Braunschweig. Nach einem völlig verkorksten ersten Viertel und nur durchwachsenen Angriffsleistung verlieren die Braunschweiger Footballer verdient das Heimspiel.

Nach mehr als drei Jahren haben die Erfolg gewohnten Braunschweiger Footballer wieder einmal eine Heimniederlage kassiert. Am Sonntagmittag gab es für den frisch gebackenen Rekord-Eurobowlsieger ein verdientes 21:26 gegen den Play-off-Kandidaten Berlin Rebels. Vorentscheidend war ein völlig verschlafener Start ins Spiel der Lions vor 3261 Zuschauern im Eintracht-Stadion. Nach nicht einmal drei Minuten effektiver Spielzeit stand es bereits 0:14, am Ende die ersten Viertels 6:21 und zur Pause 6:24. Verantwortlich für den hohen Rückstand waren Ballverluste der Gastgeber, wie man sie von ihnen sonst fast nie und in dieser Fülle seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Die Gäste nutzen diese Vorlagen gnadenlos aus.

Trotzdem besaßen die Lions bis zum letzten Spielzug eine Siegchance, weil ihre Abwehr in Hälfte zwei eine famose Leistung bot, den Berlinern die Kräfte immer mehr abhanden kamen und der Braunschweiger Angriff plötzlich doch mehr Licht als Schatten bot. Cheftrainer Troy Tomlin war hinterher ziemlich angefressen. „Manchmal kann man mehr aus Niederlagen lernen als von Siegen“, sagte er und kündigte damit eine unbequeme Trainingswoche an. Bereits am nächsten Samstag steht in Dresden das nächste Spitzenspiel für die Braunschweiger auf dem Programm.

Der Traum von einer perfekten Saison, die man erreicht hat, wenn jedes Spiel gewonnen wird, ist damit auch in diesem Jahr schon wieder frühzeitig geplatzt. Im Vorjahr hätte nur noch der Sieg im German Bowl, im deutschen Endspiel, klappen müssen, um erstmals in der Lions-Geschichte eine „Perfect Season“ zu spielen.

Knapp eine Woche nach dem sechsten Eurobowl-Triumph der Braunschweiger durch einen 20:19-Erfolg in Frankfurt gegen die heimischen Universe wirkten die Braunschweiger gegen die Hauptstädter etwas müde, weniger spritzig in den Bewegungen und auch nicht so gedankenschnell wie zuletzt. Das spielte von Beginn an den Rebels auch deshalb in die Karten, weil sie es schafften, in den entscheidenden Spielsituationen besonnen zu agieren. Disziplin zählt sonst nicht gerade zu den Stärken der Mannschaft von Cheftrainer Kim Kuci, der einst in Braunschweig als Ballträger für Furore sorgte.

„Wir haben hart gekämpft und wollten unbedingt zeigen, dass wir es besser können als in der Vorwoche bei der 24:28-Niederlage gegen Kiel“, sagte US-Verteidiger Rory Johnson von den Rebels. Zur Erinnerung: Die Lions hatten Kiel unlängst mit einer 42:3-Packung nach Hause geschickt.

Zu viel an die Vergangenheit zu denken, muss aber nicht nur positive Aspekte haben. „Vielleicht waren einige Spieler von uns noch in den Gedanken beim Eurobowlsieg. Ich weiß es nicht“, meinte Tomlin. Wenn es denn so gewesen sein sollte, haben die Lions im Gegensatz zu den Berlinern aus dem Spiel nichts gelernt. „Es kann nicht sein, dass wir zweimal hintereinander durch Ballverluste zu hoch in Rückstand geraten. Das habe ich vorher mit den Lions noch nie erlebt“, schimpfte der Braunschweiger Cheftrainer. In der Tat siegten die Löwen in Frankfurt in letzter Minute glücklich nach einem 7:19-Rückstand. Diesmal blieb ihre Aufholjagd unbelohnt.

Gleich nach dem ersten Spielzug der Partie stand es 0:7 aus Lions-Sicht. Berlins starker Spielmacher Terrell Robinson bediente den weit enteilten Joshua Simmons mit einem Traumpass, und der lief bis in die Endzone zum Touchdown. Ein Schachzug über 67 Meter. Dann die Lions: Erster Laufversuch: 0 Meter. Erster Pass: Ziel verfehlt. Zweiter Pass – genau in die Arme des Berliners Paul Seifert. Interception nennt sich so etwas. Wenig später stand es 0:14. Der nächste Braunschweiger Fehlpass von Jadrian Clark führte in der Folge zum Fieldgoal, das die Gästeführung auf 24:6 schraubte.

Und gleich nach der Halbzeitpause ging es mit Fehlleistungen der Lions munter weiter. Lennies McFerren macht mit einem tollen Lauf 30 Meter gut, wird dann hart gestoppt und verlor den Ball dann an einen Gegenspieler. Wenig später erlaubten sich die Lions noch einen Fumble, wie solche Ballverluste in der Fachsprache heißen. Patryck Matkowski fing einen feinen Pass von Clark, wurde hart geblockt – und ließ den Ball fallen. Es war zum Haareraufen.

Doch als den Braunschweigern dann ziemlich zu Beginn des Schlussviertels innerhalb von einer Minute zwei Touchdowns glückten und es nur noch 21:24 stand, schien noch alles möglich zu sein. Doch immer wieder waren es Unkonzentriertheiten, die sich wie ein roter Faden durch die Lions-Aktionen an diesem Tag zogen und es verhinderten, dass der Sieg noch gelingen konnte. Ein Tag zum Vergessen und nicht wie noch vor einer Woche für die Geschichtsbücher.