Braunschweig. Die Braunschweiger und die Dresden Monarchs bieten vor Saison-Rekordkulisse ein Topspiel, das alles hielt, was es versprach.

Ganz am Anfang: Die meisten Braunschweiger Fans waren eine gute halbe Stunde vor dem Anstoß noch auf dem Stadion-Vorplatz, stimmten sich ein auf das Spitzenspiel der Football-Bundesliga Nord zwischen den Lions und den Dresden Monarchs, auf das Endspiel um die Nordmeisterschaft. Zur gleichen Zeit bereiteten sich auf dem Feld im Stadion-Rund die Hauptakteure auf das alles entscheidende Duell vor, indem sie ihre Muskeln auf Betriebstemperatur brachten. Und sogar die Lachmuskeln. Denn plötzlich warf sich Braunschweigs Cheftrainer Troy Tomlin auf den Boden – und machte 15 Liegestütze, sprang auf und klatschte mit seinem Topangreifer Christian Bollmann ab.

Ganz am Ende: Die Braunschweiger Fans feierten ihre Lions lautstark, als der Pokal für den Nordmeister an ihre Lieblinge übergeben wurde. Prächtiges Wetter, Saison-Rekordkulisse von 4579 Zuschauern im Eintracht-Stadion, die ein packendes Spiel erlebt haben, das zum Großteil höchsten Ansprüchen genügte und 28:28 endete. Und die Anhänger der Gastgeber hatten die Gewissheit: Es geht weiter dieses Jahr, in dieser Arena.

Im Viertelfinale sind in zwei Wochen, am 22. September um 18 Uhr, die Munich Cowboys zu Gast. Und sollten die Lions diese Partie gewinnen, folgt an gleicher Stätte eine Woche später das Halbfinale.

Mittendrin, das Spiel: Der harte Kern der Lions-Anhänger, der bei jedem Spiel dabei ist, zu Hause wie in der Ferne, traute nach zuletzt durchwachsenen Leistungen der Lions-Offensive seinen Augen nicht. Von Beginn an funktionierte die Angriffs-Maschinerie der Gastgeber wie ein Uhrwerk. Pass links, Pass recht, Pass durch die Mitte, alles kam auf den Punkt und wurde gefangen. Nicht die kleinste Unsicherheit bei Spielmacher Jason Clark und seinen Fängern Christian Bollmann, Niklas Römer, Justus Holtz, Nikolai Schumann, Paul Bogdann und Jan Hilgenfeldt.

Und zwischendurch brachen die Runningbacks Christopher McClendon und David McCants fast nach Belieben durch die Abwehrriegel der Goldhelme. Eine fantastische erste Hälfte war das, die der Braunschweiger Angriff bot. Der Lohn: vier Touchdowns und die knappe 28:21-Führung. Knapp vor allem deshalb, weil die Dresdner ebenfalls bewiesen, dass sie eine der besten Angriffsreihen der Bundesliga besitzen. Den Lions unterliefen keine dicken Patzer, keine spektakulären Fehler, nur sie fanden wie die Defensiv-Abteilung der Monarchs keine greifenden Mittel ob solcher Offensivwucht und Angriffsklasse.

So ging es in eine zweite Hälfte, in der die Braunschweiger nicht nur den Gegner beherrschten, sondern auch die Spieluhr. Sie überließen den Dresdnern kaum noch das Ballbesitzrecht. Und weil die Lions-Abwehr einmal dann doch richtig pennte, Dresden innerhalb von 22 Sekunden Ballbesitzrecht den Ausgleich erzielte, blieb es bis zum Schluss spannend.

Die Braunschweiger lagen nie zurück. Doch das hätte sich ändern können, als die Gäste gut fünf Minuten vor dem Ende ein Fieldgoal aus machbaren 40 Metern versuchten, das Spielgerät aber links an der Torstange vorbei droschen. Auf der anderen Seite setzten die Lions fortan wieder ihr fast perfekt funktionierendes Zeit-Management in Kraft, ließen Dresden nicht mehr an den Ball kommen und hatten ihrerseits zwölf Sekunden vor dem Abpfiff den Sieg auf dem Fuß. Doch der Fieldgoal-Versuch aus eigentlich locker zu treffenden 22 Metern von Kicker Tobias Goebel wurde geblockt. So blieb es beim Remis. Ein seltenes Ergebnis in diesem Sport, ein gerechtes für so ein Spiel, ein Gewinnbringendes in diesem Fall für beide Seiten.

„Ich bin stolz auf meine Jungs, wie lange sie den Gegner gar nicht haben an den Ball kommen lassen. Ich bin happy mit dem Gewinn der Nordmeisterschaft“, sagte Braunschweigs Cheftrainer Troy Tomlin. Aber er kritisiert auch: „Manche Situationen haben mir nicht gefallen. Daran müssen wir arbeiten.“

Sein Gegenüber Ulrich Däuber, erst seit dieser Saison bei den Monarchs in Amt und Würden, kritisierte: „Unsere Abwehr war anfangs gar nicht gut. Wir sind mit dem klaren Ziel hierhergekommen, das Spiel zu gewinnen. Und dann bekommt der Lions-Quarterback immer wieder bis zu fünf Sekunden Zeit, sich seine Anspielstationen auszusuchen. Das geht gar nicht.“

Ein Lob vom Gegner für die Braunschweiger Offenseline, das ging runter wie Butter bei den Nordmeistern. Überhaupt wirkten die Lions das ganze Spiel über zwar absolut fokussiert, aber dabei auch ausgestattet mit der nötigen Lockerheit, alles andere als verkrampft. Vielleicht hatte der sonst so strenge Cheftrainer mit seiner kurzen Einlage lange vor Spielbeginn dabei das Zünglein an der Waage gespielt.

„Es war keine Wette, die ich verloren habe. Ich wollte den Jungs einfach nur ein bisschen Stress nehmen und ein wenig Spaß geben.“ Manchmal reichen schon ein paar simple Liegestütze vom Boss, um das zu erreichen.