Braunschweig. Wenn die Braunschweiger Footballer am Sonntag um 15 Uhr auf die Kölner treffen, spielen viele Erinnerungen an große Spiele mit.

Fast 21 Jahre ist es her, als die Lions ihren ersten ganz großen Triumph feiern durften. Da waren viele heutige Braunschweiger Football-Fans noch gar nicht geboren. Der Gegner damals in Hamburg im deutschen Endspiel: die Cologne Crocodiles. Die Lions siegten als krasse Außenseiter, obwohl sie kurz vor Schluss den vermeintlich entscheidenden Touchdown kassiert hatten. Und während die Kölner an der Seitenlinie schon ihren ersten Meistertitel bejubelten, machten die Lions mit einem unglaublichen Schlussspurt diesen Traum des Gegners zunichte und die Sensation perfekt.

Mit diesem Sieg im German Bowl im Oktober 1997 begann für die Löwen eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Heute sind die Lions deutsche und europäische Rekord-Champions. Und am Sonntag sind die Crocodiles mal wieder in Braunschweig zu Besuch.

Wenn um 15 Uhr der Kick-off erfolgt, liegt jede Menge Tradition in der Luft, hüben wie drüben – und Emotionen schwingen mit. Und die älteren Football-Freude erinnern sich wieder an einen der unglücklichsten Tage in der Vereinsgeschichte der Lions. Im German Bowl 2000 gewannen die Crocodiles ihren ersten deutschen Titel, ihren einzigen bis heute, ausgerechnet im Eintracht-Stadion gegen die Lions. Und während fortan die Braunschweiger immer erfolgreicher wurden und bis 2016 zu elf deutschen Titeln kamen, verschwanden die Kölner völlig von der Bildfläche, gingen pleite und fingen irgendwann wieder in der untersten Liga an.

Seit vergangenem Jahr sind sie zurück in der Bundesliga, verpassten die Play-offs knapp und belegten den fünften Platz. Noch stärker präsentieren sich die Kölner in diesem Jahr, personell verstärkt und als Team gewachsen. Und würdig, sich an die großen Duelle mit den Lions zu erinnern.

Auch an Braunschweigs Cheftrainer Troy Tomlin geht dieses Duell der Traditionsmannschaften emotional nicht spurlos vorbei. Doch Tomlin denkt zuerst nicht an den Triumph von 1997 und auch nicht an die Enttäuschung 2000. „Wann immer ich die gelben Helme und die grünen Trikots sehe, denke ich an 1994, an mein allerstes Spiel in Braunschweig als Defense-Trainer der Lions. Da haben wir gegen die Crocodiles gespielt.“ Und bei der Bundesliga-Premiere der Lions mit 7:27 verloren – im Eintracht-Stadion.

„Teams wie die Crocodiles mit soviel Stolz und Tradition darf man niemals unterschätzen. Sie sind richtig stark und haben dieses Jahr sogar die Chance, Nordmeister zu werden, in jedem Fall aber die Play-offs zu erreichen. Wir müssen unseren besten Football spielen, um als Sieger den Platz zu verlassen“, betont Tomlin.

Das sagt er oft. Aber immer klingt es so, als wäre er davon felsenfest überzeugt. Vielleicht ist das ja auch der Schlüssel für den Braunschweiger Erfolg, dass die Lions eigentlich nie einen Gegner unterschätzen. „Man darf keinen Gegner auf die leichte Schulter nehmen, niemals“, betont Tomlin mit Vehemenz in der Stimme.

Dabei wächst die Sehnsucht seiner Spieler nach einer Verschnaufpause. In 13 Wochen haben die Lions elf Spiele bestritten. Und nach dem Köln-Spiel gibt es vier Wochen lang Sommerpause. „Zwei Wochen haben die Spieler frei. Die sollen sich ausruhen und ihre kleinen und größeren Verletzungen auskurieren“, fordert Tomlin. Doch einmal noch gilt es vorher, Vollgas zu geben. Am Sonntag im Traditionsduell mit den Crocodiles.