Wolfsburg. Maxwel Cornet kommt doch nicht zum VfL Wolfsburg. Der Geschäftsführer wurde vom Veto aus Lyon „etwas überrascht“.

. Stellen Sie sich vor, Sie liegen bei einem Marathon in Führung, haben die Ziellinie im Blick und heben leicht die Arme zum Jubeln. Doch dann läuft Ihnen völlig unvermittelt jemand in die Beine, Sie stürzen und schaffen es doch nicht mehr ins Ziel. So ähnlich dürften sich die Verantwortlichen des VfL Wolfsburg am Donnerstag und Freitag gefühlt haben.

Denn der Transfer Maxwel Cornets (21) von Olympique Lyon, der am Mittwoch noch unmittelbar vor der Verkündung stand, ist geplatzt. Das Veto sprach Lyons mächtiger Präsident Jean-Michel Aulas aus. Er lief, um im Marathonbild zu bleiben, Jörg Schmadtke in die Beine und brachte ihn im Rennen um Cornet zu Fall. Der VfL-Geschäftsführer strahlte gestern aber wieder Gelassenheit aus. „Wir haben alles versucht, aber es hat nicht geklappt. Es braucht eben immer drei Parteien, um einen Wechsel zu finalisieren“, sagt er.

Am Mittwoch noch klärte er mit den Vertretern Cornets die letzten Vertragsdetails ab. Der Franzose, der zudem einen ivorischen Pass besitzt und für die Nationalmannschaft der Elfenbeinküste spielt, hatte sich klar für einen Wechsel zum VfL ausgesprochen und hätte gerne einen Vertrag bis ins Jahr 2023 unterzeichnet. Die Wolfsburger ihrerseits haben der Ablöseforderung Olympiques, die nach unseren Informationen bei rund 17 Millionen Euro lag, zugestimmt. Und auch Lyon sendete lange positive Signale, dass der Wechsel über die Bühne gehen kann. „Bis Mittwochmittag“, sagt Schmadtke. „Dann hat sich die Situation bei ihnen verändert.“

Olympique, das vorab schon Angreifer Mariano Diaz an Real Madrid abgeben musste, biss bei der Nachfolgersuche auf Granit. Sowohl die Verhandlungen mit Nicolas Pepe (23, OSC Lille) als auch mit Moussa Dembele (22, Celtic Glasgow) gestalteten sich schwierig, so dass Präsident Aulas einen zu großen Aderlass fürchtete, wenn auch noch Cornet seinen Klub Richtung Wolfsburg verlassen würde. Also legte er sein Veto ein. „Wir werden Maxwel behalten“, sagte er. Wechsel geplatzt. „Diese Wendung“, gibt Schmadtke zu, „kam für uns ein bisschen überraschend.“

Der Geschäftsführer, Sportdirektor Marcel Schäfer und Trainer Bruno Labbadia hatten in den vergangenen Tagen viel Zeit und Energie investiert, um den Flügelspieler im Transferendspurt doch noch zum VfL zu locken. Doch daraus wird nichts. Es bleibt in diesem Sommer bei fünf Neuzugängen: Pavao Pervan kam aus Linz als Nummer 2 fürs Tor, Jérôme Roussillon für die linke Abwehrseite aus Montpellier, Felix Klaus, der allerdings lange ausfallen wird, aus Hannover für den rechten offensiven Flügel sowie die beiden Mittelstürmer Wout Weghorst (Alkmaar) und Daniel Ginczek (Stuttgart). „Wir haben großes Vertrauen ins unseren Kader“, sagt Schmadtke, der wegen des geplatzten Cornet-Transfers „keine grauen Haare“ bekommt.

Mit Renato Steffen, Jakub Blaszczykowski und Admir Mehmedi stehen drei Spieler im Aufgebot, die den rechten Flügel besetzen können. In der qualitativen Spitze allerdings hätte Cornet noch eine Steigerung geboten. Einen Spieler mit seiner Stärke in Eins-gegen-eins-Duellen, seiner Schnelligkeit und seinen beidfüßig starken Torabschlüssen gibt es auf dem rechten Flügel im Wolfsburger Kader nicht. Erst im Winter kann der VfL den nächsten Versuch unternehmen, einen neuen Spieler für den rechten Flügel – eine der Problempositionen der vergangenen Spielzeiten – zu verpflichten.

Auf der Abgangsseite hat sich im auch Endspurt nicht mehr viel getan. Einzig Riechedly Bazoer (21) verlässt den VfL noch. Der Mittelfeldspieler aus den Niederlanden, der im Januar 2017 für 11,9 Millionen Euro von Ajax Amsterdam gekommen war, sich aber nie durchsetzen konnte, schließt sich dem FC Porto an. Der portugiesische Spitzenklub leiht Bazoer aus und soll im Anschluss daran über eine Kaufoption verfügen. Ähnlich waren die Wolfsburger auch bei Victor Osimhen und Landry Dimata verfahren. Die beiden Angreifer wurden in die belgische Liga verliehen, Osimhen zum RSC Charleroi, Dimata zum RSC Anderlecht. Auch bei ihnen haben sich die Klubs Kaufoptionen gesichert. Verkauft wurde einzig Paul Jaeckel. Der 20 Jahre alte Innenverteidiger hat bei Zweitligist Greuther Fürth einen Dreijahresvertrag unterschrieben. Wechseln können hätte noch Paul-Georges Ntep. Der 1. FC Nürnberg soll sich für den Flügelspieler aus Frankreich interessiert haben. Aber der blieb lieber in Wolfsburg.