseinander“, berichtet Proschwitz. Und als sein Kumpel, mit dem er bei Greuther Fürth auch in der Jugend zusammenspielte, 2007/08 in Braunschweig aktiv war und er zeitgleich in Wolfsburg, habe er die Löwenstadt bereits näher kennengelernt.

Proschwitz wusste also, was ihn in Braunschweig erwartet. Als sein Wechsel perfekt war, schwärmte er deshalb in der offiziellen Pressemitteilung auch von der Eintracht und ihrem Umfeld. Mit der Stimmung im Stadion sieht er sich an seine Zeit in England erinnert, als er für Brentfort, Hull City, FC Barnsley und Coventry City spielte. Gleichzeitig traut er den Löwen in der neuen Saison viel zu. „Die Qualität, um oben mitzuspielen, ist da“, sagt er.

Als Eintrachts Abstiegsendspiel gegen Cottbus lief, stand der Angreifer noch für den SV Meppen auf dem Platz. Das hielt ihn aber nicht davon ab, in der Halbzeit mal kurz das Ergebnis zu checken. Das gab zwar einen kleinen Rüffel von SV-Coach Christian Neidhart, aber damit konnte Proschwitz leben. Er will nun bei Eintracht für Aufregung sorgen – allerdings nur mit seinen Toren auf dem Platz.