Braunschweig. Im zweiten Spiel der Viertelfinal-Serie hoffen Braunschweigs Basketballer auf 6000 Fans gegen den Meister aus München und auf eine Siegchance.

. Es ist so weit, am Freitag gehen die Vorhänge auf bei Braunschweigs Basketballern. Im doppelten Sinn. Die große Bühne Play-off-Viertelfinale öffnet sich nach sieben Jahren Pause wieder in der Volkswagenhalle, und zugleich verschwinden die Abhängungen vor den Kurven, weil der Fan-Andrang so groß ist, dass die Löwen das große Oval zu füllen versuchen.

„Wir hoffen auf 6000 Zuschauer, und die hätte diese Partie auch verdient“, sagt Trainer Frank Menz im Blick darauf, dass es nicht nur seine Mannschaft zu sehen und zu würdigen gibt, sondern in Gegner Bayern ein europäisches Top-10-Team.

„Überragende defensive Leistung“

Bei der Videoanalyse ihrer respektablen 59:70-Niederlage im ersten Spiel haben sich die Löwen vergegenwärtigt, was sie da vollbracht hatten, indem sie den Meister in dessen Halle auf 70 Punkten gehalten hatten. Die Penetranz, das taktische Durchhaltevermögen, mit denen seine Schützlinge 40 Minuten lang das Spiel der Bayern zerstört hätten, sei eine überragende defensive Leistung gewesen, meinte Menz. „So wurden die in der Liga noch nicht oft verteidigt, sie wissen jetzt, dass es gegen uns eklig werden kann.“ Er erwartet deshalb für heute keine Gnade: „Wir haben sie gereizt und verärgert, die werden sich richtig was vornehmen und wollen sicher nicht noch mal nach Braunschweig kommen.“

Hoffen auf mehr Wurfglück

Die Löwen hoffen in eigener Halle auf mehr Wurfglück, betont Luis Figge. Der Youngster kommt zum Ende der Saison nochmal richtig in Schwung, gefiel schon bei den Siegen gegen Frankfurt und Bayreuth als leidenschaftlicher Verteidiger, energischer Rebounder und mutiger Angreifer und verdient sich damit immer mehr Spielzeit. In München war es eine knappe Viertelstunde, obwohl der 21-Jährige keinen seiner sechs Würfe traf. „Aber Luis hat wenigstens keinen verweigert“, lobt der Trainer.

Worin die Schwierigkeit besteht, gegen die Münchner zu treffen, verdeutlicht Figge: „Das sind alles große Monster! Du denkst, du hast einen normalen freien Wurf. Aber dann kommt Derrick Williams angeflogen, und du siehst den Korb nicht mehr.“ Es sei schon beeindruckend, gegen die internationalen Stars wie den Ex-NBA-Profi zu spielen, die er sonst in den Euroleague-TV-Übertragungen bewundere.

Fehlwürfe fürs Erfahrungskonto

„Wenn ich gegen die auf dem Feld stehe, ist das wie die Erfüllung, wie ein heftiger Dopamin-Ausstoß“, schwärmt der Flügelspieler. „Im Moment lebe ich meinen Traum.“ Dass er keine Punkte beisteuern konnte, sei zwar schade. „Aber jeder Wurf, der daneben ging, ging aufs Erfahrungskonto. Und ich hoffe, wir können schon fürs Heimspiel daraus lernen.“

Für eine bessere Angriffsleistung als in München sei vor allem absolute Präzision erforderlich, verdeutlicht Menz. „Gegen so große und schnelle Verteidiger musst du bei der Ballbewegung alles perfekt machen.“ Komme ein Zuspiel zwei, drei Zentimeter zu weit rechts oder links, könne es der Mitspieler schon nicht mehr schnell genug weiterverwerten, die Option sei vertan.

„Wir brauchen den Energiekick von den Fans“

In eigener Arena fällt ihnen am Freitag alles leichter, davon sind die Löwen überzeugt. Sie möchten sich berauschen an der Kulisse, über sich hinauswachsen und durch einen Sieg ein zweites Heimspiel am Dienstag erkämpfen. „Zu Hause ist ein ganz anderer Drive dahinter, wir brauchen den Energiekick von den Fans, um auf eine Siegchance hinzuarbeiten“, betont Figge.

Sehr wahrscheinlich ist es nicht, dass die Löwen sie gegen die Münchner Übermacht bekommen werden, schließlich fehlt weiterhin Scott Eatherton verletzt. „Wenn wir die Bayern in einem Play-off-Spiel schlagen würden, wäre das die größte Sensation der Saison“, malt sich Menz aus. „Dann könnten wir uns ein Denkmal setzen."

2. Viertelfinale: Braunschweig – München, Freitag, 20.30 Uhr, VW-Halle

Der Gegner

Die Bayern schicken mit ihrem 20 Millionen-Etat ein Starensemble ins Rennen, aus dem wegen eines Überangebots stets ein ausländischer Profi aussetzen muss. Leon Radosevic und Nihad Djedovic spielen mit deutschem Pass.

Deutsche Nationalspieler: Powerforward Danilo Barthel gilt als bester deutscher Profi in der BBL, Maodo Lo dürfte als Spielmacher neben Dennis Schröder ebenfalls sein Ticket für die WM in China sicher haben. Der Ex-Braunschweiger Robin Amaize fehlt verletzt.

Europäische Nationalspieler: Regisseur Stefan Jovic, Flügel Vladimir Lucic und Powerforward Nemanja Dangubic spielen für Serbien, Petteri Koponen kam als Star des finnischen Teams vom FC Barcelona. Marvin Ogunsipe ist Kollege von Löwe Thomas Klepsiz in der österreichischen Auswahl.

US-Stars: Derrick Williams kam mit 428 NBA-Spielen nach München und will bleiben, wenn er kein neues NBA-Angebot bekommt. Center Devin Booker ist ein starker Center, Braydon Hobbs setzt oft aus.