Minneapolis. Für das Traum-Duo der Patriots, Coach Bill Belichik und Quarterback Tom Brady, könnte es der letzte Super Bowl werden.

Bill Belichick ist meist ein griesgrämiger Mann. Der erfolgreichste Cheftrainer der amerikanischen Football-Liga NFL lacht so wenig, dass auf der offiziellen NFL-Internetseite Video-Schnipsel mit Belichick einen „Smile Counter“ haben – jedes Lächeln wird dort gezählt.

Zu Beginn der Super-Bowl-Woche lächelten der Cheftrainer der New England Patriots und Star-Quarterback Tom Brady (40) aber auffallend oft. In seinem achten Endspiel trifft das Erfolgsgespann Belichick/Brady am Sonntag (0.30 Uhr, Pro7) in Minneapolis auf die Philadelphia Eagles – viele weitere Endspiele kommen aber nicht mehr hinzu.

Belichick und Brady, die fünf der bisher sieben Endspiele gewannen, scheinen das zu ahnen. „Als ich zum ersten Mal in den Super Bowl gekommen bin, ist ein Traum wahr geworden. Das nun achtmal erreicht zu haben, ist unglaublich“, sagte Brady in der Nacht von Montag auf Dienstag in St. Paul, als sich alle Spieler beider Mannschaften und die Trainer Hunderten von Medienvertretern aus aller Welt stellten. Die Fans in Minneapolis empfingen Brady begeistert. Bradys Mutter wuchs in der Nähe auf, und er wird nicht müde, dies in diesen Tagen zu betonen.

Auch Belichick, der im April seinen 66. Geburtstag feiert, nahm auf einem Stuhl Platz. Er trug nicht wie sonst in den vergangenen Jahren normale Trainingsklamotten, sondern einen Anzug mit Krawatte und wirkte, als würde er die Atmosphäre noch einmal so richtig aufsaugen. „Ich bin sehr aufgeregt, hier zu sein“, sagte Belichick, redete danach locker über seine Lieblingssportarten außer Football und lobte immer wieder den kommenden Gegner.

Doch so gut gelaunt verlief die Saison nicht, nachdem der Sportsender ESPN im Januar Gerüchte über ein Zerwürfnis zwischen Belichick auf der einen sowie Brady und Klubbesitzer Robert Kraft auf der anderen Seite veröffentlicht hatte. Belichick hätte Bradys privaten Fitnesscoach Alex Guerrero von der Seitenlinie verbannt, hieß es dort. Zudem hätten Brady und Kraft gegen Belichicks Willen einen Spielertausch mit den San Francisco 49ers forciert. Die Patriots gaben den sehr begabten Ersatz-Quarterback Jimmy Garoppolo ab und bekamen dafür den durchschnittlichen Brian Hoyer.

Brady hat eben noch nicht vor, so schnell abzutreten und seinen Posten an einen jungen Quarterback abzutreten. Fast alle sportlichen Rekorde hält Brady schon, in seinem 18. Jahr bricht er nun sämtliche Alters-Bestmarken. „Solange ich auf höchstem Level spielen kann, werde ich meine Karriere fortsetzen“, sagt er selbstbewusst. Das registriert Belichick natürlich. Er habe den ESPN-Artikel nicht gelesen, sagte er grimmig am Tag der Veröffentlichung. Sollte Belichick bleiben, müsste er sich nicht nur auf ein weiteres Jahr mit einem alternden Brady einstellen, sondern auch ein neues Trainerteam aufbauen. Denn die beiden Superhirne der Patriots werden wohl gehen. Der Trainer der Offensive, Josh McDaniels, und Defensiv-Trainer Matt Patricia stehen bei anderen NFL-Teams als Cheftrainer hoch im Kurs. Einer, der Belichick und Brady gut kennt, ist Sebastian Vollmer.

Der deutsche Ex-NFL-Profi spielte lange bei den Patriots. In einer Kolumne schrieb er: „Die Gefahr eines Abgangs von Belichick besteht jedes Jahr.“ In diesem Jahr?

Auch Klubbesitzer Robert Kraft ließ sich bei der Mediennacht interviewen. „Meine Aufgabe ist es, das Beste zu tun, um alles zusammenzuhalten“, sagte er. Lange wird ihm das nicht mehr gelingen, so wie es im Moment aussieht.