Orlando. Auch ihr Umgang mit Goeßling wird kritisiert.

Nach dem sportlichen Offenbarungseid beim She-Believes-Cup hatte Steffi Jones allen Glauben verloren. Mit versteinerter Miene und leerem Blick rang die ratlose Bundestrainerin, die nun mehr denn je um ihren Job bangen muss, nach Worten.

„Es war wirklich bitter, weil wir in den ersten beiden Spielen durch eine gute Einstellung, mannschaftliche Geschlossenheit und hohe Laufbereitschaft überzeugen konnten“, sagte Jones nach dem desolaten 0:3 (0:1) gegen WM-Gastgeber Frankreich – und klang einfach nur resigniert: „Heute fehlte das alles.“

Nach dem EM-Frustjahr und dem Zittern um ihren Arbeitsplatz sollte das Vier-Länder-Turnier in den USA für die Bundestrainerin die Wende einläuten. Doch nach dem 0:1 gegen den Gastgeber und dem 2:2 gegen England flog der Olympiasieger am Donnerstag ohne Sieg, dafür mit großen Zweifeln nach Hause. Es scheint schwer vorstellbar, dass die von Anfang an kritisierte Fußballlehrerin angesichts anhaltender Turbulenzen an Bord bleiben darf.

DFB-Boss Reinhard Grindel hatte Jones‘ Vertrag nach dem enttäuschenden Viertelfinal-Aus bei der EM im Sommer bis zur WM 2019 verlängert, die Trainerin dann aber nach dem 2:3 im Qualifikationsspiel gegen Island im Oktober öffentlich angezählt, doch ein 4:0 im Test einen Monat darauf gegen Frankreich rettete Jones noch einmal den Job.

Nur dreieinhalb Monate später zeigte die DFB-Auswahl gegen denselben Gegner ein ganz anderes, erschreckendes Gesicht. „Wir haben nicht zugepackt, die Zweikämpfe waren fast eine Katastrophe. Wir haben nur reagiert, das ist zu wenig. Wie wir da wieder rauskommen, ist gerade schwierig zu sagen“, sagte Alexandra Popp.

Der Ausweg muss aber schnell gefunden werden. Am 7. und 10. April beginnt mit den Spielen gegen Tschechien und in Slowenien die heiße Phase der WM-Qualifikation. Im Kampf um den Gruppensieg und das direkte Ticket für die Endrunde 2019 darf sich das deutsche Team keine weiteren Ausrutscher erlauben.

Einen solchen leistete sich Jones auch noch zum Ende der Partie, als sie Lena Goeßling in der 90. Minute (!) einwechselte und ihr so zum 100. Länderspiel verhalf. Nicht nur bei Ex-Nationalspielerinnen stieß das auf Kritik. „Unwürdig“ nannte Ariane Hingst, mittlerweile bei Goeßlings Klub VfL Wolfsburg Co-Trainerin, dieses Vorgehen. sid