Singapur. In Singapur muss Hamilton seine Formel-1-Führung verteidigen.

Während Lewis Hamilton mal wieder um die Welt jettete und im Blitzlichtgewitter der New York Fashion Week mit Topmodel Heidi Klum oder dem ältesten Beckham-Sprössling Brooklyn posierte, bereitete sich Sebastian Vettel in bewährter Zurückgezogenheit auf den richtungweisenden Großen Preis von Singapur vor. Das Rennen im „Monte Carlo der Moderne“ läutet für die beiden so gegensätzlichen Titelanwärter die entscheidenden Wochen im Kampf um die Formel-1-Krone ein – für Vettel ist es vielleicht sogar die letzte Chance, das Ruder herumzureißen.

Beim Nachtrennen in den Straßenschluchten der asiatischen Finanzmetropole (Sonntag, 14 Uhr/RTL) muss sich der 30-Jährige nach dem Desaster beim Ferrari-Heimspiel in Monza erstmals in dieser Saison in die Rolle des Jägers fügen. Das Momentum spricht dabei klar gegen ihn. Seit dem Kanada-Grand-Prix im Juni holte Mercedes-Star Hamilton 28 WM-Punkte mehr als der Heppenheimer. Der aber erklärt trotzig: „Monza ist mit anderen Strecken nicht zu vergleichen. Der Spirit bei uns stimmt, deswegen freue ich mich auf die nächsten Rennen.“

Vettels Optimismus ist zumindest mit Blick auf das Rennen in Singapur nicht unbegründet. Zwar hatte Monza die Schwächen von Ferrari auf Höchstgeschwindigkeitskursen knallhart offenbart, doch nun sind die Roten wieder favorisiert. „Der Ferrari ist ein Super-Auto für Singapur“, sagte gar Mercedes-Teamaufsichtsratschef Niki Lauda. Der verwinkelte Stadtkurs ähnelt mit seinen engen Kurven und kurzen Geraden den Strecken in Monaco und Ungarn, wo Vettel in diesem Jahr gewann und Mercedes erhebliche Probleme hatte. Außerdem ist Vettel mit vier Siegen der „König von Singapur“. Gewinnt er zum fünften Mal in der schwülen Hitze Ostasiens, sind die drei Punkte Rückstand auf Hamilton wieder in eine Führung gedreht.

Auch Vettels Ex-Team Red Bull dürfte eine gute Rolle spielen, weshalb Lauda bei den Silberpfeilen von „Schadensbegrenzung“ als Zielsetzung sprach. Sollte sich Red Bull also tatsächlich zwischen Ferrari und Mercedes schieben, würde Vettel auf dem Weg zu seinem vierten WM-Titel doppelt gewinnen. Und so wie Hamilton jüngst Vettel die WM-Führung abjagte, könnte sich laut Lauda „das Blatt schnell wieder wenden“.

Daran glaubt Hamilton natürlich nicht. Der Engländer sieht zwar auch die „Vorteile des Ferrari“ in Sachen Abtrieb, betonte in Monza aber ausdrücklich: „Mercedes-Power ist definitiv besser als Ferrari-Power“. Und auch wenn die Motoren in Singapur eine eher untergeordnete Rolle spielen, dürfte der Faktor Antrieb in den Rennen danach wieder ein dicker Vorteil für Mercedes sein.

Zudem befindet sich Hamilton nach eigener Aussage im „Beast Mode“, der Engländer hat als erster Fahrer in dieser Saison zuletzt zwei Rennen in Folge gewonnen. Mit diesem Rückenwind ist dem 32-Jährigen alles zuzutrauen. sid